Suchergebnisse für 'monotheismus' (1)
Im Allgemeinen wird der Monotheismus als eine Errungenschaft herausgestellt. Er hat danach gegenüber dem Polytheismus den charmanten Vorteil, dass es eben nur einen Gott gibt und man sich also nicht streiten muss über die Qualität verschiedener Götter. Als monotheistische Religionen gelten das Judentum, der Islam und das Christentum. Nun haben aber die Monotheisten die Eigenheit, aus dem Satz: „Es gibt nur einen Gott“, sehr schnell den Satz zu machen: „Es gibt nur m einen Gott.“ Damit ist schon die Grundlage gelegt für den Streit der Religionen darüber, welcher Gott der bessere ist. Ich kenne mich mit dem Islam nicht besonders gut aus, weiß aber noch von dem Lesen der alten Romane von Karl May, deren Geschichten sich auch im Orient abspielten, dass der Gefährte von Kara Ben Nemsi (der Ich-Erzähler der Bücher, Karl May selbst), Hadschi Halef Omar, ihn immer als Ungläubigen angesehen hatte und ihn deshalb von dem wahren Glauben (an Allah und an Mohamed seinem Propheten) überzeugen wollte. Kara Ben Nemsi vertrat immer den christlichen Glauben, in dem auch die Feindesliebe eine große Rolle spielte, was Hadschi Olaf Omar nicht verstand, da er eine andere Umgangsweise mit den Feinden vorschlug, die wenig versöhnlich war. Das Alte Testament, das sich grob in die 5 Bücher Mose (Thora), die Propheten und Lehrbücher sowie Psalmen gliedert, handelt in der Hauptsache von einem Gott und seinem Volk (Israel). Diese alten Bücher haben es aber in sich: Sie schildern einen Gott, der eher – man würde heute sagen – autoritär war, eher ungeduldig, und wenig barmherzig. Er war vor allem eines: Er war nur der Gott der Israeliten (Jahwe genannt oder nur, weil der Name Gottes nicht ausgesprochen wurde, als Adonai=Herr bezeichnet), des „auserwählten Volkes“, mit dem er einen Bund geschlossen hatte. Dieser Bund begann mit Noah, der als einziger mit seiner Familie die Sintflut überlebt hatte (1. Mose, 9,8). Zuvor hatte Gott es gereut, dass er die Menschen geschaffen hatte, weil sie in seinen Augen in ihren Bestrebungen nur nach Bosheit trachteten und beschloss, sie und auch die Tiere zu vernichten (1. Mose 6, 5-7). Er ließ die Sintflut kommen, die alles Leben (mit Ausnahme der Fische) auf der Erde auslöschte. Ich halte es für eine kühne Annahme, dass alle damals lebenden Menschen böse waren, wie Gott es sah, so dass, die Maßnahme juristisch gesehen „unverhältnismäßig“ war. Doch Gottes Grausamkeiten hatten damals erst begonnen, denn er ließ auch die Menschen in Sodom und Gomorra umkommen (1. Mose 18, 16-33) und schickte, als die Israeliten – eben sein auserwähltes Volk – sich in der Sklaverei bei den Ägyptern befand und der Pharao sie nicht ziehen lassen wollte (2. Mose 7, 1-11) gerade mal 10 Plagen, die mit Sicherheit sehr viele Tote unter den Ägyptern zur Folge hatten. Den Israeliten hatte Gott Abram zuvor das gelobte Land in Kanaan versprochen (1. Mose 12, 1-9), in welches das Volk unter der Führung von Mose nach der Entlassung aus der Gefangenschaft in Ägypten hinzog. Das dumme war nur, dass dort schon andere Völker (z. B. Hetiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter) lebten, die vertrieben oder vernichtet werden sollten, damit sein Volk dort ansiedeln konnte. Dabei war der Gott der Israeliten nicht zimperlich und hat entweder selbst für Abhilfe gesorgt (2. Mose 7,1) oder die Krieger unterstützt und auch zu Grausamkeiten aufgefordert (5. Mose 20, 16-17, 2. Mose 7, 2). Auch mit einzelnen Menschen wurde nicht zimperlich umgegangen. Die Aufforderung an Abraham (1. Mose 22), seinen Sohn Isaak ihm zu opfern, ist für mich auch kein Ruhmesblatt göttlicher Barmherzigkeit. Erst im letzten Moment wird er von dieser Tat abgehalten. Das bei dem Sohn erlittene Trauma müsste nach heutigem Sprachgebrauch eine Trauma-Therapie nach sich ziehen. Es hat einmal jemand alle Tote, die auf Eingreifen Gottes zurückzuführen sind, aufgelistet und ist auf eine Zahl von mehr als 24 Mio. gekommen ( https://dwindlinginunbelief.blogspot.com/2010/04/drunk-with-blood-gods-killings-in-bible.html ). Kurzum: Dieser Gott des Alten Testamentes ist mir im höchsten Maße suspekt. Er erscheint mir als ein ziemlich gewalttätiger Gott zu sein, der keine Rücksicht kennt, wenn gegen sein Willen gehandelt wird. Auch kann ein Gott, der sich nur für ein Volk einsetzt und anderen Völkern Leid antut, wie das Beispiel der 10 Plagen, die über Ägypten verhängt wurden, zeigt, kein Gott aller Menschen sein. Der Monotheismus ist, wie das Beispiel des jüdischen Glaubens an Jahwe zeigt, eine böse Falle, weil er schnell dazu führt, Gott für sich zu vereinnahmen. Der Anspruch der „Alleinherrschaft“ wird ja schon im 1. Gebot der 10 Gebote deutlich gemacht, in dem Gott klar sagt, dass er keine anderen Götter neben sich duldet (2. Mose 20, 3). Diese als eine gute Erfindung unter Theologen angesehene Formulierung entpuppt sich aber näherer Betrachtung als eine Aufforderung zu Intoleranz. Es mutet mir eher als die Vorschrift eines Autokraten an, der einen absoluten Gehorsam einfordert. Diese Art des „Absolutismus“ passt eher in die Gesellschaft, in der ein König sein Volk allein regiert, dem sich widerspruchslos alle unterordnen müssen. Andere Götter könnten ihm ja den Herrschaftsanspruch streitig machen, was er nicht duldet. Er will allein über seine Untertanen regieren. Juristisch gesehen wäre hiermit jemand, der alle drei Gewalten in der Hand hält: Er gab die Gesetze (10 Gebote, Speisevorschriften), die von seinem Volk einzuhalten waren. Aus den 10 Geboten kann man auch entnehmen, dass sie ausschließlich für die Israeliten gemacht waren: Im 1. Gebot („Ich bin der Herr dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat“ 5. Mose 5, 6) und im 4. Gebot („Denn du sollst daran denken, dass auch du Knecht im Ägyptenland warst und der Herr, dein Gott dich herausgeführt hat“ 5. Mose 5, 15), nimmt er wiederholt darauf Bezug, dass er es war, der die Israeliten aus der Sklaverei errettet hat. Er verlangte gewissermaßen eine Gegenleistung für seine Rettung, dass sein Volk nur ihn als ihren Gott anerkenne. Die ausführende Gewalt lag auch in seinen Händen, in dem er durch seine „Ausführungsbestimmungen“ (2. Mose 21-23) darstellte, wie die 10 Gebote konkret umgesetzt werden sollten. Hier einige Beispiele: Wer Vater und Mutter schlägt, der soll des Todes sterben. Wer einen Menschen raubt, sei es, dass er ihn verkauft, sei es, dass man ihn bei ihm findet, der soll des Todes sterben. Wenn Männer miteinander streiten und einer schlägt den anderen mit einem Stein oder einer Faust, dass er nicht stirbt, sondern zu Bett liegen muss…soll er ihm das Arztgeld geben (2. Mose, 21, 12,15-19). Auch regelt er, wer dann die Vollstreckung seiner Gesetze vollziehen soll. So verfügte er, dass die Ältesten einer Stadt dafür sorgen sollen, dass ein Sohn, der seinen Eltern gegenüber ungehorsam ist, vor der Stadt gesteinigt wird (5. Mose 21, 18-20). Und die rechtssprechende Gewalt hielt er auch in den Händen, denn er ist ein Richter, der die eine erniedrigt und die andere erhöht (Psalm 75, 7) und folgt man der Offenbarung Johannes, in der auch die Vernichtung aller Widersacher vorgesehen ist, wird klar, dass er das letzte Wort hat über diejenigen, die in seinem Reich leben dürfen oder nicht. Hat sich durch Jesus etwas geändert? Leider ist das meiner Meinung nach nicht der Fall, denn schon im Matthäusevangelium sagte ein Engel zu Josef, dass Maria einen Sohn gebären wird, der sein Volk von den Sünden erretten wird (Matthäus 1, 21). Er war also nur der „Sohn Gottes“, der nur zu seinem Volk gesandt wurde. Dies hat auch Jesus selbst so bekräftigt. Bei der Begegnung mit der kanaanäischen Frau entgegnete er ihr, die ihn darum gebeten hatte, ihre Tochter von einem bösen Geist zu befreien, dass er nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt wurde (Matthäus 15, 22-24). Deshalb verweigerte er anfänglich seine Hilfe, ließ sich aber am Ende doch umstimmen. Die Ablehnung der kanaanäischen Frau kann daher erklärt werden, dass sie zu den Kanaanitern gehörte, die ja zuvor von Israeli bei der gewaltsamen Landnahme vertrieben worden waren. Es muss also eine Feindschaft bestanden haben zwischen diesen beiden Volksgruppen. Da Jesus aber Jude war, hielt er zu den Israeliten und lehnte deshalb die Hilfe gegenüber dieser Frau ab. Folgerichtig ist dann auch der Sendungsbefehl an die „Zwölf“ zu verstehen, wonach er seinen Jüngern auftrug, nicht zu den Heiden – Heiden waren einfach fremdvölkische Menschen - zu gehen, da er nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel (Matthäus 10, 5-6) gesandt wurde. Er sah sich also als jemand an, der nicht zu allen Menschen gesandt wurde, sondern nur zu dem Volk, das Gott auserwählt hatte. Er sprach in seiner Bergpredigt davon, dass er gekommen sei, das Gesetz (damit waren die 5 Bücher Mose gemeint) zu erfüllen und nicht aufzuheben. Er warnte die Menschen davor, auch nur ein Tüpfelchen oder den kleinsten Buchstaben vom Gesetz zu ändern (Matthäus 5, 17-18). Damit waren auch die unseligen „Ausführungsbestimmungen“ zu den 10 Geboten gemeint, die bereits erwähnt wurden. Er sah sich also selbst in der Tradition der alten Geschichte des Volkes Israel, das das Salz der Erde sein solle (Matthäus 5, 13). Ist der Monotheismus deshalb abzulehnen? Ich glaube, dass er eher zeitgeschichtlich erklärbar ist, nämlich als der Versuch, das „Unerklärliche“ angesichts des Lebensschicksals der Menschen in bekannte Herrschaftsvorstellungen zu kleiden. Der Monotheismus führt in eine Sackgasse. Er wird aus meiner Sicht der Komplexität des Lebens und der Gottesvorstellung, nicht gerecht. Er neigt zur „Vermenschlichung“ des Gottesbildes, indem die möglichst positiven Eigenschaften auf ihn projiziert werden. Dass auch negative Eigenschaften wie der Zorn und die Herrschsucht ihm angedichtet werden, führt dazu, ihn nicht infrage stellen zu dürfen, um eben den „Zorn Gottes“ nicht auf sich zu ziehen. Der Monotheismus ist eine Religion für das „einfache Volk“, das mit gängigen Bilden beruhigt werden soll. Die Verwandtschaft zu elitär sich dünkender Menschen, die meinen, über andere herrschen zu können und dürfen, ist leider unübersehbar. Dies trifft insbesondere für die quasi amtlich existierenden religiösen Gemeinschaften in Deutschland zu, die keine Kritik dulden. Der Dogmatismus, also festgeschriebene, in quasi religiöse Glaubenssätze verankerte Ansprüche an Gläubige, spiegeln diesen autoritären Herrschaftsanspruch wieder. Es wundert mich deshalb nicht, dass die heutigen christlichen Kirchen in Deutschland eine sehr enge Beziehung zur staatlichen Gewalt unterhalten, weil auf diese Weise ihr Bestand am besten gesichert werden kann. Die konsequenteste Folge einer Befreiung des Menschen aus diesem monotheistischen Herrschaftssystem wäre der Atheismus, also die Leugnung, dass es überhaupt einen Gott gibt. Aber vielleicht „schüttet man damit das Kind mit dem Bade aus“. Denn man muss unterscheiden, ob ein geschichtlich entstandenes Bild von Gott gemeint ist oder Gott selbst, der über Bord geworfen werden soll. Wenn sich eine monotheistische Sichtweise von Gott als gefährlich erweist, weil sie vielleicht die wirkliche Sicht auf Gott eher verstellt als erhellt, und man diese deshalb ablehnt, bedeutet das ja nicht, dass gleichzeitig die Tatsache geleugnet wird, dass ein Gott existiert.
Bildnachweis: https://schaedeltrauma.blog/2019/01/26/monotheismus-billiger-massengeschmack/