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Brauchen wir noch Moral

  • von Günther Birkenstock
  • 05 Sept., 2020

Mangelnde Instinkte erfordern Moral - Irrtum der antiautoritären Bewegung - religiöses Fundierung der Moral

Die Moral ist in Verruf gekommen. Viel zu oft wurde sie missbraucht, um unliebsame Kritiker los zu werden. Die jeweils herrschenden Eliten haben sie gebraucht, um die „breite Masse“ in Schach zu halten, Angst und Schrecken wurden bemüht, um sie zu kontrollieren. Also scheinen viele zu denken: Warum brauchen wir dann noch Moral? Ist das nicht „ein alter Hut“? Moral war noch nie so wertvoll wie heute – um es im Stil eines bekannten Werbeslogans zu sagen (https://www.pinterest.de/pin/463026405443460003/). Warum ist das so? Hier meine Antworten:

·        Mangelnde Instinkte: Im Tierreich gibt es feste Regeln, die von so genannten Instinkten gesteuert werden. Der Hirsch wird nicht gefragt, ob er im Herbst auf „Brautschau“ gehen will, denn die Natur fordert ihr Recht und die Brunftzeit beginnt. Der Hirsch hat keine Wahlfreiheit zu sagen: „Ich habe keine Lust mit dem herbstlichen Röhren und auf den Kampf mit Rivalen schon gar nicht.“ Die schwarze Witwe hat nach ihrer Begattung nichts Eiligeres zu tun, als das arme Männchen nach der Begattung zu verspeisen, wenn es diesem nicht gelingt, der viel größeren Gattin rechtzeitig zu entkommen. Auch hier bewirken wohl Instinkte den Gattenmord. Und der Mensch: Nun, nach Ausbruch der Pubertät sieht er sich konfrontiert mit der Tatsache, dass der wachsende Sexualtrieb ihn zu manch unüberlegten Handlungen bringen kann wie z. B. eine ungewünschte Schwangerschaft. Aber er hat es in der Hand, sich nicht nur treiben zu lassen, sondern sich selbst zu kontrollieren, um dem unerwünschten Malheur Paroli zu bieten. Der Grund ist Moral: Die Kontrolle des Sexualtriebes verleiht ihm die Möglichkeit der Steuerung und Begrenzung des eigenen Verhaltens durch Verhaltensvorschriften, die dies bewirken. Man stelle sich vor, es gebe keine Moral, die hier einschreitet: Frauen könnten nicht mehr sicher sein, nicht von jedem Mann vergewaltigt zu werden. Eigentümer müssten ständig in Angst leben überfallen und ausgeraubt zu werden.

·        Der Irrtum der 68-Generation: Die „antiautoritäre Bewegung“, die in Folge der Studentenunruhen einsetzte, hatte auch das Ziel der Befreiung von autoritären Strukturen der konservativen Väter. Dabei haben sie sprichwörtlich aber „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“: Alle Autoritäten wurden „in den Dreck gezogen“, was sich z.B. in den siebziger Jahren in den „Lümmel filmen“ zeigte, in denen die armen Lehrer als vertrottelte Idioten dargestellt wurden, die von cleveren Schülern ausgetrickst wurden. Das war die filmische Vorausschau auf chaotische Verhältnisse in den Schulen, die dann folgen sollten. Der Lehrer wurde seiner Autorität beraubt und nicht mehr als Vorbild gesehen und die Schüler sahen in ihm nicht mehr jemand, der sich bemühte, ihnen noch etwas beizubringen, was sie selbst nicht wussten. Die Demontage der Autoritäten ging durch alle gesellschaftlichen Gruppen und reicht bis in die heutige Zeit hinein, in der der mangelnde Respekt vor Vertretern staatlicher Institutionen beklagt wird. Hat dieser Autoritätsverfall etwas mit Moral zu tun? Sehr wohl, denn die Moral wird eben verkörpert durch Autoritäten, die diese Moral transportieren, um der nachfolgenden Generation die Vorstellungen der Gesellschaft über die Art und Weise des Zusammenlebens zu vermitteln. Werden diese Autoritäten demontiert, verliert die Gesellschaft einen wichtigen Motor dieses Vermittlungsprozesses. Dies heißt nun nicht, dass die Werte und Normen, die via Autoritäten transportiert werden, immer 1 zu 1 übernommen werden sollen, denn diese Vermittlung findet immer in einem regen gesellschaftlichen Diskurs statt. Aber wenn diese Protagonisten demontiert werden, wird ein wichtiger Teil dieses Prozesses zerstört.

·        Gegen die Ich-Gesellschaft:  Das im Jahr 2000 erschiene Buch „Die Ich-Gesellschaft“ von Uta Hess (https://www.amazon.de/Die-Ich-Gesellschaft-Uta-Hess/dp/3423361808) spiegelte die schon vor 20 Jahren aufkommende Ich-Zentrierung in unserer Gesellschaft wider, in der der Zusammenhalt immer mehr durch diesen Zeitgeist verloren geht. Uta Hess hatte nur den Fehler begangen, die beschriebene Egozentrik als die schlimmste Form der Ich-Bezogenheit darzustellen. Dabei ist sie aber nur die schwächste Form, die leider noch steigerungsfähig ist. Während der Egozentriker nur unabsichtlich andere schädigt, ist es beim Egoisten sehr wohl gewolltes Kalkül. Der Narzisst ist eine weitere Steigerungsform, bei dem noch eine besondere Art der Kränkbarkeit hinzukommt, die es ihm nicht erlaubt, eine solche Kränkung zu vergessen. Und der Psycho- oder Soziopath sind die übelsten Sorten der Ichbezogenheit, die sich in mangelnder Empathie und Gewissenlosigkeit auszeichnen (https://perikles.tv/leserbriefe/1265-formen-der-ich-bezogenheit-oder-warum-narzissten-und-psychopathen-haeufig-in-der-politik-zu-finden-sind). Damit die Gesellschaft nicht in dem Meer dieser ichbezogenen Menschen versinkt, benötigt sie eine Moral, die diese Auswüchse unter Kontrolle hält. Diese Moral hilft aber nur dann, wenn die Werte und Normen, auf die sich die Moral stützen, vermittelt werden. Dieser Vermittlungsprozess geschieht in dem, was man klassischerweise mit Erziehung, wissenschaftlich mit Sozialisation, bezeichnet. Findet dieser Prozess nicht statt, wird der Gesellschaft ein wichtiger Teil ihres lebensnotwendigen Konsenses entzogen und sie landet in einem Chaos.

·        Verlust der Vorbilder: An einer anderen Stelle habe bereits über den Verlust der Vorbilder geschrieben (https://perikles.tv/leserbriefe/1231-gehen-uns-die-vorbilder-aus) und ihren Verlust beklagt. In dem genannten Sozialisationsprozess, in dem die Werte und Normen den nachfolgenden Generationen vermittelt werden, spielen aber diese Vorbilder eine entscheidende Rolle. Hier werden uns leider Menschen gezeigt, oft heuchlerisch gut getarnt hinter leeren Worthülsen und Appellen, die nicht gerade als Vorbilder dienen können. Als jüngstes negatives Beispiel fällt mir der jetzige Gesundheitsminister ein, der in einer Zeit, in der durch die von ihm zu verantwortenden Corona-Maßnahmen viele ihr wirtschaftliche Existenzgrundlage verlieren, es sich erdreistet, sich mit seinem Ehemann eine Villa in Berlin zu kaufen, die einen Wert von über vier Millionen EUR hat (https://www.youtube.com/watch?v=BRf4yte46i0). Das ist gelinde gesagt zumindest „geschmacklos“. So etwas kann eben nur einem Menschen einfallen zu tun, der zumindest als Egozentriker bezeichnet werden kann. Überhaupt ist die so genannten „Doppelmoral“ typisch für die negativen Vorbilder, die oft nach dem Motto verfahren „Wasser predigen, aber selbst Wein trinken“ (https://de.wiktionary.org/wiki/Wasser_predigen_und_Wein_trinken).

·        Wahre Moral kommt von innen: Staatliche Kontrolle durch Polizei und Staatsanwaltschaft sowie andere Ordnungskräfte reichen nicht aus, um die „innere Moral“ zu ersetzen. Diese Art der Moral die dem Menschen „in Fleisch und Blut“ übergeht, kann man darauf zurückführen, dass in dem Sozialisationsprozess die von Autoritäten im positiven Sinne vorgelebten und vermittelten Werte und Normen internalisiert werden. Es entwickeln sich daraus gewisse Tugenden, die im Gegensatz zu den Lastern, ein moralisch wertvolles Verhalten ermöglichen. Auf diese Weise verhilft z. B. die Tugend der Großzügigkeit auf der Verhaltensebene zu einer Freigiebigkeit gegenüber Menschen, die sich in Not befinden. Das entgegengesetzte Laster des Geizes befördert ein Verhalten, bei dem in Not geratenen Menschen im Stich gelassen werden. Die innere Haltung ist also wichtig, wenn moralisch positives Verhalten herauskommen soll. Für Immanuel Kant war es „der gute Wille“, den eine Handlung moralisch rechtfertigt und nicht das Ergebnis oder die Konsequenz der Tat. Dieser deontologische Ansatz (Handeln nach Grundsätzen und Regeln) ist deshalb dem utilitaristischen Ansatz, der nach dem erreichten Nutzen fragt, den Vorzug zu geben, weil kein Recht gegen das andere verrechnet werden darf, was z. B. das Bundesverfassungsgericht bereits 2003 so entschieden hat (https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2006/02/rs20060215_1bvr035705.html). Es ging hierbei um die Frage, ob bei einem Terrorangriff, bei dem ein Flugzeug von Flugzeugentführern gekapert wurde, dieses Flugzeug abgeschossen werden darf, um einem größeren Verlust an Menschenleben auf dem Boden zu verhindern, wenn die Flugzeugentführer mit einem Absturz der Maschine in ein bewohntes Wohngebiet oder großes Gebäude (Anlass war der Anschlag auf das Word Trade Center im Jahr 2001) drohen, bei dem mehr Menschen ums Leben kommen al s sich in dem Flugzeug befinden. Diesen Abschuss hat es nicht für verfassungsgemäß gesehen, weil dadurch das Recht auf Leben und die Würde des Menschen verletzt würden. Werte sind eben nicht verrechen - und verhandelbar.

·        Religiöse Fundierung: In allen Religionen gibt es die Auffassung, dass es eine absolute (nicht dem menschlichen Willen unterlegene) und universelle (für alle Menschen ohne Ausnahme gültige) Gerechtigkeit gibt, der sich keiner entziehen kann. In den monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) ist es ein personaler Gott, der hierüber wacht, dass diesem Anspruch Geltung verschafft wird, in den nicht-monotheistischen Religionen (Buddhismus, Hinduismus) ist es ein unpersönlich wirkendes Prinzip, das Karma genannt wird, das für den gerechten Ausgleich sorgt, so dass weder gute Taten nicht unbelohnt und böse Taten nicht ungesühnt bleiben. Der Unterschied liegt in der Chancenverteilung: Im Christentum herrscht nach dem Konzil von Niciäa im Jahr 325 (https://de.wikipedia.org/wiki/Erstes_Konzil_von_Nic%C3%A4a) der Glaube vor, dass es nur ein Leben gibt, dass über das ewige Schicksal entscheidet, im Buddhismus ist es die schier unendliche Abfolge von Reinkarnationen, die im Endeffekt das Ziel die Vollkommenheit des Menschen haben. Diese religiös fundierte Moral ist diejenige, an der sich die von Menschen gemachte Moral messen lassen muss.

 

Moral ist also nicht überflüssig geworden. Sie ermöglicht erst unser Menschsein im besten Sinne und gibt uns die Chance, uns auf den Weg zu machen in eine bessere Zukunft, wobei wir uns nicht von unseren ich-bezogenen Zielen in die Irre führen lassen dürfen.  

von Günther Birkenstock 19 Okt., 2024

Den spirituellen Menschen treffen wir manchmal, nicht sehr oft, denn er gehört sicher zu einer seltenen Spezies. Ähnlich wie der radikale Mensch [1] ist er eine Sonderform des Menschseins, die wahrlich schwer zu beschreiben ist.  Ich will es trotzdem versuchen. Hier sind die aus meiner Sicht wichtigsten Aspekte:

 

·         Spirit und Geist – zwei Paar Schuh: Obwohl die deutsche Sprache sehr nuancenreich ist, versagt sie, wenn es um die Unterscheidung zwischen Geist und Spirit geht. Im englischen Sprachraum wird hier zwischen „spirit“ und „mind“ unterschieden. Das Wort „spirit“ bedeutet zwar auch das alkoholische Getränk des Schnapses, aber in einem anderen Kontext gebraucht auch die Seele oder ein überirdisches Wesen [2]. Das Wort „mind“ bedeutet in erster Linie Verstand oder Meinung [3] und wird im Kontext des Alltages so verwendet, dass hiermit das Verstehen im direkten Sinne gemeint ist. Da aber im deutschen Sprachgebrauch diese Unterscheidung nicht existiert, wird das Wort „Geist“ meist dann verwendet, wenn es um geistige Vorgänge des Denkens, des unmittelbaren Verstehens oder des Erfassens von Sachverhalten der verschiedensten Art geht. Es wird dann auch gerne im psychologischen Sinne von Kognition gesprochen, weil damit alle Prozesse beschrieben werden, die mit der Informationsaufnahme, ihrer Verarbeitung und ihres entsprechenden „Output“ zu tun haben [4]. Mit „Spirit“ ist aber etwas anderes gemeint, das nicht so einfach zu beschreiben ist. Es geht hierbei über den rein informativen Aspekt des Verstehens hinaus. Dies wird dann eher deutlich, wenn vom „spirituellen Weg“ gesprochen wird. Gleichsam wie ein Wanderer, der seine heimischen Gefilde verlässt und sich auf den Weg macht zu einem unbekannten Land, so begibt sich auch ein spiritueller Mensch auf eine unbekannte Reise, wenn er den „spirituellen Weg“ einschlägt. Er hat dabei den Mut, die essentiellen Fragen zu stellen: Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich, wozu bin ich hier? [5] Der Weg des Suchenden auf dem Weg in das unbekannte Land der Welt, die über unsere irdische, materielle Daseinsform hinausgeht, ist das, was mit dem Wort „Spirit“ im Innersten wohl gemeint ist. Wie könnte also nun der spirituelle Mensch beschrieben werden?  

·         Weltverständnis: Die Welt des spirituellen Menschen geht auf jeden Fall über unsere Alltagserfahrung hinaus. Er versucht auf seinem spirituellen Weg gleichsam die Welt als eine Bühne zu sehen, auf der Theaterstücke aufgeführt werden, in denen anscheinend jeder eine bestimmte Rolle spielt. Diese Rollen werden entweder zugewiesen oder im besten Falle selbst gewählt. Diejenigen, die die Rollen bereitwillig übernehmen, die ihnen angeboten werden, unterscheiden sich noch von denjenigen, die sich diese bewusst wählen. Je nach charakterliche Ausrichtung werden dann wohl anscheinend diese Rollen angenommen oder gewählt: Der Bösewicht oder der Heilige, der Naive oder Skeptiker, der Held oder der Feigling, der Hanswurst oder Wichtigtuer. Diese Rollen scheinen oft diametrale Positionen zu beschreiben, die in dieser Welt angenommen werden können. Jeder, der sich dann in einer dieser Rollen befindet, kann dann diese bewusst mehr oder weniger gut spielen, die vorgeschriebenen Texte gut aufsagen und eben dann vielleicht „gute Miene zum bösen Spiel“ machen, aber ein unbefriedigendes Gefühl des Fremdbestimmtseins bekommen. Der spirituelle Mensch wird gar nicht erst versuchen, eine bestimmte Rolle zu spielen, sondern sich fragen, wer das eine oder andere Theaterstück wohl geschrieben hat, wer hier die Regie führt und ob das Mitspielen überhaupt das ist, was er will.

·         Weltskepsis: Der nächste Schritt des spirituellen Menschen ergibt sich bereits aus dem Weltverständnis, die Welt als eine Bühne zu sehen. Er wird diese Welt nicht so akzeptieren, wie sie sich ihm darbietet und nicht gerne eine Rolle übernehmen, die ihm angeboten wird. Er wird eine argwöhnische Haltung einnehmen und zunächst einmal auf Distanz gehen und versuchen, die Welt aus einer anderen, vielleicht auch höheren Welt zu betrachten und deshalb eine Haltung einnehmen, die zu einer Weltverneinung oder im besten Falle zu einer Haltung führen kann, diese Welt nicht als finale Form des Daseins zu akzeptieren, sondern zu versuchen, sie zu überwinden [6]. Diese Weltskepsis ist typisch für den spirituellen Menschen, der dem Alltagsmenschen deshalb oberflächlich erscheinen mag, weil er anscheinend gleichgültig wirkt, wenn es darum geht, in dieser Welt eine „große Rolle“ zu spielen. Der Erfolgstyp, der in unserer Welt meint, sich irgendwie durch eine besondere Art seiner Selbstverwirklichung hervorzutun, wird kein Verständnis für die Weltabgewandtheit des spirituellen Menschen haben und ihn versuchen, ihn zum Mitmachen zu animieren. Die Welt des Politikers, in der der Erfolgsmensch zu Hause ist, wird vom spirituellen Menschen deshalb abgelehnt, weil er sehr schnell spürt, dass er ein Tummelplatz von egozentrischer Narzissten ist, auf dem diese versuchen, sich selbst zu verwirklichen. In den gegenwärtigen Zeiten des politischen Geschehens in Deutschland überkommt doch dem spirituellen Menschen ein Grauen, wenn er sieht, mit welchen Tricks diejenigen sich hier hervortun, die glauben, auf dieser Bühne eine gewichtige Rolle spielen zu können. Die Wahlen im Osten Deutschlands, bei denen der so genannte „Wählerwille“ durch die maßgeblichen Politiker nach eigenem Gusto verbogen wird, zeigen doch auf, wie sehr die Politik, insbesondere durch die Macht der Parteien, zu einem Spielfeld dubioser Figuren geworden ist [7]. Der spirituelle Mensch wird sich auf diese Bühne nicht begeben, sondern sich hiervon abwenden. Auch in anderen Bereichen der Gesellschaft tut sich der spirituelle Mensch schwer, sich zu engagieren wie z. B. in der Wirtschaft, wo es darum geht, sich selbst möglichst teuer zu verkaufen oder andere zu übervorteilen, um selbst einen Profit einzuheimsen. Die geruhsame Tätigkeit in einer Behörde als Beamter, in der er nach vorgefertigten Vorschriften zu funktionieren hat, wird ihn auch nicht begeistern. Könnte er eine freie Wahl treffen, wo er sich in dieser Welt engagieren sollte, dann wird er sich fragen, wo er am ehesten mit seinen Fähigkeiten anderen dienlich sein kann [8].

·         Wahrheitssuchender: Die Wahrheit zu finden, ist für den spirituellen Menschen ein unverzichtbarer Bestandteil seines Lebens. Dabei wird er nie aufhören, Fragen zu stellen und sich nicht vorschnell mit Antworten von wissenschaftlichen Autoritäten zufrieden geben. Die Wahrheit als wichtiges Element der „heiligen drei Elemente“ (Wahrheit, das Gute und das Schöne [9] ) gilt als eine Art Schlüssel, mit dem die Welt erschlossen werden kann. Die kindliche Neugierde wird dem spirituellen Menschen nie abhandenkommen. Er wird deshalb auch auf andere mitunter nervig wirken, weil er stets alles hinterfragt, was für andere doch irgendwie selbstverständlich ist. Glaubensdogmen gibt es für ihn nicht. Die herkömmlichen Religionen, vor allem dann, wenn sie durch menschliche Bedürfnisse nach Macht und Einfluss sowie Daseinssicherung geprägt sind, wird er ablehnen oder ihnen zumindest skeptisch begegnen. Die Wahrheit kann für ihn nicht oben diktiert, sondern nur selbst entdeckt werden. Er wird deshalb nicht immer mit dem zufrieden sein, was ihm von anderen als unumstößliche Wahrheiten präsentiert wird, sondern lieber in der Unsicherheit leben, zu wissen, dass er eigentlich nichts sicher weiß [10]. Diese Unsicherheit auszuhalten fällt vielen Menschen schwer, weshalb sie sich gerne mit „Halbwahrheiten“ und „Scheinwahrheiten“ zufrieden geben, weil sie dann sich in einem scheinbaren Sicherheitsgefühl wähnen, etwas sicher zu wissen.

·         Bescheidenheit:   Es gibt eine Bescheidenheit, die aus der Einsicht herauswächst, niemals ganz sicher im Besitz der Wahrheit zu sein. Deshalb wird die Bescheidenheit als ein wesentliches Merkmal eines spirituellen Menschen zu beobachten sein. Diese Selbstzurücknahme wird sich von der Aufgeblasenheit mancher Zeitgenossen wohltuend abheben, die in ihrer maßlosen Selbstüberschätzung glauben, die Welt mit dem beglücken zu können, was sie wissen und können. Der narzisstische Mensch ist in dieser Hinsicht der krasse Gegenpart zum spirituellen Menschen, weil er sich selbst gerne im Mittelpunkt des Weltgeschehens wähnt und glaubt, dass es ohne ihn nicht ginge, er also eine wichtige Rolle spiele. Diesem fällt es schwer, von dem los zu lassen, was ihm dazu dient, sich selbst in den Vordergrund zu spielen: Macht, Geld, Ruhm. Der Narzisst wird stets versuchen, die Macht so lange wie möglich zu behalten, wird sich an sie klammern und glauben, dass sie ihm nicht verloren gehen kann, solange er sie wie ein trotziges Kind gegen andere verteidigt. Der Geizige wird jeden Cent wichtiger nehmen als Menschen oder andere Lebewesen und glauben, dass er mit Geld alles kaufen kann und der Prominente, der aufgrund günstiger Umstände im Rampenlicht des Lebens steht, wird stets das Scheinwerferlicht der Weltbühne anhimmeln, weil er glaubt, dass dieses sein vielleicht dürftiges Dasein erhellen kann. Alles dies ist dem spirituellen Menschen unwichtig,  weil er weiß, dass es alles vergängliche Dinge sind, die so schnell verloren gehen können, wie sie gewonnen werden.

·         Mehr Sein als Schein: Erich Fromm hat in seinem Buch vom „Sein oder Haben“ [11] sehr gut den Unterscheid zwischen Sein und der auf der Haben-Struktur beruhenden Lebensweise des Scheins beschrieben. Der schöne Schein beruht auf einer Daseinsform, die auf das Festhalten von Dingen beruht, auf dem Besitzen von allem, was diese Welt zu bieten hat. Diese können vorgeführt,  der Welt vorgezeigt werden mit der Absicht: Seht her, das habe ich alles errungen, das sind meine eroberten Trophäen, das ist mein Vermögen. Die Werbung hat dieses Ansinnen, durch das Vorzeigen von dem, was man hat, die eigene Person aufzuwerten und damit eine Scheinwelt zu präsentieren, geschickt genutzt [12]. Das Sein hingegen beruht auf dem Lebendigen, das nicht auf das Festhalten beruht, nicht auf das Besitzen materieller Güter, sondern auf das Verwirklichen eines wirklichen, authentischen Sein-Wollens abzielt. Das „Haben-Wollen“ hat etwas damit zu tun, dass wir das Lebendige beschränken und letztendlich töten müssen, um es wirklich haben zu können, weil die Freiheit und letztendlich das Lebensrecht des anderen immer tangiert wird, wenn wir etwas oder jemanden haben wollen. Wer die Blumen pflückt, um dann diese Blumen zu haben, muss sie vorher aus ihrer angestammten Daseinsform herausreißen, sie letztendlich töten, um sie dann in eine Vase zu stellen, in der sie dann verkümmern und sterben. Die Tiere im Zoo müssen ihrer Freiheit beraubt werden, damit sie in dem eingehegten Dasein, das von Menschen geschaffen wurde, ein erniedrigendes Leben führen können. Der spirituelle Mensch wird die Daseinsform des Seins bevorzugen, weil sie die Freiheit aller Daseinsformen erst ermöglicht und allem dabei hilft, sich zu entfalten und weiter zu entwickeln. Der schöne Schein steht dann hinter dem wirklich lebendigen Sein.  

·         Sicherheit im Gottvertrauen: Der spirituelle Mensch ist ein religiöser Mensch. Religion wird bei ihm keinesfalls als ein auf Dogmen, festen Regeln, Heilsversprechen und heiligen Ritualen bestehendes System gesehen, sondern geht in die Richtung, wie dies auch Jesus beschrieben hat, nämlich als ein kindliches Annehmen der Sicherheit, wie sie ein guter Vater seinem Kind geben kann (Matthäus 18, 2-4 [13] ). Die Unsicherheit in unserer Welt, die die Versicherungsbranche geschickt nutzt, um eine Absicherung aller Lebensrisiken zu versprechen, dient letztendlich den Mächtigen unserer Welt, ihre Vorherrschaft zu behaupten. Sie suggerieren den aus ihrer Sicht gesehenen Untertanen eine Scheinsicherheit, indem sie ihnen vorschlagen, dass diese ihnen ihrer Freiheit opfern sollen, um als Gegenleistung diese Art der Sicherheit zu erhalten. Leider erweist sich dies immer wieder eine Falle, in die viele Menschen hineintappen, denn sie opfern dabei leider beides: Sicherheit und Freiheit. Ganz anders geht es dem spirituellen Menschen, der auf diese Scheinsicherheit gerne verzichtet und deshalb nicht auf die geschickten Manöver der Mächtigen hereinfällt. Der Grund besteht tatsächlich in dem naiven Gottvertrauen, das ihm hilft, die Unsicherheit unserer materiellen Daseinsform zu ertragen. Unter der Voraussetzung eines Gottes, der wie eine ewige Kraftquelle von Anfang existiert und über allem Geschaffenen seine schützende Hand hält erscheint es absurd anzunehmen, dass alles Relative, also alles Geschaffene, dann in Unsicherheit gelassen würde. Die Vergänglichkeit unseres Daseins und aller damit verbundenen Scheinsicherheiten verschwinden angesichts dieser Annahme im Nichts und weichen einer Zuversicht, die dem allem trotzt.    

Der spirituelle Mensch ist der eigentliche Mensch, der sich abhebt von dem Menschen, der diese Art Geistigkeit zugunsten von Scheinsicherheiten aufgegeben hat. Ein spiritueller Mensch zu sein ist und sollte deshalb für jeden erstrebenswert sein. Für mich ist der spirituelle Weg die wahre Daseinsform, die trotz aller Hindernisse nicht verzichtbar ist..

 

©beim Verfasser

 

 

               


[10] Diese Einsicht geht auf die Antike zurück und zwar auf den griechischen Philosophen Sokrates, der dies in seiner Verteidigungsrede so formuliert hat: „ Allein dieser doch meint zu wissen, da er nicht weiß, ich aber, wie ich eben nicht weiß, so meine ich es auch nicht. Ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er, dass ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen.“ https://www.die-inkognito-philosophin.de/blog/ich-weiss-dass-ich-nichts-weiss

[12] Der Werbespot der Sparkasse von 1995, in dem sich zwei alte Bekannte treffen und mit ihren Errungenschaften prahlen, zeigt, auf was es scheinbar ankommt in dieser Welt. Zuerst prahlt Herr Schröder mit Fotos, auf denen seine Besitztümer abgebildet sind und sagt: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot.“ Herr Schober kontert ebenfalls mit Bildern und sagt: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ und ergänzt „meine Pferde (es werden Bilder von Pferden gezeigt) und meine Pferdepflegerinnen (Fotos von drei hübschen Frauen werden gezeigt)“.

); https://www.youtube.com/watch?v=DbqcRG-CT30

[13] Jesus: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen. 4 Wer sich so klein macht wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.“ https://www.bibleserver.com/EU/Matth%C3%A4us18

von Günther Birkenstock 01 Okt., 2024

Vor kurzem erzählte mir ein Freund von einer uns beiden bekannten weiblichen Person, von der er wusste, dass sie sich in einem Scheidungsprozess befindet. Er schilderte mir eindrücklich, dass er diese Frau kaum wiedererkenne, denn sie habe sich total geändert und es träten nun Verhaltensweisen der Gemeinheit und Hinterlist, der Bedürfnisse nach Rache oder anderer aggressiver Vergeltungsmöglichkeiten zutage, die er bei ihr nie vermutet hätte. Mir kam ein Gedanke in den Sinn, den ich ihm auch gleich mitteilte: „In der Krise zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen.“ Ich will nun der Frage nachgehen, ob das so ist.  

In jedem steckt ein Hiob : Die Bibel enthält sehr viele interessante Geschichten. Eine ist die von Hiob, einem Mann, dem ein ganzes Buch im Alten Testament gewidmet ist (Buch Hiob), in dem geschildert wird, wie ein eigentlich frommer Mann, der in Gottes Augen als untadelig und rechtschaffend gilt, in eine schwere Lebenskrise geraten ist. Der Grund hierfür war eine Art Wette zwischen Gott und Satan, der zu dem „Hofstaat“ Gottes gehört, mit dem Gott in eine Art Gespräch vertieft war. Satan hielt Gott als eine Art Ankläger oder Staatsanwalt vor, dass Hiob nur deshalb ihm die Treue hielte, weil es ihm gut gehe. Sobald aber er Unglück habe und ihm Leid zustoße, er dann von seinem Glauben zu ihm abfallen würde [1]. Gott ließ sich darauf ein, stellte aber eine Bedingung: Hiob sollte alles genommen werden dürfen, aber ihm selbst solle nichts geschehen. Daraufhin verliert Hiob seinen Besitz (11.000 Kamele, Rinder, Schafe und Esel) durch Diebstahl oder Naturkatastrophen. Die entsprechenden Botschaften wurden ihm jeweils von einem Knecht überbracht (deshalb sagt man heute, dass jemand einem eine Hiobsbotschaft überbringe). Auch seine Knechte gingen ihm verloren. Beim Einsturz seines Hauses verliert er noch seine 10 Kinder. Trotzdem haderte er nicht mit seinem Schicksal („Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen“). Aber auch dies reichte Satan nicht und deshalb wurde es ihm erlaubt, dass ihm auch noch seine Gesundheit genommen („eitrige Geschwüre“) würde. Seine Freunde, die dann ihn trösten wollten mit dem Gedanken, dass Gott doch gerecht sei und deshalb niemand leiden müsse, der nicht schuldlos sei, können ihn nicht wirklich weiterhelfen, weil er sich als unschuldig ansieht (es ist die Grundfrage aller Fragen, warum Gott es zulässt, dass Gerechte leiden müssen: „Theodizee“-Problem). Am Ende der Diskussion gibt Hiob Gott die Schuld und argumentiert, dass Gott eben die Welt nicht gerecht regiert oder, sogar noch schlimmer angenommen, einfach ungerecht sei. Ein weiterer Freund bringt dann eine gewisse Wende, indem er argumentiert, dass das Leid nicht immer eine Folge von Verfehlungen in der Vergangenheit sein müsste, sondern dass es auch dazu da sei, den Charakter zu formen. Da tritt Gott selbst auf den Plan und verweist Hiob auf die Komplexität des Universums und bedeutet ihm, dass die Sicht Gottes auf die Welt eine sei, die Hiob nicht in der Lage sei zu verstehen. Es sei deshalb anmaßend von ihm, ihn der Ungerechtigkeit zu beschuldigen. Gott erklärt weiter, dass die Welt zwar sehr gut von ihm konzipiert, aber nicht perfekt sowie wild und gefährlich (symbolisiert durch zwei wilde Kreaturen) sei und, weil sie nicht ganz perfekt ist , deshalb nicht Leid immer verhindert werden könne. Hiob erkannte seine Anmaßung, Gottes Gerechtigkeit infrage zu stellen, was dazu führt, dass ihm als großzügiges Geschenk alles wieder zurückgegeben wird, was er verloren hat. Wie viel Weisheit steckt in dieser Geschichte, so dass wir heute noch von „Hiobsbotschaften“ sprechen, wenn uns Leid zugefügt wird? Wie viel von diesem Hiob steckt auch in uns?

Krise und ihre Ursachen: Wir sprechen von einer Krise, wenn wir in eine kritische Lebenssituation geraten, wenn alles nicht mehr glatt läuft wie bisher, wenn unvorhersehbare Ereignisse eintreten, die unser Leben aus dem Gleichgewicht bringen. Diese sind für uns nicht zu verstehen und umso weniger zu akzeptieren. Unser Bedürfnis nach einem geregelten Leben, das uns Sicherheit bringt, das uns vor privaten und sonstigen Katastrophen bewahrt, bringt uns dazu anzunehmen, dass alles immer so bleiben könne, wie es uns gefällt. Die Krisen, die uns begegnen, resultieren aus zwei Gründen: Es gibt selbst verschuldete Krisen und es gibt welche, die von anderen verursacht wurden.

·         Selbstverschuldete Krisen: Wenn wir nicht auf unsere Gesundheit achten, indem wir Lebensmittel zu uns nehmen, die uns schaden (z. B. zu viel tierische Fette, zu viel raffinierter Zucker), Drogen konsumieren (alkoholische Getränke, Zigaretten rauchen, Rauschgifte zu uns nehmen), uns nicht genügend bewegen oder uns zu wenig Ruhepausen und Schlaf gönnen, dann sind die darauf folgenden Gesundheitsprobleme auf unser Fehlverhalten zurückzuführen. Den Zusammenhang zwischen dem Fehlverhalten und möglichen Krankheiten stellen wir vielfach nicht her, weil er uns nicht bewusst ist. Das Problem hierbei ist, dass die einzelnen Handlungen nicht zeitlich unmittelbar negative Folgen haben, sondern diese mit einer gewissen zeitliche Verzögerung eintreten, sodass wir die Verbindung nicht wahrnehmen und deshalb sie als schicksalhaft empfinden. Wenn wir in jungen Jahren es versäumen, die Weichen für unser Leben richtig zu stellen, indem diese Jahren nutzen, um den mühsamen Weg einer Ausbildung oder eines Studiums auf uns nehmen, dann dürfen wir uns später nicht beklagen, wenn wir zu wenig Geld verdienen. Es bedarf also einer gewissen Mühe und auch Frustrationstoleranz, die Beschwernisse in Kauf zu nehmen, die mit einem solchen Weg verbunden sind. Die existenzielle Krise durch ungeregeltes Einkommen kann also selbstverschuldet sein durch eine nicht vorhandene Anstrengungsbereitschaft. Wir können davon ausgehen, dass die den Krisen vorausgehenden Verhaltensweisen mehr oder weniger bewusst auf entsprechende Entscheidungen zurückzuführen sind. Deshalb kann eine Absicht unterstellt werden. Es gibt aber auch Krisen, die durch unabsichtliches Verhalten entstehen. Hierzu zählen alle Handlungen, die einer Fehleinschätzung der Situation zugrunde liegen, sodass eine Schädigung durch ein durch Unachtsamkeit verursachtes Ereignis eintritt. Hierzu sind Unfälle zu rechnen, die zu schweren Krisen sowohl beruflicher als auch privater Natur führen. Auch riskante Unternehmungen, gleich welcher Art, können schief gehen und als Folge davon zu Krisen führen wie z. B. krisenhaft verlaufende Urlaubsreisen, unternehmerische Entscheidungen oder private Vorhaben, die in die Tat umgesetzt werden und leider schief gehen.

·         Fremdverschuldete Krisen: Es gibt auch Krisen, die durch andere verursacht werden. Hierzu zählen auf der Mikroebene unserer Beziehungen zu Verwandten (z. B. Eltern, Geschwister, Kinder), Freunden, Nachbarn, Kollegen, Kameraden und  Menschen, denen wir im Alltag begegnen, sich ergebenden Ereignisse, die uns durch ihr Verhalten schädigen. Diese Schäden können unabsichtlich passieren (z. B. Unfall) oder uns absichtlich (kriminelle Handlungen wie z. B. Diebstahl, Körperverletzungen, Betrug, Ehrverletzungen) zugefügt werden. Auf der Makroebene sind es Institutionen (Staatsgewalten, Kirchen, Verbände), am Wirtschaftsleben beteiligte Akteure oder supernationale Vereinigungen und Einrichtungen (Europäische Union, Uno), die durch ihre Machtbefugnisse in unser Leben eingreifen und zufällig oder absichtlich Schaden zufügen.

·         Komplexe Ursachen: Es gibt auch von wirren Ursache-Wirkungsketten verursachte Krisen, bei denen eine eindeutige Zuordnung hinsichtlich des Verursachers nicht möglich ist. In der Geschichte von Hiob weist bereits Gott auf die Komplexitätsproblematik hin: Je vielfältiger und mit hohen Freiheitsgraden ausgestattet die Welt konstruiert ist, desto wahrscheinlicher entstehen Krisen, die nicht vorhersehbar sind und deren Verursacher auch deshalb nicht eindeutig definierbar ist. Gott selbst stand bei der Konstruktion der Welt vor dem Problem: Wie kann ich eine Welt gestalten, die allen geschaffenen Kreaturen ein möglichst hohes Maß an Freiheit gewährt, ohne dabei zu gewährleisten, dass sie nicht ins Chaos verfällt. Es musste also bei der Gestaltung der Welt das Kunststück fertig gebracht werden, eine Balance zwischen Chaos und Ordnung hinzubekommen.

·         Der Preis der Freiheit ist die Bosheit: Aus der Weltordnung, wie sie entstanden ist, resultiert aufgrund der Freiheit, die Gott bei der Schöpfung gelassen hat, dass die Welt in Gefahr gerät, ins Chaos zu verfallen, dass sie letztendlich zerstört werden kann. Die Hauptursache dieses Zerfalls ist das, was wir das Böse nennen [2]. Wenn Gott diese Freiheit nicht zugelassen hätte, dann wäre eine Welt entstanden, die so fest gezurrt wäre, dass in ihr nur roboterartige Wesen agierten, die nichts anderes könnten, als nach vorgegebenen Programmen zu handeln. Wir müssen die Bosheit ertragen um der Freiheit willen . Wir haben also die Freiheit als ein schöpferisches Geschenk, das wir nutzen können, um in dieser Welt in positiver, also aufbauender Weise oder aber auch in zerstörerischer Art zu wirken.

Krisenmanagement: Die spannende Frage ist nun: Wie gehen wir mit Krisen um? In der Welt der Dualität von Gut und Böse könnte zwischen unfairen und fairen Strategien unterschieden werden.

·         Unfaire Strategien des Krisenmanagements: Fair ist ein Verhalten, bei dem der Agierende sich an Regeln hält, die gewährleisten, dass der Schaden möglichst klein und der Nutzen möglichst groß ist. Unfair ist dann genau das Gegenteil davon. Hier ein paar unfaire Strategien, die mir hierzu einfallen:

o   Hinterlist, Täuschung, Verrat: Die Situation der eingangs erzählten Verhaltensänderung der in dem Scheidungsprozess befindlichen Frau ist gefährlich. Die Gefahr besteht darin, dass die einstmals auf Vertrauen, gegenseitige Achtung und Zuneigung beruhende Beziehung sich ins Gegenteil verkehren kann. Wo Vertrauen bestand, da wächst das Misstrauen gegenüber dem anderen als einem nagenden Zweifel an dessen Loyalität. Wo früher ein Respekt vor dem anderen vorhanden war, gerät die Beziehung durch das Gefühl einer Verachtung des anderen in Gefahr. So wird aus der einstigen Liebe Hass. Der tiefere Grund für diese Entwicklung ist die tief wirkende Kränkung durch den anderen, die nicht verzeihbar ist. Aus dieser Falle zu entkommen, in der sich jemand befinden kann, scheint nur eine einzige Reaktion möglich zu sein: Rache! Deshalb könnten hinter dem Rücken des anderen Intrigen gesponnen werden, durch die er zu Fall gebracht werden kann. Die hinterlistigen Ambitionen zielen auf eine Zerstörung des früher geliebten Partners ab mittels Verrat und Täuschung.

o   Alle gegen einen: In der Not suchen wir Verbündete, die uns helfen können, gegen den Aggressor vorzugehen. Manchmal gerät aber diese Strategie aus dem Ruder und es entsteht eine Übermacht durch die entstehende Mehrheit an Verbündeten, die anscheinend nur ein Ziel kennt: Vernichtung des Feindes. Auf der Makroebene ist eine solche destruktive Strategie gegenüber der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) zu beobachten, bei der diese von allen Seiten bekämpft wird [3]. Es wird hierbei nicht mehr die eigene Position infrage gestellt, sondern diese als völlig richtig angenommen. Soghaft finden sich immer mehr Menschen und Personen, die glauben, bei diesem Kampf mitmachen zu müssen (Trittbrettfahrereffekt [4] ), ohne hierbei ein großes eigenes Risiko einzugehen. Als Beispiel könnte die Bewegung „Omas gegen rechts“ [5] genannt werden, bei der die „Nenn-Omas“ glauben, hier sich für den Kampf gegen die AfD und alles, was politisch gesehen rechts ist, einsetzen zu können. Ihr eigenes Risiko ist relativ gering, denn sie folgen dem Mainstream des links-grünen Zeitgeistes, der dominierend ist.

o   Verteufelung: Eine unfaire Strategie der Krisenbewältigung ist die der Verteufelung, die auch als eine Folge der vorgenannten Strategie zu beobachten ist. Hierbei wird eine Selbstdefinition vorgenommen: Ich bin der Gute und der andere ist der Böse. Zwar ist das Gute und Böse dualistisch geteilt, doch findet jeder, der ehrlich mit sich selbst umgeht, in sich auch negative Anteile des Bösen, die er aber mehr oder weniger verdrängt. Indem dem anderen nur negative Eigenschaften zugesprochen werden und keine guten, findet dann auch keine Auseinandersetzung auf der Sachebene statt. Auch hier kann auf der Makroebene eine solche Verteufelung der AfD beobachtet werden, bei der alle Sachargumente, Vorschläge oder in einem Parlament eingebrachten Anträge nur deshalb abgewehrt oder abgelehnt werden, weil sie von ihr kommen. Gerne reden die „Altparteien“ (CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke) von sich selbst als die „demokratischen Parteien“, während dann die AfD im Umkehrschluss als undemokratisch diffamiert wird.

o   Kontaktschuld: Eine weitere unfaire Strategie ist die der Äußerung des Verdachts, allein durch den Kontakt mit Personen oder Institutionen, die verteufelt wurden, selbst schuldig zu werden. Dieser Begriff, der bereits in der Nachkriegszeit im Hinblick auf die Frage der Zugehörigkeit zu so genannten Verfassungsfeinden verwendet und insbesondere im Radikalenerlass angewandt wurde, bei dem eine Einstellung im öffentlichen Dienst infrage gestellt wurde, wenn jemand Kontakt zu vor allem linken Gruppierungen nachgesagt werden konnte, findet heutzutage wieder Anwendung. [6] Dies betrifft vor allem der Kontakt zu Personen, die politisch rechts verortet werden, wobei eine Verschärfung im Hinblick auf eine unterstellte Radikalisierung stattfindet. Dies wirkt sich z. B. im Kulturraum aus, der z. Z. als „woke“ gilt, wobei dann Andersdenkende und Andersredende konsequent ausgegrenzt werden. Künstler die sich nicht dem „woken Zeitgeist“ [7] anpassen wollen, haben es zunehmend schwerer auftreten zu dürfen [8] , weil sie eben die falschen Kontakte zu „rechten Kreisen“ haben [9].

o   Identifikation mit dem Aggressor: Wird eine Krise durch ein schädliches Verhalten anderer verursacht, dann ist die gewöhnliche Reaktion die, dass eine Gegenwehr stattfindet. Mitunter ist aber der verursachende Gegner so stark und mächtig, dass eine Gegenwehr aussichtslos ist. Anna Freud, die Tochter des bekannten Psychoanalytikers Sigmund Freud, hat diese Art der Krisenbewältigung als einen der 13 Abwehrmechanismus beschrieben, mit denen das Ich als die Entscheidungszentrale der Seele auf innere oder äußere Bedrohung reagieren kann [10]. Diese Abwehrmechanismen funktionieren größtenteils unbewusst und sind deshalb nicht sofort zu erkennen und zu durchschauen. Weil die Möglichkeit entweder von vornherein nicht besteht oder genommen wird, hilft das Ich die Notlage so zu lösen, indem eine Identifikation mit dem Aggressor stattfindet. Dadurch findet eine scheinbare Rechtfertigung des Verhaltens des Angreifers statt bis sogar dahin, dass dieser vor anderen verteidigt wird. Bei dem Stockholm Syndrom – zurückgehend auf eine Geiselnahme in Stockholm im Jahr 1973 – findet sogar eine Identifikation mit dem Aggressor (Geiselnehmer) in der Weise statt, dass eine gewisse Sympathiebeziehung von Seiten des Opfers (Geisel) zu dem Täter aufgebaut wird. So wie ein Kind aufgrund der Abhängigkeit von den Eltern sich kaum gegen übergriffiges Verhalten der Eltern wehren kann, so kann auch eine Geisel nur schwer sich gegen den gewalttätigen Entführer durchsetzen. Als Folge davon versucht das Opfer die traumatische Situation dadurch zu lösen, indem es sich mit dem Täter identifiziert, sich mit ihm versucht gleichzusetzen, um die innere Spannung zu lösen.    

o   Intrige: Die Intrige ist eine verdeckt vorgenommene Aktion, bei der jemand geschadet werden soll, der als Gegner oder gar Feind angesehen wird. Sobald die Intrige aufgedeckt wird, ist der Intrigant meistens so raffiniert, dass er seine Spuren verwischt hat. Als Beispiel einer solchen Intrige ist in dem frisch gewählten Parlament in Thüringen aufgeflogen, die von der CDU eingefädelt worden war. Dort sollte die Wahl eines der stärksten Fraktion zustehenden Postens des Parlamentspräsidenten verhindert werden.Mario Voigt hatte bereits einen Tag vor der spektakulären ersten Sitzung des neu gewählten Landtages eine Prozessvollmacht erteilt, um im Klageverfahren bei dem Landesverfassungsgericht Thüringen eine Änderung der Geschäftsordnung durchboxen zu können, nach der alle Fraktionen und nicht nur bis dato mitgliedsstärkste Fraktion (AfD), einen Vorschlag für diese Position unterbreiten könnten. Die konstituierende Sitzung wurde durch Störaktionen der CDU boykottiert, sodass der Alterspräsident Treutler eine Wahl nicht durchführen konnte und die Sitzung abbrechen musste. Wie konnte Mario Voigt bereits vor dieser Zusammenkunft des Parlamentes wissen, dass diese chaotisch verlaufen würde? Oder war doch alles vorher so geplant? Das „G´schmäckle“, wie die Schwaben sagen würden, war, dass sehr viele Mitglieder des Thüringer Verfassungsgerichtshofes den Altparteien zugeordnet werden können. Verdächtig ist auch, dass ein 36-seitiges Urteil bereits nach neun Stunden einstimmig beschlossen wurde [11]. Liegt hier eine Intrige vor, die auf einer Verschwörung vieler daran beteiligter Personen beruht, wobei die Gewaltenteilung durch gleichlautende Parteiinteressen unterlaufen wurde?

·         Faire Strategien des Konfliktmanagements: Faire Strategien müssten das Gegenteil unfairer Methoden sein, bei denen die geschilderten Vorgehensweisen verworfen sind.

o   Raison gegenüber übergeordneter Moral: Es kann als eine faire Vorgehensweise angesehen werden, wenn bei einer Krisenbewältigung die Achtung einer die persönlichen Interessen übersteigenden Moral eingehalten wird. Wenn also die persönlichen Neigungen, Befindlichkeiten oder Animositäten gegenüber bestimmter Personen nicht der Vorrang eingeräumt wird, sondern sich der allen Handelns überragender moralischer Grundsätze Tribut gezollt wird, dann könnte man von Raison sprechen. Die so genannte „Staatsraison“ galt lange Zeit als der Maßstab der in einem Staat handelnden Organe. Die Partikularinteressen müssten sich danach den übergeordneten Interessen des Staates beugen [12]. Dasselbe trifft auch auf der Mikroebene privater Beziehungen zu, denn auch dort sollte das gemeinsame Interesse den Interessen des einzelnen vorrangig sein, sofern hierdurch nicht grobes Unrecht geschieht. Aus diesem Grunde könnte jemand bei einer Ehekrise auf die Scheidung verzichten, um die Familie zu erhalten, sodass Kinder eine sichere Existenz durch verlässliche Beziehungen der Elternteile geboten wird. Die traditionelle Bedeutung der Familie, in der alle zusammenhalten, obwohl es Meinungsunterschiede gibt, obwohl die Interessen oftmals diametral gegenüber stehen, spiegt wieder, dass es eine über die Partikularinteressen der einzelnen hinausgehende Moral gibt, dies es gebietet, diese hinten anzustellen.

o   Keine Ausgrenzung, sondern Solidarität mit den Diffamierten: Wer in politischen, privaten oder beruflichen Krisensituationen zu anderen Lösungen kommt, als es dem Meinungsbild der Mehrheit entspricht, wer nicht mitmachen will, weil er andere Grundsätze hat, darf nicht ausgegrenzt werden. So genannte „Brandmauern“, wie sie gegenüber der AfD von Altparteien errichtet wurden, dürfte es einer wirklich so verstandenen Demokratie nicht geben [13]. Jesus kannte keine solche Beschränkungen in seinen Kontakten zu anderen, sondern er suchte förmlich zu den damals ausgegrenzten Personen (Aussätzige, Zöllner, Prostituierte) Kontakt herzustellen. Dieses Verhalten sollte eigentlich Beispiel sein für das „christliche Abendland“.

o   Keine falsche Toleranz: Toleranz im Hinblick auf die Konflikte, die zu Krisensituationen führen können, ist nicht die absolute Duldung des Verhaltens anderer, sondern besteht darin, zu seinen Prinzipien zu stehen, ohne hierbei sich als Richter über andere aufzuspielen [14]. Nicht die Hinnahme von Ungerechtigkeiten ist richtig verstandene Toleranz, sondern die Abwehr dieser durch faire Mittel in der Auseinandersetzung unter Beachtung des Respekts vor der Meinung des anderen.  

o   Ehrlichkeit und Offenheit: Wer mit fairen Mitteln bereit ist zu kämpfen, wird ehrlich sein und offen kommunizieren. Das, was er sagt, wird er auch so meinen, so dass ein Gleichklang zwischen Gedachten und Gesagtem vorliegt. Jesus hatte für diese Ehrlichkeit geworben, indem er die Menschen aufforderte, diese Stringenz auch zu praktizieren (Matthäus 5,37-40). [15]

o   Kein „Schwarz- Weiß-Denken “: Menschen neigen dazu, in Konflikt- und Krisensituationen die Fehler nur beim anderen zu suchen, wobei sie dann sich selbst als gut, den anderen als böse bezeichnen und ihn, wie bereits erläutert, zu verteufeln. Wer ehrlich mit sich selbst ist, wird auch bei sich selbst Fehler erkennen und bei dem anderen auch gute Seiten. Das führt dazu, dass dann der Blick frei wird, offen zu werden für das, was der andere sagt oder niederschreibt und zu überlegen, ob er nicht auch recht haben könnte. Die gegenwärtige Diskussionskultur ist zu einseitig geworden und bedarf unbedingt einer Kurskorrektur im Hinblick auf die Erweiterung des eigenen Horizontes, der aufgrund politischer Vorgaben eingeengt wird. Nur etwas abzulehnen, weil es „aus der falschen Ecke“ kommt, ist verheerend für eine Demokratie.

Die Krisensituation als Test: Krisensituationen, gleich welcher Art, können den Sinn haben, die Charakterstärke eines Menschen zu testen. Wer in solchen Krisenzeiten „umfällt“, also nicht bei seinen auch „in guten Zeiten“ deklarierten Grundsätzen bleibt, hat diesen Test nicht bestanden.Ich hatte bereits erläutert, dass ich diese Charakterstärke während der Corona-Zeit auf dem Prüfstand sah. Ich sah diesen als nicht bestanden an, wenn jemand aus opportunistischen Gründen nachgegeben und alles mitgemacht hatte oder wenn er diese Zeit zur eigenen Profilierung, zur Annahme von Vorteilen durch die Übernahme der Regierungspropaganda und Ausnutzung der damit verbundenen Vorteile (Masken-Deals, Verabreichung von Impfungen durch Ärzte ohne ausreichende Anamnesen, Annahme von Geldern, um für die Impfung zu werben) genutzt hat. Krisen werden dann bestanden, wenn trotz widriger Umstände oder trotz unfairer Attacken nicht mit dem Schicksal gehadert oder dem Gegner in gleicher unfairer Weise geantwortet wird. Wenn alles immer ohne Komplikationen verliefe, was bliebe dann noch für uns zu tun? Das Leben hätte dann keine echten Herausforderungen mehr und alles verlief in einem gleichmäßigen, aber langweiligen Trott. „Nur die Harten kommen in den Garten“, sagt man [16]. Mit den Worten von Jesus gesagt heißt dies: Nur wer die Charakterprüfungen besteht, ist reif für das Reich Gottes, die anderen haben darin keinen Platz! [17] Es kommen eben nicht alle in den Himmel, sondern nur diejenigen, die die Charaktertests bestanden haben. [18]

Können wir also sagen, dass Krisen ein notwendiges Übel sind. Ja, unbedingt, denn sie trennen die Spreu vom Weizen und helfen uns, in unserem Charakter weiter zu wachsen und nicht auf der Stelle stehen zu bleiben.

  © beim Verfasser    

 

 



[3] Nähere Schilderungen hierzu: https://www.guentherbirkenstock.de/afd-bashing

[4] Der Begriff " Trittbrettfahrer " kommt aus der Zeit, als es an den öffentlichen Verkehrsmitteln vor den Türen noch Trittbretter als Einsteighilfe gab. Da haben sich bei der Abfahrt gerne die Schwarzfahrer draufgestellt, um dann umsonst mitzufahren.

[15] Jesus: Eure Rede sei ja, (wenn ihr ja sagen wollt) oder nein, (wenn ihr nein sagen wollt), was darüber ist, ist von Übel; https://www.bible.com/de/bible/58/MAT.5.37-40.ELB71  

[16] Aus der Gärtner-Sprache entlehnt, weil nur die widerstandsfähigsten Pflanzen nach einer Zeit im schützenden Gewächshaus in die freie Natur ausgesetzt werden sollen; https://ppf-online.de/nur-die-harten-kommen-in-den-garten/

[17] Siehe auch das Gleichnis vom Weizen und Unkraut (Matthäus 13, 24-30); https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichnis_vom_Unkraut_unter_dem_Weizen

[18] Der Karnevals-Schlager von Jupp Schmitz, „wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind“ ist deshalb irreführend.

von Günther Birkenstock 16 Sept., 2024

Die Weltherrschaft war schon immer Ziel der Menschheit. Die Welt als eine Bühne zu sehen, auf der man eine große Rolle spielt ist der Traum, den viele haben. Denn unbedeutend zu sein, keinen Einfluss zu haben, als eine „graue Maus“ unerkannt zu bleiben, ist die Horrorvorstellung derjenigen, die sich selbst als sehr bedeutend halten. Was auf der individuellen Ebene gilt, scheint auch auf der „Weltbühne“ zu gelten, denn die Vorstellung, dass es erstrebenswert ist, eine Machstellung im Weltgeschehen zu haben, scheint ungebrochen zu sein.

Merkmale der Herrschaft:  Wer herrschen will, möchte die eigene Person über andere heben [1]. Dazu muss er sich in den Hierarchien nach oben kämpfen, um irgendwann auf dem Gipfel zu stehen. Hier zunächst einmal eine Übersicht zu den Merkmalen der Herrschaft, mit denen sie beschrieben werden kann, wobei es mir nützlich erscheint, sie den Eigenschaften des Dienens gegenüberzustellen:

 

Aspekt

  Dienen

  Herrschen

Selbst

  Dasein auf andere bezogen

    Selbstsucht

Hilfe

  Anderen weiterhelfen, Not beistehen

  Hilfe verweigern

Belohnung

  Genügsamkeit, kein Dank erwartet

  Dankbarkeit gefordert

Freiheit

  Freiheit lassen

  Verhalten anderer bestimmen

Aufbau

  konstruktiv, nützlich, wertvoll

  zerstörend, nutzlos, wertlos

Verehrung

  keine Huldigung, Selbstrücknahme

  Bewunderung erwartet

Autorität

  Autorität anerkennend

  Autorität anderer ablehnend

 

·         Selbstbezug: Im Dasein geht es immer um die Frage, wieweit man sich um andere kümmern oder man als Gegenpol das eigene Ich in den Mittelpunkt der Bemühungen stellen soll. Derjenige, der herrschen will, wird den anderen nur dann in sein Blickfeld nehmen, soweit dies ihm nützlich erscheint, die angestrebte Herrschaft anzustreben und zu erhalten. Der Dienende ist dagegen in der Ausrichtung seiner Bemühungen auf den anderen bezogen und wird sich fragen, wie er seine Person, seine Fähigkeiten einbringen kann, um anderen nützlich zu sein. Die Selbstbezogenheit kann regelrecht zu einer Selbstsucht führen, die eine ausgeprägte Eigenschaft von Menschen ist, die in ihrer Ichbezogenheit entweder einfach nur egozentrisch oder aber in einer pathologischen Überdehnung psychopathisch ausgerichtet sind [2].

·         Hilfe: Die Hilfsbereitschaft ist ein ausgeprägtes Merkmal desjenigen, der dienen möchte. Dies kommt dem nach Herrschaft strebenden Menschen gar nicht in den Sinn. Da sein Bestreben egobezogen ist, wird er keine Anstalten machen, anderen zu helfen. Er wird versuchen, sich möglichst so zu verhalten, dass seine Hilfe gar nicht erst gefordert werden kann. Helfen zu wollen, die Lage anderer zu verbessern, in der Not anderen beizustehen, ist ein ausgeprägtes Merkmal des dienenden Menschen. Der Herrschende ist der Auffassung, dass jeder sich selbst helfen muss und deshalb keine Hilfe von anderen erwarten kann, weil die „Selbsthilfe“ das oberste Gebot darstellt. Wer dazu nicht in der Lage ist, hat eben Pech gehabt. Angeborene Behinderungen, Krankheiten, finanzielle Miseren und andere Notsituationen stellen für den nach Herrschaft strebenden Menschen zwar herbe Schicksalsschläge dar, sind aber nicht zu ändern oder aber im schlimmsten Fall sogar selbst verschuldet. Hilfe für andere ist also aus der Sicht der Herrschenden etwas für diejenigen, die nicht kapiert haben, dass „das Leben kein Rosengarten“ [3] ist.

·         Belohnung: Der Herrschende sieht seine Bemühungen nach oben zu kommen primär als einen Versuch dar, dann auch die Vorteile dieser Bestrebungen einheimsen zu können. Einer dieser Vorteile ist die Belohnung der eigenen Bemühungen, wenn möglich durch andere. Obwohl er keine Hilfsbereitschaft kennt, sondern nur die Bestrebung im Sinn hat, andere beherrschen zu wollen, versteht er dies geschickt oft als vermeintliche Hilfe zu tarnen, wofür er dann auch die Dankbarkeit der anderen erfahren möchte. Dass Belohnung für ihn wichtig ist, zeigt sich schon darin, dass er sich gerne als Wohltäter der Öffentlichkeit präsentiert. Er glaubt, dass diese auf die Tarnungsversuch hereinfällt und die wahren Absichten des Herrschenden nicht erkennt. Der Dienende hat nicht die Dankbarkeit für seine Hilfe im Sinn, sondern er versteht sie als eine dem anderen nützliche Unterstützung an, für die er keine positive Rückmeldung erwartet. Nichtsdestotrotz wird er sich darüber freuen, wenn er doch eine Art Dankbarkeit erfährt, aber diese zu erfahren ist nicht sein primäres Ziel.

·         Freiheit: Die Freiheit ist nur eine Beigabe des Herrschenden, die er den Beherrschten lässt – aber nur wenn er es will. Die Freiheit wird als eine Gabe verstanden, die er verteilen kann als Belohnung für das seine Herrschaft anerkennendes Verhalten. Das Corona-Management war ein typisches Beispiel für diese Art der Herrschaft, wobei die Politiker die Freiheit für die vermeintliche Sicherheit durch die Corona-Maßnahmen dem Volk zubilligte, sofern sie die Maßnahmen akzeptierten. Freiheit war in ihren Augen ein relatives Gut, das abhängig zu sehen war von dem Anerkennen und Befolgen aller vorgeschriebenen Verhaltensregeln, deren Sinngehalt nicht hinterfragt werden durften [4]. Die Freiheit wird von dem Herrscher als Grundrecht zwar „im Prinzip“ gewährt – so wie eine Belohnung für gefügiges Verhalten –, aber inzwischen ist sie durch eine Gesetzesflut derart eingeschränkt, dass sie kaum noch zu erkennen ist, dank dem ständigen Bemühen der Legislative als staatliche Gewalt, das Leben der Menschen vermeintlich sicherer zu machen. In dem Roman „Der Großinquisitor“ von Fjoder Dostojewskij erscheint Jesus noch einmal im 16. Jahrhundert zur Zeit der Inquisition auf der Erde und begegnet dem alten Inquisitor, der ihm vorhält, die von der katholischen Kirche errichtete Ordnung durch die Idee der Freiheit des Gewissens zerstören zu wollen [5]. Er verurteilt ihn erneut zum Tode, weil er nicht möchte, dass die Freiheit einfach ohne Gegenleistung an die Menschen gegeben wird. Mehr noch: Er meint sogar, dass die Menschen gar nichts mit der Freiheit anfangen könnten und deshalb sich freiwillig in die Knechtschaft begeben wollten, um diese Freiheit nicht ertragen zu müssen. Sie wären froh, dass sie das Brot, das sie eigentlich selbst mit eigenen Händen erwirtschaftet haben, aber ihnen weggenommen würde, dankbar wieder annehmen dürften [6]. Dies stellt das Grundprinzip dar, mit dem Herrschaft immer verbunden ist: Die Freiheit wird geopfert, indem die eigene Früchte der eigenen Leistung hergegeben werden, um die Gunst der herrschenden Elite zu erfahren. Wollte Jesus den Menschen die Freiheit bringen, die sie durch eine Delegation der Freiheitsrechte an die Herrschenden verloren hatten? Er stellte die Herrschaft des Menschen über den Menschen infrage, aber nicht die Gottes über die Menschen. Deshalb war diese Freiheit insoweit relativ, als sie durch die Allmacht Gottes beschränkt war. Die zu akzeptieren war ihm wichtiger als alles andere. Er stellte aber klar, dass es Gott nicht um die Herrschaft über die Menschen um seinetwillen geht, sondern um der Menschen selbst willen. Denn die Weisheit Gottes stellte für ihn etwas dar, was durch noch so große Anstrengungen der Menschen nicht überboten werden kann und es deshalb für den Menschen besser ist, die Gebote Gottes zu beachten.

·         Aufbau: Der Herrschende möchte nicht primär etwas Neues kreieren, nichts schaffen, was noch nicht da war, sondern er möchte sich als der Beherrscher des Bestehenden präsentieren. Ihm beutet es viel, darüber bestimmen zu können, ob ein Leben oder etwas Geschaffenes weiter bestehen bleiben dürfen oder nicht. Er liebt es, etwas zu zerstören, was andere mühevoll aufgebaut haben. Deshalb liebt er den Krieg als die Entfaltung der ultimativen Lust an der Zerstörung. Dieser Krieg kann mit Waffen geführt werden, bei denen tatsächlich Menschen und geschaffene Dinge zerstört werden, aber auch sozial durch Ausgrenzung und Diffamierung anderer oder durch psychischen Druck auf einzelne, um sie zu Sklaven zu machen. Wenn ein Mensch erniedrigt, gedemütigt oder in anderer Weise niedergemacht wird, ist das auf die Allmacht eines Menschen zurückzuführen, der die Macht als Herrschaftsinstrument benutzt, um dies zu bewerkstelligen. Richter zu sein über andere ist deshalb für ihn erstrebenswert, Politiker zu sein ist die Erfüllung der Allmachtphantasien eines Herrschsüchtigen, weil er damit die Möglichkeit hat, anderen seinen Willen aufzuzwingen. Politiker, vor allem bei den Grünen, träumen von dieser Möglichkeit der Herrschaft über andere, um Deutschland in ein Erziehungsheim zu verwandeln. Im Gegensatz hierzu ist der Dienende darum bemüht, etwas Neues zu schaffen, es macht ihm Freude, etwas zu kreieren, was vorher noch nicht vorhanden war. Der Künstler, sei er ein Maler oder Musiker, schafft etwas Neues, etwa ein Gemälde oder eine Musikstück, das vorher noch nicht existierte. Der Wissenschaftler, der seine Arbeit als einen Versuch sieht, die Welt besser verstehen zu können, wird ebenfalls ein Dienender sein, wenn er sein Bestreben nach einem besseren Weltverständnis ernst nimmt und nicht primär nach Ruhm und Reichtum strebt. Auch der Sozialarbeiter wird ein Dienender sein, wenn er Menschen in Krisensituationen hilft, diese zu bewältigen, um dann besser leben zu können.

·         Verehrung: Die Ehre einzuheimsen, ist nicht das Bestreben dessen, der dienen will. Auf einen Sockel gehoben zu werden, um dann verehrt zu werden, ist ihm eher unangenehm. Er sieht sogar das von ihm Erreichte als etwas an, was durch den Vorgang der Verehrung abgewertet würde. Nicht so der Herrscher. Für ihn ist die Verehrung und Anbetung ein erstrebtes Ziel. Deshalb ist in totalitären Staatsformen die Ordensverleihung ein wichtiger Akt der Selbstverherrlichung, bei dem die Herrschenden möglichst sich selbst oder gegenseitig die Ehrenzeichen verleihen [7]. Nicht umsonst war der Gipfel der Versuchung Jesus durch den Satan diejenige, bei der er in der dritten Versuchung ihm die Weltherrschaft angeboten hatte dafür, dass er ihn anbeten solle (Matthäus 4, 9) [8]. Mit der Verehrung will der Herrschende eine Selbstüberhöhung erreichen und die Unterwerfung des Untergebenen unter seinen Willen bekräftigen. Es ist schon bizarr, wenn die Herrschenden sich vom Volk bejubeln lassen, während die Mächtigen ihnen gleichzeitig vorher das Selbstbestimmungsrecht abgesprochen hatten und das Volk auch noch bereit ist, dies zu akzeptieren.

·         Autorität: Dass Autorität vom Herrschenden abgelehnt wird, ist nicht verwunderlich, denn die Unterordnung seiner Person unter eine andere Autorität kommt ihm nicht in den Sinn, weil dies seiner Selbstherrlichkeit widerspricht. Autorität hat in unserem Kulturraum als Begriff deshalb gelitten, weil er zur Herrschaftsausübung missbraucht wurde. Die „antiautoritäre Erziehung“ [9] war das Aufbegehren gegen eine Autorität, die sich Eltern, Pädagogen und andere Erzieher anmaßten, obwohl sie keine Autorität hatten. Es gibt sie, nämlich die Autorität ihm wahrsten Sinne des Wortes als eine durch Können, Fleiß, Ausdauer und Weisheit gekennzeichnete Person, die deshalb andere überzeugen kann, ihren Weisungen zu folgen, weil ihr diese Größe aufgrund dieser Faktoren zugebilligt wird. Der Dienende stellt sich tatsächlich in den Dienst der Autorität, die diese auch verdient, lehnt aber die Pseudo-Autorität ab, weil die entsprechende nur durch Machtverleih in diese Position gekommen ist. Dem Staatsoberhaupt – in Deutschland vielleicht dem Bundespräsidenten – steht diese Autorität nicht zu, weil sie nicht durch eigene Qualität begründet wird, sondern nur kraft Amtes verliehen wird. Deshalb ist die Kritik am Staatsoberhaupt erlaubt und sogar ein wirksames Mittel, um sich gegen falsche Autorität zur Wehr zu setzen.

 

Weltherrschaft: Die Weltherrschaft zu erringen war schon immer das Ziel vieler Herrscher, die alle die Eigenschaften besaßen, die man zur Machtausübung brauchte: Egoismus, Rücksichtslosigkeit und der absolute Wille zur Macht . Die Formen der Weltherrschaft haben sich aber doch in verschiedener Hinsicht geändert. Hier einige Besipiele:

·         Herrschaftsreiche : Es sind nicht nur Personen, die nach Herrschaft streben, sondern auch Volksgemeinschaften, die eine Herrschaft über die Welt anstreben. Die vergangenen Zeiten waren gekennzeichnet von Weltreichen, die kamen und vergingen: Das Mongolenreich, das alte persische Reich, das römische Reich, das chinesische Kaiserreich als vorgeschichtliche Weltreiche. Bei den neuzeitlichen Reichen wäre die Sowjetunion als flächengrößtes Reich (22,3 Mio. qkm) hervorzuheben, das nach dem 2. Weltkrieg entstanden war und 1991 zusammenbrach. Aber auch die USA gehören zu den flächenmäßig großen Reichen (9,67 Mio. qkm) [10]. Die Weltreiche bedeuteten eine ungeheure Machtfülle, die die jeweils dort Herrschenden ausübten. Je zentralistischer die Staaten aufgebaut waren, desto mehr waren sie auf Unterdrückung und Ausbeutung von großen Teilen der Bevölkerung ausgerichtet, die sie am Leben hielten.

·         Staatenbündnisse : Staaten haben sich oftmals zu Bündnissen zusammengeschlossen, um ihre Machtfülle zu vergrößern. Es gibt hierfür wirtschaftliche oder machtpolitische Überlegungen, die zu solchen Bündnissen geführt haben. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, wie nach dem Krieg die heutige Europäische Union genannt wurde, war primär gegründet worden, um einen gemeinsamen Wirtschaftsraum zu etablieren, in dem die Grenzen der einzelnen Staaten keine Rolle mehr spielten. Die NATO ist als Gegenmodell zum Warschauer Pakt als „Verteidigungsbündnis“ entstanden, dessen Daseinsberechtigung nach dem Zusammenbruch des von der Sowjetunion geführten Verteidigungsbündnisses des Ostblocks eigentlich seine Daseinsberechtigung verloren hatte. Die USA als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verbliebene „Supermacht“ ist der zentrale Punkt der NATO, deren Ziel bestehen blieb, nämlich als Zentrale der „westlichen Welt“ die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetrepublik in ihrer Macht zu begrenzen. Die Ausweitung der NATO auf die Oststaaten des ehemaligen kommunistischen Verteidigungsbündnisses hat letztendlich zu dem jetzigen Ukraine-Konflikt geführt, weil Russland einer Ausweitung der NATO durch Beitritt der Ukraine zuvorkommen wollte [11]. Mit den BRICS-Staaten, durch die die Namensgeber dieses Staatenbündnisses (Brasilien, Russland, Indien, China = BRIC in 2006 + S für Südafrika in 2010 [12] ) ein Gegengewicht zu der von der USA dominierten „westlichen Welt“ geschaffen haben, dem inzwischen durch den Anschluss weiterer Staaten 40 % der Weltbevölkerung angehören, wurde ein weiteres Staatenbündnis gegründet, das die Welt beherrschen will. Diese Staaten sehen sich auch als Gegenpol zu den „G7“ (informeller Zusammenschluss von USA, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Kanada und Groß-Britannien [13] ) an [14].

·         Mächtige Familien : Es gibt Familien, die eine Art Weltherrschaft erlangt haben, die unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit agieren und deshalb mächtig geworden sind, weil sie es geschafft haben, Geld und Macht möglichst durch die eigenen „Blutsbande“ auf eine Familie zu zentralisieren. Zu diesen mächtigen Familien gehören die Rothschilds, die Morgans und die Rockefellers. Für diese Familien gilt das Geld als das wichtigste Element, mit dem sie einen entscheidenden Einfluss auf die Welt nehmen wollen [15]. Während für diese Familien die Herrschaft wegen ihres großen Vermögens ausschlaggebend war, ist bei Königshäusern die Machtausübung aufgrund einer „Ämterpatronage“ ausschlaggebend dafür, dass sie z.B. wie die Familie Windsor in England es geschafft haben, die Könige und Königinnen zu stellen [16].      

·         Mächtige Einzelpersonen: Es gibt auch Einzelpersonen, die große Macht erlangt haben, weil sie entweder geschäftlich erfolgreich waren und deshalb über ein großes Vermögen verfügen (z. B. Bill Gates oder Georg Soros) oder aufgrund ihres Amtes eine hohe Machtposition erlangt haben (z. B. Xi Jingping oder der Papst Franziskus) [17]. Diese Personen haben deshalb Macht, weil sie aufgrund ihres hohen Eigenkapitals durch zahlreiche Stiftungen (z. B. Bill und Malinda Gates-Stiftung) Einfluss auf das Geschehen in der Welt nehmen (Maßnahmen der Corona-Pandemie wurde weitgehend von Gates bestimmt) und durch andere Geldkanäle oft sehr verdeckt die Entscheidungen vieler Politiker beeinflussen [18]. Wenn jemand die Macht aufgrund eines verliehen Amtes innehat, neigt er dazu, diese Machtposition möglichst lange zu halten, um die positiven Auswirkungen der verliehenen Machtbefugnisse (über das Leben anderer bestimmen zu können) und der mit der Position verbundenen Privilegien (hohes und sicheres Einkommen, Vergünstigungen) genießen zu können.

 

Macht Herrschaft glücklich? Das Glück dieser Erde und auch der jenseitigen Welt besteht nicht darin, möglichst mächtig zu sein, denn Macht zu haben ist gewissermaßen eine „Ersatzdroge“ für das, was eigentlich wichtig ist. Aber warum streben so viele nach Macht? Macht stellt das Angebot dar, das neben Reichtum und Ruhm zu den Verführungskünsten Satans gerechnet werden können, mit denen die Menschen in dieser Welt von dem abgelenkt werden sollen, was sie mit Gott verbindet (MRM-Regel). Brauchen wir Reichtum, um glücklich zu sein? Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt die Nerven sagt man [19]. Es macht aber auch unruhig, denn schließlich kann es verloren gehen – spätestens dann, wenn man stirbt. Jesus hat davor gewarnt, nicht Schätze auf der Erde anzusammeln, wo sie dem Zerfall geweiht sind, sondern aufgefordert, Schätze im Himmel zu sammeln, die man nicht direkt sehen kann, aber einen ewigen Charakter haben (Matthäus 6, 19-34 [20] ). Für Ruhm entscheiden sich diejenigen, die an sich unbedeutend wären, hätten sie nicht die Möglichkeit, in irgend einer Weise durch spektakuläre Aktionen oder durch andere Verhaltensweisen, die ein breites Publikum begeistern können, auf sich aufmerksam zu machen [21]. Ähnlich wie bei dem Geld und dem Ruhm, die sich leicht verflüchtigen können, ist es mit der Macht, denn diese kann genauso schnell verloren gehen, wie sie gewonnen wurde, weil jeder, der in einer Machtposition angekommen ist, damit rechnen muss, dass ein anderer dieses ihm streitig machen will und ihn vom Sockel stoßen möchte, um selbst darauf zu stehen. Macht zu haben bedeutet nicht lieben zu müssen, weil allein durch die Möglichkeit, jemandes Gunst durch Ausübung einer Herrschaft scheinbar erzwingen zu können, keine eigene Mühe erforderlich ist, diese freiwillig geschenkt zu bekommen. „Heiraten ist unmoralisch“, hatte einmal Esther Vilar ketzerisch geschrieben, weil Liebe und Macht nicht miteinander vereinbar sind, denn die Ehe stellt nach ihrer Meinung eine Art „Gefängnis“ dar, in das sich zwei Personen begeben, die diese Liebe durch die Institution der Ehe konservieren wollen, wodurch sie aber an Kraft verliert [22]. Wer liebt, der braucht keine Macht auszuüben, weil er den anderen durch seine Art des Liebens als eine tätige Form der Zuwendung überzeugen kann. Macht brauchen also nur die „Nicht-Liebenden“, diejenigen, die dazu nicht fähig oder willens sind.    

 

Sollten wir nach Weltherrschaft streben? Nein, das ist nur etwas für „Gottlose“ und diejenigen, die glauben, die Welt mit Hilfe der „Mächte der Finsternis“ unterjochen zu können. So wie Licht keinen Schatten wirft [23] , so bedarf auch die Liebe im wahrsten Sinne des Wortes keiner Macht, sie wirkt aus sich selbst heraus und mit Gottes Hilfe auch über den Tod hinaus.

 

© beim Verfasser  



[1] Mehr zum Dualismus zwischen Herrschen und Dienen: https://www.guentherbirkenstock.de/dienen-und-herrschen-eine-analyse

[2] Siehe hier: Formen der Ichbezogenheit, die vom Egozentrismus, Egoismus, Narzissmus bis zur Psychopathie reicht; https://www.guentherbirkenstock.de/formen-der-ichbezogenheit94126566

[3] Originalzitat: Wenn das Leben kein Rosengarten ist, gibt es dort weniger Dornen; von Walter Ludin; https://www.aphorismen.de/zitat/43050.

 

[6] Dostojewskij: Der Großinquisitor, Reclam, Stuttgart, 1949, S. 35

[17] Die Zeitschrift Forbes erstellt darüber jährlich eine Liste: https://de.wikipedia.org/wiki/The_World%E2%80%99s_Most_Powerful_People

[21] Hierzu fällt mir als aktuelles Beispiel der Boxkampf zwischen Stefan Raab und Regina Halmich ein, mit dem der Entertainer wahrscheinlich durch diese publikumswirksame Vermarktung dieses Fights auf seine neue geplante Show aufmerksam machen will; https://www.nrz.de/kultur/tv-streaming/article407253227/stefan-raab-regina-halmich-live-boxkampf-rtl-blog-stream.html

von Günther Birkenstock 05 Sept., 2024

Deutschland ist nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen in einem bedauernswerten Zustand. Die Wahlen zeigen einmal mehr auf, woran es vor allem krankt: Mut.  

Die Lage nach der Wahl in Thüringen und Sachsen :

·         Thüringen : Die künftige Sitzverteilung im Landesparlament in Thüringen [1] stellt eine „Pattsituation“ dar, denn bei insgesamt 88 Sitzen erreichen die CDU 23, die SPD 6, das BSW 15 (gemeinsam 44 Sitze) und die „Opposition“ aus Linke 12 und die AfD 32 Sitze (ebenfalls 44 Sitze), sodass eine absolute Mehrheit einer Koalition aus CDU, SPD und BSW verfehlt würde. Diese Konstellation stellt sich ein, nachdem die etablierten Parteien eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen hatten. Somit wäre zumindest eine „Leihstimme“ der Linken für eine Wahl von Markus Voigt notwendig, um ihn als neuen Ministerpräsidenten zu wählen.

·         Sachsen : In Sachsen stellt bei insgesamt 120 Sitzen die CDU mit 41 Sitzen die stärkste Fraktion. Ihr folgt mit 40 Sitzen die AfD, die BSW mit 15, die SPD mit 10, Grüne mit 7 und die Linke mit 6 Sitzen sowie die Freien Wähler mit 1 Sitz [2]. Wer hier miteinander koalieren wird, ist noch völlig ungewiss. Der amtierende Ministerpräsident Kretschmer will auf jeden Fall weiterhin Regierungschef bleiben. Er wird sich die Partner suchen, die im passend erscheinen werden.

·         Wählerwille : Der so genannte Wählerwille wird stets bemüht, wenn es um die Regierungsbildung geht, der aber dann parteispezifisch entsprechend „modifiziert“ wird. Wenn man nach den Mehrheitsverhältnissen in den Landesparlamenten geht, müsste es eigentlich klar sein: „Bürgerliche Koalitionen“ aus CDU und AfD wären die logische Konsequenz, denn diese hätten in beiden Fällen die absolute Mehrheiten (55 von 88 Sitzen in Thüringen und 81 von 120 Sitzen in Sachsen). Warum dies aber in Deutschland nicht gilt, das ist auf den „links-grünen Zeitgeist“ [3] zurückzuführen, der dieses Land in einem geistigen Gefängnis hält, wodurch solche Koalitionen „nicht erlaubt“ sind. Der Wähler wird zum reinen „Stimmvieh“ degradiert, der dann, wenn er der Diktion dieses Zeitgeistes nicht folgt, als „nicht ganz zurechnungsfähig“ deklariert wird. Die Parteien-Allmacht erlaubt anscheinend solche Schlussfolgerungen. Diese zu brechen wäre das Gebot der Stunde [4].

Auswirkungen des links -grünen Zeitgeistes: Der links-grüne Zeitgeist stellt eine Art „Blaupause“ dar, die als Vorlage dient für das Denken und Handeln vieler Zeitgenossen.

·         Scheinlinke Ideologie: Die linke Dominanz im politisch-gesellschaftlichen Raum verdrängt alle jene, die im konservativen Denken groß geworden sind. Sie werden zu Heimatlosen einer einseitigen Sichtweise, die aber nur scheinbar links ist. Es ist die Kunst der Linken, sich als basisdemokratisch zu tarnen, indem sie die Liberalität und Freiheit gerne als Begriffe gebraucht, aber dann vehement autoritär agiert, wenn es jemand wagt, ihre Thesen infrage zu stellen. Der links-grüne Zeitgeist ist nur scheinbar tolerant, neigt aber zum Totalitarismus mit all seinen Auswüchsen einer Kontroll- und Verbotssucht, die vor allem bei den Grünen sehr ausgeprägt sind. Hinzu kommt eine durch Besetzung wichtiger Stellen des politischen und wirtschaftlichen Systems mit Gesinnungsgenossen zu der linken Denkweise eigentlich widersprechenden Strategie: Es wird das System verteidigt, weil dadurch das eigene Überleben gesichert wird. Die Verteidigung geht mit einer erschreckenden Intoleranz, Rigorosität und Humorlosigkeit einher, die gepaart ist durch eine Art „Selbstvergottung“ (Atheismus, Materialismus), bei der der Freiheit des einzelnen nur dann freien Lauf gelassen wird, wenn es dem eigenen Machterhalt dient. Ansonsten wird sehr schnell gerne die Meinungsfreiheit als schädlich angesehen und auch mal ganz gerne vor „Hass und Hetze“ gewarnt und deshalb den sozialen Medien der Kampf angesagt. [5] Gestützt wird diese Strategie durch „Sprachpolizei“, Gleichmacherei, Förderung parasitären Verhaltens, einseitigen Rassismus (es gibt nur Ausgrenzung durch weiße Rasse), übertriebenen Minderheitenschutz und Männerfeindlichkeit [6]. Alles, was dieser Weltsicht nicht entspricht, wird als „Rrrrächts“ diffamiert und möglichst in die Nazi-Ecke gestellt.

·         Feige Journalisten und Trittbrettfahrer: Dass der Journalismus in Deutschland nicht mehr seine ursprüngliche Aufgabe erfüllt, nämlich ein Korrektiv zu sein gegenüber einem übergriffigen Staat, ist nicht neu, nur wird es nach den Wahlen in Thüringen und Sachsen noch offensichtlicher, dass er diese Funktion nicht mehr erfüllt. Statt die herrschende Doktrin „keine Macht der AfD“ infrage zu stellen, wird sie wie ein heiliges Dogma ständig als Grundlage für die Attacken gegen diese Partei verwendet und die Wähler dieser Partei für nicht ganz zurechnungsfähig erklärt. Vor allem die bei dem Öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) angestellten Journalisten haben keine Bedenken, die AfD nach ihren Wahlerfolgen mit dem Etikett zu versehen, dass sie vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft worden sei [7]. In fast jedem Interview mit Politikern der AfD wird ihnen dies vorgehalten. Die Co-Vorsitzende Alice Weidel ist aber stets auf der Hut, in die von Moderatoren gestellte Fallen nicht hineinzutappen und schafft es immer wieder, diese Art des „Framing“ [8] zurückzuweisen [9]. Die ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten verstieg sich auch noch zu einem Vergleich der Wahl der AfD in die Landtage in Thüringen und Sachsen mit dem Einmarsch der deutschen Armee am 01.09.1938 in Polen, um dadurch die AfD in die Nähe des Nationalsozialismus zu stellen [10]. Sie wurde deshalb von dem Rechtsanwalt Markus Haintz wegen Volksverhetzung nach § 130 StGB angezeigt [11]. Das ist nicht das erste Mal, dass die AfD in die „Nazi-Ecke“ gestellt wird, um sie öffentlich zu diskreditieren, denn es ist ein inzwischen bewährtes Argumentationsmuster von Journalisten, die dem Mainstream folgen. Wer im ÖRR etwas werden will, muss sich daran beteiligen, um dort bleiben zu können. Auch die Journalisten, die noch ein Angestelltenverhältnis in einem Zeitungsverlag haben, sind schon längst dem links-grünen Zeitgeist zum Opfer gefallen und bedienen regelmäßig die Vorurteile, die gegenüber bestimmten Personen (z. B. Trump, Putin, Orban) gehegt werden und sind oft nur noch angepasste Mitläufer. Aber es gibt nicht nur diese Art von Journalisten, die kein Rückgrat haben und alles schreiben und sagen, was dem links-grünen Zeitgeist entspricht, um weiterhin mit dabei zu sein. Es gibt auch außerhalb dieses .Bereiches „Trittbrettfahrer“, die meinen, auf den Zug des „AfD-Bashings“ [12] aufspringen zu müssen. So z. B. auch der Edeka-Lebensmittelkonzern, der mit dem Slogan „warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“ vor den Wahlen im Osten Stimmung gegen die AfD machte [13]. Ganz offen wird gegen die AfD gehetzt und vor einer Wahl gewarnt, weil die Evolution gelehrt habe, dass Blau keine gute Wahl sei [14]. Hiergegen wehrten sich einige Filialen, vor allem im Osten, die von der Aktion der Edeka-Zentrale überrascht wurden und distanzierten sich von dieser Aktion [15]. Die gängigen Muster des Denkens im politischen Geschäft sind so festgefahren, dass sie nicht mehr infrage gestellt werden, wobei die Behauptung des Rechtsextremismus durch den Verfassungsschutz, der ihn berechtigt, die AfD als Verdachtsfalls zu behandeln, als unumstößliches Gesetz behandelt wird. Der Sog des Mainstreams zieht so viele mit, dass nur wenige es wagen, dagegen anzugehen. Wer es dennoch tut, muss mit allem rechnen, was an Repressionen der Exekutive als Staatsgewalt zur Verfügung steht, wobei leider die Justiz nicht mehr als Korrektiv wirkt, sondern nur noch als eine Helferin einer in die Richtung einer Totalität gerichteten Staatsgewalt.

 

Gegenbewegung? Wird sich etwas ändern in Deutschland und der links-grüne Sumpf trocken gelegt? Was allen fehlt, ist der Mut zum Widerstand. Die Sorge um die eigene Existenz treibt gemäß der „ZASAS-Regel“ [16] die Menschen an, zunächst einmal für die eigene Sicherheit zu sorgen. Diese ist am ehesten dann gegeben, wenn sich jemand im Einklang mit der Mehrheitsmeinung wähnt. Wie Tiere, die in einer Herde leben, befürchten, dass sie Opfer von Raubtieren werden, wenn sie sich außerhalb der Gruppe der Artgenossen bewegen, so haben auch Menschen Angst, wenn sie sich nicht angepasst verhalten. Der Anpassungszwang bestehend aus Gruppen-, Autoritäts-, System- oder Zeitgeistdruck bringt die Menschen dazu, nicht auszuscheren [17]. Deshalb bedarf es einen gewissen Mut, das Risiko der Ausgrenzung in Kauf zu nehmen, um gegen den Strom zu schwimmen. Um es auf die Parteiebene herunterzubrechen: Wer könnte der AfD beistehen?      

 

·         Werteunion – ein „Rohrkrepierer“: Hans-Georg Maaßen hatte mit einem Satz die Hoffnung zerstört, dass die AfD einen Partner bekommen könnte: „Die CDU ist der Premiumpartner der Werteunion.“ Er betonte zudem, dass er ein Erstarken der AfD „mit Sorge sehe“ und dass ein Björn Höcke Ministerpräsident in Thüringen werden könne [18]. Mit dem Weggang von Markus Krall und Max Otto aus dem Verein der Werteunion wurden gleich zwei wichtige „Zugpferde“ verloren, die die Werteunion neben Maaßen benötigt hätte, um Wählerstimmen anzulocken. So kam es wie es kommen musste, denn die Werteunion landete bei den Landtagswahlen in Thüringen mit 0,56 % und in Sachsen mit 0,28 % klar unter 5 % und wird deshalb dort in den Landtagen nicht vertreten sein [19].

·         Bündnis Sahra Wagenknecht – Verrat an den Wählern: Dieses Bündnis (BSW) wurde in diesem Jahr erst gegründet und mit der Namensgebung ihrer Gründerin „geadelt“. Zu Anfang schien es so, als ob diese junge Partei eine oppositionelle Rolle übernehmen und als potentieller Partner der AfD infrage käme [20]. Spätestens aber nach den Wahlen in Osten werden diejenigen aufgewacht sein, dass diese Hoffnungen trügerisch waren. Mit einer Erklärung des Vorstandes BSW in Thüringen hatte diese Partei am 04.09.2024 signalisiert, dass sie jede Zusammenarbeit mit der AfD ausschließe, sie wolle hingegen mit der CDU, der SPD und den Linken in Sondierungsgespräche treten [21]. Dies kann als Täuschung des Wählers, wie dies auch von der AfD so formuliert wurde, gesehen werden, denn die BSW entpuppt sich somit als Mehrheitsbeschafferin der etablierten Parteien. Es ist der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass Wagenknecht deshalb so stark von den Medien nach vorne gepuscht wurde. Den Vogel abgeschossen hatte wohl der BSW-Chef von Brandenburg, Robert Crumbach, der sich sogar noch zu der Äußerung hatte hinreißen lassen, dass er für ein Verbot der AfD sei. Nachdem er aber aber durch die Proteste der enttäuschten Wähler aufgeschreckt wurde, ruderte er wieder zurück und hat sich von seiner eigenen Äußerung hierzu distanziert [22]. Wer will dann der BSW noch glauben?

·         Bündnis Deutschland: Markus Krall ist dem Bündnis Deutschland (BD) beigetreten und hat sich somit von der Werteunion endgültig verabschiedet [23]. Er gilt als scharfzüngiger Denker eines radikalen Kurses im Hinblick auf das, was den Staat als Ganzes angeht und plädiert dafür, den Staat zu entmachten, ihm die allbeherrschende Rolle zu nehmen und ihn auf seine Kernaufgaben zu reduzieren, um dadurch die Ressourcen für die Bürger wieder frei zu machen. Das BD ist eine Kleinstpartei, die im Mai 2022 gegründet wurde und im April 2024 beschloss, mit der Partei „Wir Bürger“ zu fusionieren. Auch die Werteunion hatte dieses Jahr eine engere Zusammenarbeit mit BD geplant [24]. Ob es auf diese Weise zu einer Fusion dieser Parteien kommen wird, ist noch offen. Bei der Europawahl 2024 erreichte sie 0,4 % und bei der Wahl 2024 in Sachsen 0,3 % der Zweitstimmen. Sie verortet sich selbst aufgrund ihrer konservativ-liberalen Ausrichtung zwischen CDU und AfD stehend und könnte deshalb als potentieller Partner der AfD infrage kommen [25]. Es erscheint sinnvoll, dass diese „Kleinstparteien“ fusionieren, um unter einem Dach vereint eine höhere Schlagkraft entwickeln zu können, an der es zur Zeit noch fehlt.

·         Christen in der AfD: Die ChrAfD betonen [26] , dass der christliche Glaube ein wesentlicher Teil des Lebens in Freiheit und Wohlstand ist. Sie wollen damit auch prägend auf die AfD einwirken. Eine der prominentesten Vertreterin dieser Gruppierung (130 Mitglieder) ist Beatrix von Storch [27]. Die ChrAfD wenden sich vor allem gegen die einseitige Politisierung der Kirche in Richtung des links-grünen Mainstreams und plädieren für eine Rückkehr zu den alten Tugenden des rechten Glaubens, wie sie etwa in der „Barmer Erklärung“ [28] der „Bekennenden Kirche“ zum Ausdruck komme [29].

·         Jugend: Die Jugend sympathisiert, vor allem im Osten, mit der AfD [30]. Aber auch landesweit – das zeigten die Europawahlen im Jahr 2024 - legten die konservativen Parteien (CDU und AfD) bei den Wählern unter 24 Jahren in der Wählergunst zu und es mussten die Grünen herbe Verluste gegenüber früher hinnehmen [31]. Dies stellt eine Trendwende dar, denn die Grünen galten lange Zeit als die Partei der jungen Menschen. Dies ist aber anscheinend vorbei. Der Grund könnte sein, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen direkt die Folgen der grünen Politik mitbekommen: Die Migrationsgewalt auf öffentlichen Plätzen bekommen sie hautnah selbst zu spüren in Form von Messerattacken und Gruppenvergewaltigungen und anderen übergriffigen Handlungen, die von Fremden verursacht werden. Deshalb hat die Angst vor Kriminalität die vor dem Klimawandel schon längst abgelöst [32]. Sie spüren selbst die Benachteiligung in der Schule und in der Berufsausbildung durch Migranten, die in den Bildungseinrichtungen als „Bremser“ wirken und fürchten deshalb um eine gute Ausbildung. Die verheerenden Folgen der Corona-Politik, die vor allem von den „Altparteien“ (Grüne, CDU und SPD) zu verantworten sind, die zu Ausgrenzung von Impfgegnern aus Vereinen und Schulen sowie im öffentlichen Raum führte, hat die Jugend hart getroffen. Die AfD hatte sich in diesem Dingen stets als kritischer Betrachter der Szenerie betätigt und vor der Überfremdung durch unkontrollierte Migration und vor ungeeigneten und überzogenen Corona-Maßnahmen gewarnt und damit recht gehalten.

Rechts darf kein Makel sein: Es gilt als anrüchig, sich dazu zu bekennen, in seiner politischen Einstellung „rechts“ zu sein [33]. Der Diktion der Linken sich nicht zu beugen, wonach alles, was „Fortschritt“, Liberalität, Vielfalt und Toleranz angeht, ein Vorrecht linken Denkens sei, sollte überwunden werden. Wer konservativ denkt, ist nicht deshalb gleich „fortschrittsfeindlich“. Wer auf nationale Interessen vor denen der Europäischen Union pocht, ist deshalb nicht gleich „europafeindlich“. Wer gegen eine grenzenlose Einwanderung ist, der ist deshalb nicht gleich ausländerfeindlich. Wer sich gegen eine „Frauenquote“ ausspricht, ist nicht deshalb gleich frauenfeindlich. Diese Verkürzungen und plakativen Betrachtungen des linken Mainstreams sind gefährlich, weil sie zu einer Gesinnungsdiktatur führen. Wer rechts denkt, der ist für Recht! Wer rechts denkt, der ist auch für Gerechtigkeit, die aufgrund ideologischer Beschränkungen oftmals mit Füßen getreten wird, weil die praktizierte Doppelmoral der Mächtigen diese ad absurdum führt [34] .

 

Die Entwicklung in Deutschland kann nur dann in eine positive Richtung gelenkt werden, wenn viel mehr Menschen den Mut aufbringen, sich ihre Meinung nicht von linken Ideologen vorschreiben zu lassen.

  © beim Verfasser    

 

 



[5] Anton Hofreiter hat sich dafür ausgesprochen, die Medienplattform „X“ sperren zu lassen; https://www.welt.de/politik/deutschland/article253404566/Anti-Terror-Kampf-Gruenen-Politiker-Hofreiter-will-notfalls-Plattform-X-sperren.html.

[8] Mit dem Setzen eines bestimmten „Rahmens“ wird versucht eine Manipulation eines Gespräches, einer Meinungsbildung oder eines Entscheidungsprozesses zu erreichen; https://de.wikipedia.org/wiki/Framing_(Sozialwissenschaften)

[10] Wörtlich sagte sie u. a.: Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem Angriff der Wehrmacht auf Polen. Deutschland überzog die ganze Welt mit Leid und Tod, ermordete sechs Millionen Juden….Am 1. September 2024, auf den Tag 85 Jahre danach, wird im deutschen Bundesland Thüringen eine Partei stärkste Kraft, die erwiesen rechtsextremistisch ist, mit einem Kandidaten an der Spitze, der wie ein Faschist redet und auch so genannt werden darf.“ https://www.express.de/politik-und-wirtschaft/zdf-kommentar-zu-landtagswaglen-ist-moderatorin-zu-weit-gegangen-855829

[14] „Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl.“ Auf der Anzeige zu sehen sind verschiedene Obst- und Gemüsesorten. Neben den Bildern von Trauben, Brokkoli, Kirschen und Co. stehen die Zahlencodes der Farben. In einer Tafel heißt es: „Übrigens: ‚Blaubeeren‘ oder ‚Blaukraut‘ haben zwar ‚Blau …‘ im Namen, aber nicht in den Farbpigmenten. Sagt jedenfalls die Wissenschaft – und auf die sollte man ja bekanntlich viel öfter hören.“; https://www.merkur.de/politik/blau-steht-nicht-zur-wahl-edeka-kritisiert-vor-thueringen-wahl-die-hoecke-afd-zr-93269582.html

[26] https://www.chrafd.de/index.php/ueber-uns Die ChrAfD ist ein wesentlicher Bestandteil der AfD, der die Bedeutung der christlichen Wurzeln für ein Leben in Freiheit und Wohlstand betont und damit die politischen Ziele der AfD prägt. Sie setzt sich auf allen Ebenen für einen fairen und würdigen politischen Diskurs ein.“

[28] Eine Erklärung der evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus, die eine Gegenbewegung gegen die „Gleichschaltung“ der Kirchen im Dritten Reich markierte; https://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_Theologische_Erkl%C3%A4rung

[30] Eine Befragung von Jugendlichen unter 18 Jahren ergab, dass in Sachsen 34,5 % die AfD wählen würden und nur 5,7 % die Grünen; https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/u18-wahl-sachsen-afd-jugendliche-100.html

[31] Union 17 % (+5 %), AfD 16 % (+11 %), Grüne 11 % (-23 %); https://www.deutschlandfunk.de/europawahl-2024-junge-waehler-afd-100.html

von Günther Birkenstock 18 Aug., 2024

Der Kampfsport ist eine Art Auseinandersetzung mit einem Gegner, bei der es das Ziel ist, den anderen zu besiegen. Es ist die friedliche Alternative zum Krieg und deshalb zu befürworten. Ist er aber auch, nachdem er lange Zeit eine Domäne der Männer war, etwas für Frauen?

Amazonen: Amazonen galten schon immer als eine kämpferische Gruppe von Frauen, die laut griechischer Mythologie männergleich in den Krieg zogen und beherrschend waren [1] . Sie wurden meistens etwas leicht bekleidet – Männerfantasien (!) – dargestellt, wenn sie auf dem Pferd sitzend und mit Schwert und Lanze bewaffnet in den Kampf gingen. Frauen sollen also auch gekämpft und nicht zur Hause gesessen und auf Kinder aufgepasst und in der Küche gekocht haben. Es mag ja sein, dass es einmal tatsächlich diese kämpfenden Frauen gab. Aber sollen diese auch heute ein Vorbild sein für die heutigen Frauen? Ja, meinen selbstverständlich die „emanzipierten Frauen“, die es leid sind, sich hinter einen sie schützenden Mann zu verstecken, der für sie kämpfen soll. Sie verzichten darauf, das „schwache Geschlecht“ zu mimen, um sich dann in die Obhut eines starken Mannes zu begeben. Vorbei ist für diesen Frauentypus das scheue Kätzchen, das sich versteckt, wenn es brenzlig wird oder sich in die Arme eines starken Mannes flüchtet. Anschmiegsam, folgsam, brav und etwas bieder – das war gestern. Die moderne Frau ist auch für den Kampfsport und trainiert fleißig ihre Muskeln, will ebenso wie der Mann muskulös, drahtig und kampfesmutig erscheinen und notfalls mal auch einen Mann mit gekonnten Griffen in die Knie zwingen. Jiu Jitsu, Judo, Kendo, Karate, Teakwando und Kickboxen sowie Boxen sind die „angesagten“ Kampfsportarten für Frauen [2] , Die modernen Amazonen bevölkern die Fitnessstudios [3] , stemmen Hanteln in die Luft und ächzen und stöhnen bei den schweißtreibenden Übungen an den mannigfaltigen Geräten.

Geändertes Frauenbild : Wie haben sich doch die Zeiten geändert. Früher saßen Frauen stundenlang in Friseursalons, um sich Dauerwellen legen zu lassen, um dann mit üppiger Frisur, gestylten Augenbrauen, hübschen Ohrringen und gefärbten Fingernägeln Jagd auf Männer zu machen. Wenn die Figur die gewünschten Rundungen nicht hergab, wurde mit einem Korsett nachgeholfen [4] . In engen Röcken und Stöckelschuhen stolzierten sie in Trippelschritten durch die Innenstädte und hinterließen stets eine Duftwolke eines betörenden Parfüms. Diese Zeiten sind längst vorbei, denn die moderne Frau zwängt sich nicht mehr in Korsetts oder Mieder, sondern lässt ihren Rundungen freien Lauf, auch an Stellen (Bauch), wo sie nicht hingehören. Notfalls werden die ungewünschten Rundungen wegtrainiert und die Kurzhaarfrisur ist allemal praktischer als die gestylten Frisuren mittels Dauerwellen. Hosen und Jacken, wie sie auch für Männer üblich sind, sind für die Geschäftsfrau, kaputte Jeans mit Löchern und Pullover für die Frauen, die nicht im Business arbeiten. Früher dachte ich, dass die Mädchen, die in zerfetzten Jeans herumlaufen, kein Geld für neue Hosen hatten, bis ich feststellen musste, dass dies so gewollt war und man diese bereits kaputt kaufen konnte [5] . Das Modediktat der „modernen“ Frau spiegelt das geänderte Selbstverständnis wieder: Frauen wollen nicht mehr Männern gefallen, um „eine gute Partie zu machen“, sondern sie machen selbst Karriere, quälen sich durch ein hartes Berufsleben und wenn es hierfür nicht reicht, gehen in die Politik und hoffen über eine „Frauenquote“ irgendwann in einem Parlament zu landen.

Frauenkörper – nicht für den Kampf gemacht : Der Frauenkörper ist nicht für den Kampf gedacht. Wenn man den Körper eines Mannes mit dem einer Frau vergleicht, dann ist der Unterschied offensichtlich, denn grob gesagt sieht der eines Mannes wie ein V und der einer Frau wie ein umgekehrtes V oder wie A aus. Der Schwerpunkt beim Mann liegt also im Oberkörper, der der Frau im unteren Bereich (Hüfte). Das hat doch sicher einen guten Grund: Der Körper des Mannes ist für den Kampf gemacht mit einer großen Muskelmasse rund um Brust und Arme und mit einer großen Reichweite der Arme kann er den Gegner leichter mit Faustschlägen bombardieren, kann ihn niederringen und kann auch aufgrund einer schmalen Hüfte und muskulösen Beinen auch schnell laufen. Ganz anders ist der Körper der Frau aufgebaut. Die Brustregion ist muskulär gesehen schwach ausgeprägt, die Schultern sind schmal, der Kopf wirkt deshalb überdimensioniert [6] , die Arme sind schmal und liegen wegen des schmalen Oberkörpers dicht an und strecken sich dann in der Hüftgegend nach außen, weil die Hüften breit angelegt sind. Das schnelle Laufen fällt der Frau schwer, weil sie die breite Hüfte daran hindert, große Schritte zu machen, die Arme sind eher im Wege, weil sie nach außen stehend einen „windschnittigen“ Lauf behindern. Außerdem behindert das Fettgewebe der beiden Brüste einen schnellen Lauf, denn bei jeder Bewegung behindern sie durch ihr Gewicht eine schnelle Fortbewegung. Die Fettpolster im Brust- und Hüft- oder Gesäßbereich haben ihren natürlichen Grund: Sie sollen gewährleiten, dass Frauen genügend Energiereserven für die Schwangerschaft haben. Außerdem sollen die Brüste genügend Milch für den Säugling produzieren können. Man könnte sagen: Frauenkörper sind für den Kampf ungeeignet, weil es an der notwendigen Muskelmasse fehlt, was es nicht erlaubt, hart zuzuschlagen, schnell zu rennen oder im direkten Duell jemand niederzuringen. Ihre natürliche Aufgabe ist die „Reproduktion“ des Menschen durch Schwangerschaft und Sorge um den Nachwuchs, zumindest in der sensiblen Zeit der ersten Monate oder Jahre, in denen die Kinder eines besonderen Schutzes bedürfen. Sieht man sich die „Frauenwelt“ bei den nächsten Verwandten des Menschen, den Affen an, dann sind dort die Weibchen i. d. R. kleiner, mit geringerer Muskelmasse ausgestattet und für die Aufzucht der Jungen optimal ausgestattet durch einen ausgeprägten „Brutpflegeinstinkt“, der ihnen die Möglichkeit gibt, sich voll auf die Beaufsichtigung und den Schutz des jungen Nachwuchses zu konzentrieren.  

Gegen die eigene Natur : Frauen wollen sich emanzipieren und riskieren ihre Weiblichkeit zu verlieren, denn die Weiblichkeit einer Frau besteht in der Rundlichkeit der gesamten Figur, die in den Augen der Männer sie begehrlich macht. Große Oberweite, schmale Taille und breite Hüften haben deshalb immer schon Männer besonders fasziniert, weil diese im konträren Gegensatz zum eigenen Körper stehen, der ohne jegliche Rundungen auskommt, straff und hart erscheint, ohne jegliche Anmut. Weibliche Körper sind deshalb für den Tanz geeignet, weil diese Bewegungsform der Körperform entgegenkommt, denn weiche, grazile Bewegungen sind mit einem solchen Körper leichter möglich und sehen auch attraktiv aus. Beim Mann wirken sie deshalb eher lächerlich, weil diese nicht zum Körperbau passen. Die Verunstaltung des weiblichen Körpers bedingt der Leistungssport, denn nun werden alle Tribute der Weiblichkeit bekämpft, um in der Spitze mithalten zu können. Es wird also nicht behauptet, dass Sport überhaupt nichts für Frauen ist, denn Bewegung ist allemal gut. Es geht um die auf die Spitze getriebene Art, die man im Leistungssport und vor allem in den Kampfsportarten vorfindet, wo es darum geht, durch „Spitzenleistungen“ irgendwann mal auf einem Siegerpodest stehen zu können. Läuferinnen haben meistens am Fettgewebe an sämtlichen Körperpartien verloren, wo es für das schnelle Laufen hinderlich ist, besonders an der Brust, aber auch an den Hüften. Gerade Langstreckenläuferinnen sind meistens hager und „flachbrüstig“, sodass das Laufen über strenge Strecken durch das Gewicht der Brüste nicht behindert wird. Sieht man sich Fußballerinnen an, so ist auch hier klar, dass der weibliche Körper ein Hindernis darstellt, denn wenn der Ball zum Körper geht, dann ist eine große Oberweite hinderlich und ein Treffer auch schmerzhaft. Auch Radfahrerinnen haben das gleiche Probleme mit dem Busen, denn er behindert beim schnellen Radeln. Ganz extrem wird es bei den Boxerinnen, die aufgrund der geringen Muskelmasse im Schulterbereich nicht zu kraftvollen Schlägen in der Lage sind, also trainieren sie sich künstlich die Muskelmasse an, die ihnen dort fehlt. Gerade bei der Olympiade 2024 in Paris wird die Entwicklung des Frauen-Boxens auf die Spitze getrieben, weil eine „männliche“ Frau, Imane Khelif, die Goldmedaille errang. War sie nun ein Mann oder eine Frau? Die Fachwelt rätselt, denn mit einem XY-Geschlechtschromosom ausgestattet, was für Männer typisch ist, galt sie trotzdem als Frau [7] . Frauenboxen ist für mich die sinnfällige Spitze eines Kampfsportes, der für Frauen nicht geeignet ist, weil die natürlichen Voraussetzungen hierfür einfach nicht gegeben sind.

Nachahmung der Männerwelt: Frauen ahmen nur den männlichen Sport nach, aber kreieren nichts Neues. Warum müssen sie ihre so genannte Emanzipation dadurch beweisen, dass sie dieselben Sportarten ausführen wie die Männer und überlegen sich nichts anderes? [8] Fehlt ihnen die Phantasie oder wollen sie einfach nur die Männerwelt imitieren? Aber jede Imitation ist niemals so gut wie das Original. Der Leistungssport und insbesondere der Kampfsport sind und bleiben eine Domäne des Mannes. Daran wird auch noch so viel Training, noch so viel Wehgeschrei der Frauen nichts ändern. Die Nachahmung der Männerwelt durch die Frauen, wie sie bereits auf vielen Feldern des gesellschaftlichen Lebens passiert, ist zum Nachteil der Menschheit, denn es geht sehr viel von dem verloren, was die Weiblichkeit ausmacht, aber durch die Vermännlichung der Frau verdrängt wird: Anmut, Grazie, Eleganz, Schönheit, aber auch seelische Eigenschaften wie Gutmütigkeit, Sanftmut, Mütterlichkeit und Fürsorglichkeit. Der Kampfsport spiegelt nur das wieder, was sich eben auf der gesellschaftlichen Bühne zeigt, auf der das Weibliche in seiner äußeren Gestalt und in dem Habitus der Frauen verloren geht.

Mein Plädoyer kann nur lauten: Frauen, besinnt euch eurer eigentlichen Aufgaben in der Schöpfung, die von Gott auch so gedacht war und hört auf damit, die Männer-Welt zu imitieren.    

© beim Verfasser



[4] Reminiszenzen an alte Zeiten des Korsetts: http://www.corsetiere.net/Spirella/Contents.htm

[6] Grob gesagt passt der Kopf eines Mannes gewissermaßen dreimal auf seinen Schultern, bei der Frau reicht die Schulterbreite hierfür nicht aus.

[8] Früher gab es als sportliche Disziplin noch Wasserballett, welches von Frauen ausgeführt wurde, aber nun gar nicht mehr unter den Unterwassersportarten zu finden ist; https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Unterwassersportart

von Günther Birkenstock 13 Aug., 2024

Die Dualität von Gut und Böse als Grundelemente der Welt ist immer faszinierend, weil sich daran die Geister scheiden. Denn entweder es gibt diese Dualität überhaupt oder es gibt sie nicht. An dieser Grundsatzfrage kommen wir eigentlich nicht vorbei.

Leugnung der Dualität:   Ich habe schon anderer Stelle einmal den Unterschied zwischen Polarität und Dualität erklärt [1] und will ihn zur Klarstellung nur noch einmal kurz erläutern: Die Polarität ist die Gegensätzlichkeit sich nicht eigentlich ausschließender Pole, die sich auf der gleichen Dimension befinden und in ihrer Wertigkeit gleich sind, was bewirkt, dass es fließende Übergänge gibt. Die Dualität ist genau das Gegenteil, denn sie beschreibt die sich gegenseitig ausschließenden Pole, die sich nicht auf der gleichen Ebene befinden, sondern grundsätzlich verschieden sind, sodass es keine fließenden Übergänge gibt. Krieg und Frieden ist eine typische Dualität, denn der Frieden ist wertvoller als der Krieg. Der Zustand des Krieges schließt den Frieden aus, sodass es nicht ein bisschen Frieden geben kann oder ein bisschen Krieg [2]. Ein typisches Beispiel für Polarität ist die Geschlechtlichkeit, denn diese befindet sich auf der gleichen Ebene und bewirkt eine sich gegenseitige Ergänzung im Hinblick auf die Ausprägungen der Eigenschaften von Mann und Frau, auch gibt es Zwischenformen oder nicht klar abgegrenzte „Zwitter“, die nicht eindeutig entweder dem einen oder dem anderen Pol zugeordnet werden können. Was die Dualität von Gut und Böse angeht, so sind die Elemente sehr verschieden, denn sie befinden sich nicht auf der gleichen Ebene (das Gute ist wertvoller als das Böse), schließen sich gegenseitig aus und führen dazu, sich irgendwann zwischen dem einen oder anderen entscheiden zu müssen. Wird behauptet, dass es sich dabei um eine Polarität handelt, wie dies manchmal in der Esoterik passiert, dann wird das Böse verharmlost und als notwendige Bedingung des Guten gesehen, wie dies auch Mephisto in Goethes Faust geschickterweise tut, um Faust in die Irre zu führen [3]. Die Leugnung der Dualität ist also eine raffinierte Täuschung, die den Menschen zu der Annahme verleiten soll, dass das Böse gewissermaßen in Kauf genommen werden müsse, um das Gute zu erreichen. Oder noch krasser formuliert: Ohne das Böse gäbe es das Gute überhaupt nicht, es sei seine notwendige Bedingung, Krieg wird dann nur als ein gegenteiliger Pol des Friedens angesehen, der vorhanden sein müsse, um zu erkennen, was Frieden sei. Dabei sollte klar sein: Der Frieden ist auch ohne Krieg denkbar und schließlich auch vorhanden. Wir brauchen nicht den Krieg, um den Frieden verstehen zu können. Wir brauchen nicht die Lüge, um die Wahrheit zu erkennen, denn die Lüge ist als dualer Gegensatz zum Wahren nicht notwendig, um zu erkennen, was wahr ist. Die Wahrheit stellt allemal ein höheres Gut dar als der Gegensatz hiervon, nämlich die Lüge. Die Wahrheit ist also höherwertig und mit der Lüge unvereinbar. Es gibt nicht ein bisschen Wahrheit oder ein bisschen Lüge.

Polarität

Dualität

gleichwertige Gegensätze

  nicht gleichwertige Gegensätze

Gegensätze ergänzen sich

  Gegensätze schließen sich aus

gleiche Dimension

  verschiedene Dimensionen

Fließende Übergänge

  Hartes: Entweder - oder

Merkmale des Bösen: Das Böse verstehen ist eine Grundvoraussetzung dafür, um es bekämpfen zu können.

·         Zerstörung: Mephisto hatte es bereits Faust erläutert, was der Kern seiner Absicht sei, nämlich entweder zu erreichen, dass etwas zerstört wird, was bereits vorhanden ist oder aber zu bewirken, dass erst überhaupt nichts entsteht. Das Ziel ist also die Negation des Entstehens oder Bestehens von etwas, sodass entweder nichts vorhanden ist oder das Bestehende vernichtet wird. Dies wird deutlich im Krieg, denn hier wird alles, was andere Menschen aufgebaut haben, durch Bomben zerstört: Häuser, Straßen, Fahrzeuge und auch Lebewesen. Dieser Zerstörungswut begegnet man bereits bei Kindern, was darauf hindeutet, dass es ein angeborenes Verhaltensmuster ist, etwas kaputt zu machen [4]. Zerstört werden können aber nicht nur sichtbare Dinge, sondern auch das, was Menschen miteinander verbindet oder das, was allgemein gesehen die verbindende Kraft zwischen allem Lebendigem darstellt. Zerstörung richtet sich gegen alles Lebendige, gegen die natürliche Ordnung der Welt, die, wenn wir an eine Schöpfung glauben, gottgewollt ist. In ihr hat jedes Lebewesen seinen angestammten Platz und erfüllt darin seine Aufgabe im Zusammenwirken mit anderen Lebewesen. Der Mensch zerstört diese Ordnung, indem er seine Vorstelllungen anderen Lebewesen aufzwingt. Wer einen Vogel im Käfig hält, ignoriert den natürlichen Freiheitsdrang dieses Lebewesens, sich durch Fliegen fortzubewegen. Wenn Tiere in Ställen untergebracht werden, damit sie irgendwann geschlachtet werden, ignoriert die natürliche Lebensweise dieser Tiere und unterbindet durch eine nicht artgerechte Haltung die natürlichen Lebensformen. Kosmologisch gesehen erscheint es doch fast wie ein Wunder, dass überhaupt etwas vorhanden ist, nämlich die sichtbare Welt, die uns in ihren mannigfachen Formen begegnet. Es wäre doch zumindest denkbar, dass es überhaupt nichts gäbe, weder ein Weltall mit Galaxien, Sonnen und Planeten, noch die unsichtbare Welt, die uns zeitlebens weitgehend verschlossen ist, weil wir sie nicht wahrnehmen können. Im Hinduismus wird von einer Trinität der Götter ausgegangen: Brahma ist der Schöpfer im klassischen Sinne, der dafür sorgt, dass überhaupt etwas entsteht, Vishnu ist der Erhalter des Geschaffenen und Shiva der Zerstörer [5]. Die Zerstörung ist also nach hinduistischer Auffassung Teil des Göttlichen. In den monotheistischen Religionen wurde diese Rolle außerhalb Gottes verortet und einem Gott entgegenwirkenden Wesen (Satan, Teufel) zugeschrieben. Ist die Zerstörung gut oder böse? Die Auflösung von Formen ist etwas, was wir in der Natur immer beobachten können, was z. B. bei einem Wirbelsturm geschieht, der alles, was sich in seiner Bahn befindet, zerstört. Ist also dann der Wirbelsturm böse? Nein. Es muss also noch etwas dazu kommen, um das Böse besser erklären zu können.  

·         Die böse Absicht: Von Erich Kästner stammt der bekannte Ausspruch, dass es nichts Gutes gibt, wenn es auch nicht getan wird [6]. So wie das Gute eines Menschen bedarf, der auch eine gute Absicht in die Tat umsetzt, benötigt auch das Böse eines Aktes des Wollens. Die böse Absicht, etwas zerstören zu wollen, bewusst und nicht „aus Versehen“ geschehen, ist ein entscheidendes Kriterium. Wenn jemand eine Vase anstößt, sodass sie zu Boden fällt und zerbricht, ist dies noch nicht böse, erst wenn er diese Vase in die Hand nimmt und bewusst an die Wand oder auf den Boden wirft, sodass sie dadurch kaputt geht, ist dies böse. Die bewusste Entscheidung, etwas zu zerstören, ist also böse. Deshalb kennt man im Strafrecht die Milderungstendenz, wenn Taten begangen wurden, die unter dem Einfluss von Drogen (Alkohol, illegale Drogen) oder in einem seelischen Ausnahmezustand (Psychose) geschehen sind, diese nicht so scharf zu bestrafen. Waren die Entscheidungen der maßgeblichen Politiker in der Zeit der Corona-Krise böse? Was nun durch die Veröffentlichung der Akten des Robert-Koch-Instituts herauskam, bestätigt die Annahme, dass sie bewusst die Empfehlungen der Wissenschaftler ignorierten und gegen diese gehandelt hatten, dass z. B. Kinder Masken tragen oder sogar geimpft werden sollten, obwohl erhebliche wissenschaftliche Zweifel bestanden. Böse ist, wer bewusst andere schädigt. Dies ist hier eindeutig geschehen, denn es gab keine wissenschaftliche Evidenz für die genannten Maßnahmen.

·         Selbstsucht: Die Selbstsucht ist deshalb ein wesentliches Merkmal für das Böse, weil sie zu einer Ignoranz gegenüber dem Selbstbestimmungsrecht anderer Lebewesen führt. Diese Selbstsucht kommt in unterschiedlichen Ausprägungsgraden vor [7].

Bezeichnung

Beschreibung

Egozentrik

Ichzentriertheit, es werden die Bedürfnisse anderer ignoriert

Egoismus

zur Ichzentrierung kommt noch das bewusste Inkaufnehmen des Schadens bei anderen

Narzissmus

Neben Ichzentrierung und Schädigung des anderen kommt die Selbsterhöhung. Die "Selbstverliebtheit" zerstört Beziehungen und schädigt andere durch parasitäres Ausnutzen.

Psychopathie

Neben der Ichzentrierung und Fremdschädigung sowie Selbstüberhöhung kommt die bewusste Zerstörung der Gesundheit anderer bis hin zur Auslöschung des Lebens.

Die Tabelle zeigt die verschiedenen Formen der Selbstsucht die aufbauend im Hinblick auf den Grad der Verschlimmerung dargestellt sind. Die mildeste Art ist die Egozentrik, die bereits beim Säugling vorhanden ist. Der Mensch, wenn er auf die Welt kommt, ist von Natur aus egozentrisch, weil er eben nicht anders kann, als die Welt als Erfüllungsgehilfe seiner Bedürfnisse zu sehen. Ein Säugling kennt keine Rücksicht auf das Schlafbedürfnis seiner Eltern und schreit, wenn er hungrig ist, auch wenn das mitten in der Nacht ist. Erst mit der Entwicklung im Kindesalter und auch später muss der junge Mensch dann lernen, auf andere Rücksicht zu nehmen – manche lernen es eben nie, sodass es zur Fehlentwicklung der Selbstsucht kommt. Zuerst versucht ein solcher Mensch seine Bedürfnisse rücksichtslos durchzusetzen und nimmt die Schädigung anderer billigend in Kauf (Egoismus), später kann diese Grundhaltung sich noch verstärken, indem durch diese erfolgreich praktizierte Rücksichtslosigkeit es zu einer maßlosen Selbstüberschätzung kommt, bei der ein solcher Mensch jede Art der Zurücksetzung durch andere als eine „narzisstische Kränkung“ ansieht. Ein solcher Narzisst kann keine Kritik vertragen, ist aber immer bereit, andere nieder zu machen, weil es seinem Ego schmeichelt. Dabei verhält er sich wie ein Parasit, indem er andere ausnutzt und für seine egoistischen Ziele missbraucht. Die nächste Stufe der Verschlimmerung stellt die Psychopathie dar, bei der sogar vor der Vernichtung des anderen nicht zurückgeschreckt wird. Im schlimmsten Fall wird es zu einer Art Lebensaufgabe, jeden nicht nur zu erniedrigen, sondern auch zu vernichten, der es wagt, Kritik zu üben. Die Selbstüberhöhung wird zum Exzess getrieben, indem anderen das Lebensrecht abgesprochen wird. Die feine Art dieser Selbstüberhöhung ist die Psychopathie i. e. S., d. h. dass diese Person nicht selbst die „Drecksarbeit“ erledigt, sondern dieser Psychopath i. e. S. es geschafft hat, Vasallen um sich herum zu versammeln, die neben der Anbetung des Herrschers ihm auch seine Widersacher vom Halse schafft. In der kriminellen Szene sind es die Mafia-Bosse, die sich nicht die Hände schmutzig machen, in der Politik sind es skrupellose Politiker die an den Hebeln der Macht sitzen und mit einem minimalen Aufwand Menschen, Institutionen oder ganze Nationen vernichten können. Der andere Typus des Psychopathen ist der Soziopath, der die direkte brutale Gewalt liebt [8]. Er gewinnt aus der unmittelbaren Demütigung des anderen seine Befriedigung bis hin zur psychischen und physischen Vernichtung.  

·         Machtmissbrauch: Das Böse kommt ohne die Macht nicht aus. Wenn man Macht definieren will, dann könnte dies dadurch geschehen, indem man es als die Möglichkeit beschreibt, das Verhalten der anderen nicht nur zu beeinflussen, was die geringste Form der Machtausübung darstellt, sondern andere sogar zwingen zu können, etwas zu tun oder zu unterlassen, was sie nicht wollen. Macht und Herrschaft verhalten so miteinander, dass mit der Macht die Möglichkeiten und die Instrumentarien der Sanktionierung beschrieben wird, während die Herrschaft die Institutionalisierung des Mächtigen beschreibt, mittels der Macht über andere herrschen zu können. Die Herrschaft anzustreben ist das verlockende Ziel aller boshaften Menschen, weil sie ihnen die Möglichkeit gibt, den eigenen Willen gegen andere durchzusetzen. Die Gewissenlosigkeit ist ein wesentliches Merkmal der Machtausübung, denn wer auf sein Gewissen hört, der wird vor der unbedingten Durchsetzung des eigenen Willens gegen andere zurückschrecken, wenn dies bedeutete, dass dadurch andere zu Schaden kommen. Der Machtmissbrauch begegnet uns leider dort, wo Menschen die Macht durch das erteilt Mandat verliehen bekommen haben, aber dann sich nicht mehr an den erteilten Auftrag durch den Auftraggeber gebunden sehen. In der Politik ist dies leider weit verbreitet. Die so genannten Berufspolitiker sehen sich doch eher über dem Volk stehend, die sich nur ungern daran erinnern lassen, dass sie eigentlich von den Wählern einen Auftrag erhalten haben, für sie das Beste zu erreichen. Ein typisches Beispiel für den Machtmissbrauch stellt das Umgehen der führenden Politiker in der Corona-Zeit mit den Bürgern dar. Der Journalistin Aya Velázquez ist es gelungen, an die ungeschwärzten Protokolle des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu gelangen. Diese offenbaren z. B., wie etwa der damalige Gesundheitsminister gegen die Empfehlungen des RKI die Impfung von Kindern vorangetrieben hat. Es stellt sich nun weiterhin heraus, dass zahlreiche Entscheidungen (2G-Regel – geimpft oder genesen Sonderrechte -, einrichtungs- und geplante allgemeine Impfpflicht) reine politische Entscheidungen waren, ohne dass es hierfür eine wissenschaftliche Legitimation gab [9]. Ein weiteres aktuelles Beispiel für den Machtmissbrauch ist das Verbot des „Compact-Magazins“ durch die Innenministerin Nancy Faeser, das zu unterschiedlichen Reaktionen führte – je nach politischer Couleur [10] der Befürworter oder Gegner dieses Verbots. In diesem Zusammenhang geht es um die Machtdemonstration der Innenministerin, die bei der Polizeiaktion auch die Privaträume des Chefredakteurs und seiner Frau „stürmten“. Ein Foto ging viral, auf dem die demütigende Szene gezeigt wird, als maskierte und mit Sturmhauben ausgerüstete Polizisten vor dem im Bademantel an der Haustür stehenden Jürgen Elsässer auftauchten und (vorher informierte?) Journalisten diesen Augenblick als Zeitzeugnis festhielten [11]. Alle totalitäre Systeme haben es so praktiziert: Es geht nicht nur um die Sache, sondern um die maximale Demütigung des Gegners des herrschenden Systems [12]. Aber es gibt nicht nur den Machtmissbrauch zwischen den Menschen, sondern auch zwischen Menschen und Tieren. Die Menschen, die sich anmaßen, mit den Tieren nach eigenem Belieben verfahren zu können, missbrauchen die Macht, die sie aufgrund ihrer Überlegenheit haben. Dies drückt sich z. B. darin aus, dass sie glauben bestimmen zu können, wie Tiere zu leben haben, indem sie ihnen die Freiheit nehmen (Zoo, Tiergärten, Zirkus, Käfighaltung), sie für Versuchszwecke gebrauchen (Tierversuche zur Erprobung von Medikamenten) oder sie zu Nahrungszwecken heranzüchten (Massentierhaltung). Als infames Beispiel eines Machtmissbrauches stellt die Benutzung von Pferden zum Reiten dar. Es ist wohl augenscheinlich, dass Pferde es von Natur aus ablehnen zu dulden, dass sich jemand auf ihren Rücken setzt, was die Rodeo-Festivals zeigen, bei denen noch wilde Pferde „zugeritten“ werden und derjenige Cowboy gewinnt, der sich am längsten auf einem Pferd halten kann [13]. Auch das Erzwingen von unnatürlichen Bewegungen beim Springreiten (Pferde haben eine panische Angst vor Hindernissen, weil sie instinktiv wissen, dass sie sich dabei die Beine brechen können, deshalb werden sie durch tierquälerische Aktionen dazu gezwungen [14] ) oder Dressurreiten [15] (es werden den Tieren nicht für sie typische Laufbewegungen – Seitwärtslaufen, auf der Stelle traben - beigebracht) zeigt, dass hier ein Machtmissbrauch vorliegt.  

Merkmale des Guten: Auch das Gute kann mit der gleichen Optik beleuchtet werden, um herauszufinden, welche Merkmale hierfür prägend sind.    

·         Aufbau: Der Zerstörung steht der Aufbau gegenüber. Alles, was zerstört werden kann, muss zunächst einmal hergestellt werden. Hierfür sind mehrere Elemente erforderlich:

o   Idee : Es muss zunächst einmal auf der geistigen Ebene eine Idee vorhanden sein, was geschaffen werden soll. Die Vorstellung von dem, was entstehen soll, ist ein geistiger Vorgang, der vielleicht schon der eine oder andere selbst erlebt hat, wenn er ein Vorhaben planen wollte. Es entsteht eine vage Vorstellung dessen, was entstehen soll, wobei diese sich erst nur nebulös zeigt und kaum zu formulieren ist. Der kreative Prozess beginnt aber immer mit dem Gedanken und erst danach gesellen sich Worte hinzu, mit denen diese Gedanken beschrieben werden.

o   Konzept: Danach entsteht ein Entwurf, eine Skizze dessen, was entstehen soll. Ein Architekt macht vielleicht eine grobe Zeichnung. Ein Wissenschaftler entwirft die Gedanken, die er in Worte gefasst hat, in ein kurzes Statement, macht hierzu einige Zeichnungen, stellt die Gedanken in Blöcken zusammen, mit „Gedankenstrichen“ verbunden, um sie für sich optisch sichtbar zu machen. Die Veräußerlichung des mentalen Vorgangs verschafft Klarheit, weil nun das Nebulöse verschwinden kann und als etwas Konkretes sichtbar vor Augen tritt.

o   Erschaffung: Nun geht es an die Arbeit, das geplante Konzept umzusetzen. Jetzt zeigt sich, ob die Vorstellungen praxistauglich sind.

Die Schöpfung der Welt könnte so erklärt werden. Die gängige Theorie der Evolution geht von einer nicht intentionalen, rein auf Zufällen basierenden Entwicklung aus . Dem steht die „nicht reduzierbare Komplexität“ [16] der Schöpfung entgegen, die eine rein auf Zufällen basierende Entwicklung ausschließt oder zumindest unglaubwürdig erscheinen lässt. Die Verfechter des „Intelligent Design“ gehen von einer intentionalen, durchdachten Schöpfung aus, weil komplexe Systeme nicht zufällig entstehen können [17]. Die gängige Evolutionstheorie kann zwar die Auslese erklären, weil die schlecht angepassten Individuen sich nicht vermehren, sondern nur die am besten angepassten („Survival of the Fittest“ [18] ), aber sie kann neue Kreationen nicht oder nur schwer erklären. Die zunehmende Komplexität birgt auch Überlebensrisiken, denn je simpler ein Organismus aufgebaut ist, desto leichter fällt ihm die Anpassung an Veränderungen. Komplexe Strukturen schaffen Risiken hinsichtlich des Zerfalls (Krebs) und der Anfälligkeit bei Umweltveränderungen („Spezialisten“ haben es dann schwerer im Überlebenskampf, einfache Lebensformen – z. B. Kakerlaken, Bakterien – können fast überall überleben). Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass sich rein zufällig, quasi von selbst, komplexere Formen entwickelt haben. Es erscheint schon fast egal, ob die Schöpfung in einem einmaligen Akt entstanden ist (Kreationismus [19] ) oder er als ein laufender Prozess angesehen werden kann, an dem auch der Mensch beteiligt ist, wie dies Neale Donald Walsch aufgrund des „göttlichen Diktates“ schreibt [20]. Wenn die Schöpfung als ein prozessualer Vorgang angesehen wird, dann hätte dies den Vorteil, dass auch Korrekturen möglich wären und nicht alles von vornherein für alle Zeiten unveränderlich festgeschrieben wäre. Dann könnte auch die Idee einer Evolution wieder eine Berechtigung haben, falls sie durch diese wichtige Ergänzung „aufpoliert“ würde.

·         Der gute Wille: Kants Pflichtethik geht auf die Idee zurück, dass der gute Wille ausschlaggebend dafür ist, ob eine Handlung als gut bezeichnet werden kann [21]. Was ist der „gute Wille“?

o   Erkennen der Gesetze: Das Erkennen der in der Schöpfung enthaltenen Gesetze, die diese steuern, wäre eine gute Voraussetzung für das Gelingen, das Gute zu erkennen. Wenn wir davon ausgehen, dass alles, was entstanden ist, nicht aufgrund zufälliger Ereignisse geschehen ist, dann müssten wir von Gesetzmäßigkeiten ausgehen, die die hierfür notwendigen Prozesse steuern. Die Naturwissenschaften haben versucht die für die Erschaffung und Erhaltung der materiellen Welt notwendigen Gesetze zu erforschen. Nehmen wir an, dass das Gravitationsgesetz ein entsprechendes Gesetz darstellt, das bewirkt, dass sich Materie „zusammenballt“ und somit eine feste Grundlage bildet. Der Vorteil dieses Gesetzes ist seine Zuverlässigkeit, dass es wirkt (es fällt immer alles zu Boden). Ähnlich könnten auch Gesetze vorhanden sein, die die „geistige Welt“ steuern. Die „hermetischen Gesetze“ könnten als Beispiel hierfür angeführt werden [22]. Das Gesetz von Ursache und Wirkung bedingt das, was wir als universelle Gerechtigkeit, die sich dann in der Lehre vom Karma zeigt, benennen können. Niemand könnte sich diesem Gesetz entziehen, sodass danach alles auf den Verursacher (positive und negative Entscheidungen) zurückfällt. Im Alten Testament sind es die „Zehn Gebote“ im Neuen Testament die Ausführungen von Jesus in der „Bergpredigt“, die hier die geistigen Gesetze darstellen, nach denen wir uns richten sollten.

o   Gute Entscheidungen: Entscheidungen beruhen im Idealfall auf dem Wunsch, Gutes zu tun. Das Ansinnen von Immanuel Kant war, dass hierbei die Akzeptanz einer über den Menschen hinausgehenden Moral ausschlaggebend ist. Kant ging dabei von einer vernunftgeleiteten Einsichtsfähigkeit aus, diese Moral zu erkennen und aus Pflicht gegenüber diesen Gesetzen zu handeln, wobei nicht die eigenen Bedürfnisse („Neigungen“) eine Rolle spielen dürfen. Wer einen Menschen aus einer Lebensgefahr rettet, wird dann nicht aufgrund von Bedürfnissen handeln (diese könnten ihn eher verleiten, die Rettung aufgrund der Eigengefährdung zu unterlassen), sondern aufgrund der Moral, wonach das Helfen einer Gesetzmäßigkeit folgt, einem anderen das Leben retten zu sollen (als eine an den Mensch gerichtete Aufforderung, dem universellen Gesetz der Nächstenliebe zu folgen).

o   Universalität: Gesetze, die zum guten Handeln auffordern, bedingen eine Universalität, die über die eigene „Komfortzone“ hinausgeht. Es verbietet sich aufgrund dieses Anspruches jede Art der „Doppelmoral“ [23] , für sich Sonderregeln zu fordern und diese auch umzusetzen. Dies hatte bereits Immanuel Kant in seinem „kategorischen Imperativ“ [24] indirekt so gefordert, denn auch hier sollte sich die Universalität eines moralischen Anspruches daran messen lassen müssen, ob die für sich selbst aufgestellten Ansprüche auch für alle gelten könnten. Umgekehrt gilt das dann eben auch genauso: Was für alle gültig sein soll, muss auch für jeden einzelnen gelten. Wer als Politiker meint, von dem Volk eine umweltschonende und kostensparende Lebensweise einfordern zu können, muss dies eben dann auch selbst praktizieren [25].    

·         Selbstlosigkeit: Können wir restlos völlig selbstlos sein? Der Anspruch erscheint kaum machbar, weil er uns utopisch erscheint. Selbstlosigkeit bedeutete nämlich die Aufgabe sämtlicher ichzentrierten Wünsche. Besser bekannt wurde die Selbstlosigkeit unter dem Begriff des Altruismus, der einen Gegenpol zum Egoismus darstellt und von dem Philosophen August Comte stammt [26]. Altruismus, wenn nicht eine natürliche Veranlagung angenommen wird, wie dies auch im Tierreich vorkommt, wenn etwa artverschiedene Tiere sich gegenseitig helfen (Flusspferde retten z. B. ein Gnu, das von einem Krokodil bei der Flussüberquerung bedroht war gefressen zu werden [27] ), geht auf eine willentliche Entscheidung zurück. Hier ist der „gute Wille“ ausschlaggebend für die Handlung und mündet dann in den verschiedenen Formen altruistischen Verhaltens (Sorge für andere, Solidarität, Rettung aus Gefahr, Unterstützung bei finanzieller Not, Beistand bei seelischer Not), die alle das Ziel haben, die Lebenssituation anderer (Menschen, Tiere und Pflanzen) zu verbessern. Dass hierbei auch „Gewinn-und-Verlust-Rechnungen“ eine Rolle spielen, die darauf hinauslaufen, den Aufwand (Zeit, Geld, Unannehmlichkeiten, gesundheitliche Risiken) für die Hilfe mit dem Nutzen (für den Helfer selbst) abzuwägen, ist nicht von der Hand zu weisen. Diese zielen aber auf eine utilitaristische Betrachtungsweise [28]. Echter Altruismus ist aber werteorientiert, d. h. dass mit dem Handeln nach eigenen Überzeugungen gehandelt wird, die bestimmten Werten, die für wichtig erachtet werden, entsprechen.

·         Machtlosigkeit: Verzichtet der gute Mensch auf Macht? Die Macht stellt eine Versuchung dar, mit Hilfe von bestimmten, dem Mächtigen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Verhaltenssteuerung, eigene Ziele durchzusetzen. Ich habe an anderer Stelle im Hinblick auf den Dualismus zwischen dem Herrschen und dem Dienen darauf hingewiesen, dass ich das Herrschen für eine satanische, das Dienen aber für einen göttlichen Verhaltensmodus halte [29]. Das Dienen bedarf nicht der Machtausübung. Mehr noch: Das Gute kann nicht erzwungen werden, sondern setzt sich durch gutes Beispiel, das nachgeahmt wird, fort. Deshalb ist die Vorbildfunktion [30] des Lehrers, des Erziehers, des Elternteils oder eines anderen Pädagogen für die Herausbildung von gutherzigen Menschen der Königsweg. Es bedarf nicht der Bestrafung von bösem Verhalten, weil reziprok mit dem Anwachsen des moralisch guten Verhaltens die negativen Verhaltensweisen entweder gar keine Chance zu entstehen oder zum Verschwinden gebracht werden können.

Wer schützt die Guten und wer die Bösen? Sind wir in dem Kampf zwischen Gut und Böse auf uns allein gestellt? Bekommen wir göttlichen Beistand? Schützt Gott die Liebenden? [31] Wer hilft den Bösen? Die Welt erscheint doch oft wie eine Bühne, auf der die Akteure (Menschen) wie gute Schauspieler ihre Texte zu den von ihnen gewählten Rollen aufsagen und entsprechend agieren. Die Welt als Bühne zu sehen könnte als eine gute Metapher angesehen werden, weil damit der Blick „hinter die Kulissen“ geöffnet wird. Die Frage ist doch: Schreiben wir selbst unsere Rolle, die wir spielen wollen oder sind es andere, die uns diese Rollen vorgeschrieben haben? Intuitiv wehren wir uns gegen die Vorstellung, dass wir gleichsam nur Marionetten sind, an denen die Strippenzieher andere sind, die unsichtbar bleiben. Beides trifft wohl zu: Es wäre eine fatale Welt, wenn wir nur Marionetten wären und es wäre auch naiv zu glauben, dass nicht jenseits unserer wahrnehmbaren Realität in der jenseitigen Welt mächtige Wesen darauf warten, in unsere Welt einzugreifen.

·         Gottes Helfer, die Engel:   Warum sollte Gott alles allein machen, „schließlich hatte man immer schon Personal“. Dieses besteht nach Verständnis der monotheistischen Religionen aus Engeln, die verschiedene Funktionen haben. Dabei soll es sogar auch eine Hierarchie geben, angefangen von den oberen Rängen wie den Seraphim bis hinunter zu den Schutzengeln. Am Interessantesten für die Menschen sind die Schutzengel, von denen in zahlreichen Büchern berichtet wird [32]. Die Geschichten beruhen auf Berichten von Menschen, die sich in ausweglos erscheinenden Situationen befinden und dann wie „durch ein Wunder“ gerettet werden [33]. Neben dieser Art von Engeln berichtet Passian noch von Engeln, die bei der Geburt (Geburtsengel) helfen, beim Tod beistehen (Todesengel) oder bei der Heilung helfen (Heilungsengel) [34]. Engel kommen danach in der Schöpfung Gottes die Funktion zu, die Schöpfung zu bewahren und diejenigen zu schützen, die in der diesseitigen Welt Beistand brauchen, um in ihr nicht vom „rechten Weg“ [35] abzukommen. Engel sind und bleiben aber jenseitige Wesen und es ist unmöglich, dass Menschen irgendwann zu Engeln werden [36] , weil Engel gewissermaßen eine „eigene Spezies“ der Schöpfung sind. Wenn Menschen aus dem Jenseits heraus versuchen zu wirken, wird dann eher von Schutzgeistern gesprochen.

·         Satans Helfer, die Dämonen:   Wenn Gott seine Helfer hat, dürfte auch Satan auf ein Heer zurückgreifen können, das ihm zur Verfügung steht. Im Allgemeinen wird bei diesen Wesen von Dämonen gesprochen, die mit ihrem Anführer aus dem Himmel verbannt wurden und seit dem versuchen, folgt man den Berichten der Bibel, die Menschen in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dämonen haben danach die Absicht, die Menschen von dem „rechten Weg“ abzubringen, indem sie auf die Menschen durch ihre Möglichkeiten der Beeinflussung einwirken. Es gibt drei verschiedene Versionen, die zu verschiedenen Phänomenen führen: Umsessenheit, Besessenheit, Pakt [37]. Bei der Umsesssenheit versucht ein Dämon sich in die Nähe eines Menschen (Aura) zu begeben, um durch eine Art „Einflüsterung“ Einfluss zu nehmen, indem er ihm rät, nicht auf die Stimme des Gewissens (Gott) zu vertrauen. Bei der Besessenheit wird die Persönlichkeit des Dämons so beherrschend über einen Menschen, dass er zu keinen eigenen Entscheidungen mehr fähig ist. Von Pakt spricht man dann, wenn eine mehr oder weniger bewusste Vereinbarung mit einem Dämon erfolgt, der für das Versprechen von Vorteilen der materiellen Welt (Ruhm, Macht, Reichtum) die „Übereignung“ der Seele erwartet [38]. Solange jemand unter dem Einfluss eines Dämons steht, genießt er auch dessen „Schutz“. Dass so etwas möglich ist, erscheint rein spekulativ, aber es ist doch erstaunlich, dass Hitler 42mal auf ihn verübten Attentatsversuchen entging [39]. Auch in der heutigen Zeit ist es doch sehr bemerkenswert, wie wenig durch irdische Gerichte Politiker belangt werden, die nur ihre eigenen egoistischen Ziele verfolgen; mehr noch, denn sie erfahren beruflichen und privaten Erfolg und werden durch staatliche Organe geehrt, wie dies z. B. bei Angela Merkel geschehen ist.

 Dualität von Gut und Böse universell?

Wir nehmen die Dualität von Gut und Böse in unserer Wirklichkeit oft unmittelbar wahr, sehen sie als gegeben an. Die Frage, die sich stellt ist die, ob sie auch für das Jenseits gilt oder sich verflüchtigt? Armin Risi geht in seinem Buch „Licht wirft keine Schatten“ dieser Frage nach und gibt hierzu die Antwort, dass die Dualität überwunden werden müsse, weil sie mit der göttlichen Einheit unvereinbar sei. Er meint, dass die Dualität in ihrer Schärfe, wie sie etwa in den monotheistischen Religionen zutage tritt, zu einer diabolischen Spaltung führe, wodurch sich die einen als „die Guten“ definierten und die die anderen dann als die „die Bösen“ hingestellt und bekämpft oder sogar getötet werden können. Vor allem die Kirche sehe sich als die „Braut Christi“ als die einzige und wahre Vertreterin des rechten Glaubens an [40]. Wird also die Dualität im Reich Gottes hinfällig? Der Monismus als philosophische Richtung geht davon aus. Denn wenn alles, was ist, letztendlich auf eine Ursache zurückgeht, dann dürfte die Dualität eigentlich irgendwann nicht mehr bestehen, weil dies mit der Einheit nicht vereinbar wäre. Hierbei wird Gott mit dem „Absoluten“ identifiziert und gesagt: „Das Absolute ist die einzige Wirklichkeit, und diese ist frei von Dualität, so wie Licht frei von Schatten ist.“ [41] Könnte es so sein, dass im Ursprung alles einmal vereint war und dann irgendwann auseinanderfiel? Folgt man der Bibel, dann wird dort vor der Schaffung der Menschen von einem „Krieg im Himmel“ gesprochen, durch den es zu einem „Geisterabfall“ gekommen sei (Offenbarung Johannes 12, 7-12) [42]. War das der Beginn der Dualität? Folgt man der Offenbarung des Johannes weiter, dann wird diese Dualität in weiter Zukunft einmal enden. Dieses Ereignis steht aber erst am Ende einer langen Entwicklung, wobei nicht der Dualismus einfach verschwindet, sondern das Gute das Böse vernichten wird. Diese Vernichtung wird so beschrieben, dass Satan und seine Anhänger „in den feurigen Pfuhl“ geworfen werden (Offenbarung Johannes 20,10) [43]. Aber nicht nur wird Satan mit seinen Anhängern (Dämonen – gefallene Engel) dort verschwinden, sondern auch diejenigen, die sich für ihn entschieden haben und deshalb nicht im „Buch des Lebens“ stehen (Offenbarung Johannes 20, 15) [44]. Das endgültige Gericht, das einen Endpunkt beschreibt und damit das Ende der materiellen Welt, wird von dem wiedergekehrten Jesus Christus gehalten, indem er die Schafe von den Böcken trennt (Matthäus 25, 31). Hierbei sind allein die guten Werke ausschlaggebend dafür, ob man letztendlich im Reich Gottes landet oder nicht, indem unterschieden wird zwischen denen, die in ihrem Leben an den Brüdern von (Matthäus 25,40 [45] ) Jesus gute Werke vollzogen haben (Matthäus 25, 35-56 [46] ) oder jenen, die dies unterließen.

Die Dualität von Gut und Böse wird also irgendwann verschwinden und das ist der Trost, der es mir erlaubt, in dieser Dualität noch leben zu müssen.  

   

   © beim Verfasser    

 

 



[2] Es ist wie bei der Schwangerschaft: Entweder ist eine Frau schwanger oder nicht. Deshalb ist auch der Titel des Schlagers „Ein bisschen Frieden“ irreführend: https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_bi%C3%9Fchen_Frieden

[3] (Ich bin) ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. ... Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, Mein eigentliches Element. https://www.aphorismen.de/gedicht/676  

 

[4] In meiner Kindheit hatte ich mich schon immer geärgert, wenn das, was ich mühsam aufgebaut hatte (Sandburgen, Baumhäuser, künstliche Staudämme u. ä.), entweder direkt zerstört wurde oder ich es am nächsten Tag im zerstörten Zustand vorfand.

[8] Zur näheren Unterscheidung zwischen Psychopath und Soziopath siehe Artikel „Warum werden wir von den falschen regiert?“ https://www.guentherbirkenstock.de/neue-seite

[9] Velázquez’ Fazit zu dem Datensatz lautet: „Die Corona-Politik basierte nicht auf rationalen, wissenschaftlichen Abwägungen. Zahlreiche politische Entscheidungen, wie etwa 2G, die einrichtungsbezogene und geplante allgemeine Impfpflicht oder die breitflächige Impfung von Kindern waren rein politische Entscheidungen, für die das RKI als weisungsgebundene Behörde eine vermeintlich wissenschaftliche Legitimation geliefert hat.“ Aus: Corona: Was die Regierung vor der Bevölkerung verheimlichte; https://www.schwaebische.de/politik/corona-rki-files-protokolle-drosten-spahn-das-wollte-die-regierung-deutschen-verheimlichen-2726483

[12] Aus meiner Erinnerung war es so, dass im 3. Reich die Richter den Angeklagten verboten hatte Gürtel zu tragen, sodass diese sich ständig die Hose festhalten mussten, damit sie nicht herunterfiel, worüber die Richter sich regelmäßig königlich amüsierten.

[20] Neale Donald Walsch, Gespräche mit Gott, Arkana, 2009, S. 115f.

[22] https://www.puzzle-your-mind.de/die-7-hermetischen-gesetze/ : Gesetz der Geistigkeit, Gesetz der Entsprechung, Gesetz der Schwingung, Gesetz der Polarität, Gesetz des Rhythmus, Gesetz von Ursache und Wirkung, Gesetz der Geschlechtlichkeit.

 

[25] Die Flüge der Regierungsmitglieder zu den Spielen der Europameisterschaft im Jahr 2024 kosteten dem Steuerzahler 531.000 EUR und verbrauchten jede Menge Benzin, was der geforderten „Klimaneutralität“ im Hinblick auf den Ausstoß von Kohlendioxid widerspricht; https://www.focus.de/panorama/scholz-baerbock-faeser-lauterbach-531-000-euro-jetzt-kommt-raus-wie-viel-em-fluege-der-regierung-gekostet-haben_id_260161948.html

[28] Utilitarismus: Lehre von dem Nutzen des Handelns https://de.wikipedia.org/wiki/Utilitarismus

[31] Nach dem Roman von Johannes Mario Simmel: Gott schützt die Liebenden, https://www.amazon.de/sch%C3%BCtzt-Liebenden-Johannes-Mario-Simmel/dp/3426602725

[32] z. B. H.C. Mooenburgh: Engel als Beschützer und Helfer des Menschen, Bauer, 1989; Ute York: Engel werfen keine Schatten, Knaur, 1994; Rudolf Passian: Der Engelreigen, WerSch Verlag, 2004

[33] Hierzu ein Beispiel: Passian berichtet von einem Radfahrer, der auf einer abschüssigen Straße die Herrschaft über sein Fahrrad verlor und drohte an einem Haus zu zerschellen. „Unwillkürlich rief ich aus: Gott hilf mir! Im nächsten Augenblick erlebte ich Einzigartiges. Von einer unsichtbaren Kraft wurde ich langsam aus dem Sattel gehoben und behutsam neben dem Rade, das unbeschädigt zur Seite fiel, niedergesetzt, getragen wie von unsichtbaren Händen, ohne den geringsten Schaden zu erleiden!" R. Passian, a. a. O. S. 144

[34] Passian, a. a. O., S. 61ff.

[35] Der „rechte Weg“ wird oft genannt im Zusammenhang mit dem Lebensweg von Menschen in einer Welt der Versuchungen, die den Menschen von diesem Weg abbringen wollen.

[36] Sylvia Browne: Phänomene. Die Welt des Übersinnlichen von A – Z, Goldmann, 2006, S. 164

[38] Der bekannteste Pakt ist wohl der zwischen Dr. Faust und Mephisto

[40] Armin Risi: Licht wirft keinen Schatten, Govinda Verlag, 2005, S.97f.

[41] Armin Risi, a. a. O, S. 127

[42] Dann brach im Himmel ein Krieg aus: Michael und seine Engel griffen den Drachen an. Der Drache schlug mit seinem Heer von Engeln zurück; 8 doch sie verloren den Kampf und durften nicht länger im Himmel bleiben. 9 Der große Drache ist niemand anders als der Teufel oder Satan, die listige Schlange, die schon immer die ganze Welt verführt hat. Er wurde mit allen seinen Engeln aus dem Himmel auf die Erde hinuntergestürzt. https://www.biblegateway.com/passage/?search=Offenbarung%2012%3A7-12&version=HOF

[43] Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war; und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

[44] Und so jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl. https://bibeltext.com/revelation/20-14.htm

[45] Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. https://bibeltext.com/matthew/25-40.htm

[46] Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt. 36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.…

von Günther Birkenstock 06 Juli, 2024

Radikal zu sein ist für viele nicht erstrebenswert, weil die Radikalität einen schlechten Ruf hat. Wer als radikal eingestuft wird, gilt gemeinhin als suspekt und als schwer einzuschätzen, so dass viele lieber einen weiten Bogen um diese Personen machen. Aber ist das wirklich so? Oder ist es vielleicht ganz anders: Weil der radikale Mensch etwas anders gestrickt ist, stößt er den einen oder anderen vor den Kopf, wirkt brüsk und unbeherrscht, hat aber „das Herz auf der Zunge“. Schauen wir uns diesen Typen an.

 

·         Radikal – wörtlich genommen: Das Wort geht auf einen lateinischen Urspring zurück, nämlich auf „Radix“=Wurzel [1]. Wenn etwas radikal passieren soll, dann soll es gründlich geschehen, an der Wurzel (des Übels) ansetzend. Damit soll etwas verändert werden, was von Grund an  verbesserungsbedürftig ist. Das Gegenteil wäre eine rein kosmetische Veränderung, ohne dass dabei sich etwas eben radikal ändert. Es wird dann nur an der Oberfläche agiert, nur das Aussehen, das „Image“ verändert. Die Denkweise könnte man an einem Lackschaden an einem Auto verdeutlichen. Wenn dieser Schaden beseitigt werden soll, muss der Lack bis auf den Grund abgeschliffen werden, um alle entstandene Schäden und vor allem die Rostansätze zu beseitigen. Es nützt nichts, über die beschädigte Lackstelle etwas Farbe überzusprühen, die Roststellen werden irgendwann hindurch treten. Wer schon einmal versucht hat, eine Distel oder eine Löwenzahnpflanze zu entfernen, wird Ähnliches festgestellt haben, denn wenn es nicht gelingt, die Wurzel des Unkrauts zu entfernen, wird es über kurz oder lang wieder durch den Boden hindurchtreten. Wer schon einmal eine Hautwarze hatte, wird auch dann nicht bei einem Eingriff Erfolg haben, wenn es nicht gelingt, diese von Grund auf zu beseitigen, sie wird sich immer wieder, trotz dem Abtragen der oberen von der Warze befallenen Hautstellen, neu bilden und weiter wachsen. Radikal denken und radikal handeln bedeutet also von Grund auf dem Problem zu Leibe zu rücken. Radikal zu sein bedeutet dann auch von den eigenen Wurzeln her das Leben aufzubauen, zu gestalten und nach außen hin zu handeln. Wenn der Charakter eines Menschen verdorben ist, wird alles, was auf diese Grundlegung zurückgeht, sich als weniger ertragreich und fruchtbar, aber umso mehr als unnütz bis hin zu schädlich erweisen.

·         Prinzipientreue: Die Grundlagen eines radikalen Menschen werden seine Prinzipien sein. Wer aufgrund eigener Überzeugungen zu bestimmten Gedanken und Handlungen gelangt und diesen auch gemäß handelt, könnte als prinzipientreu bezeichnet werden. Einfache Beispiele mögen dies erläutern: Wenn jemand als Grundsatz die Ehrlichkeit hoch hält, wird einer Übervorteilung des anderen nicht zustimmen können. Wenn er an der Kasse eines Supermarktes zu viel Rückgeld erhält, wird er der Kassiererin dies mitteilen und den überschüssigen Betrag zurückgeben. Wer der Auffassung ist, dass auch die Inanspruchnahme von gebührenpflichtigen Verkehrsmitteln auf der Ehrlichkeit der Fahrgäste beruht, das Beförderungsgeld zu entrichten, auch wenn sie nicht augenblicklich kontrolliert werden, wird eben nicht „schwarzfahren“. Er wird auch nicht bei der Steuererklärung „schummeln“, um ein besseres Ergebnis im Hinblick auf die von ihm zu entrichtende Steuer zu erhalten. Prinzipien stellen Axiome dar, die unverrückbar vorhanden sind, um das eigene Verhalten auf diese folgen zu lassen. Es besteht eine Stringenz von Prinzipien, rechten Gedanken, rechten Worten und rechte Taten. Die Grundsätze stellen das moralische Gerüst dar, das dem radikalen Mensch dient, um ein aus seiner Sicht „gerechtes Leben“ zu führen. Es besteht eine hohe Affinität zur Pflichtethik von Immanuel Kant. Für ihn war es „der gute Wille“, den eine Handlung moralisch rechtfertigt und nicht das Ergebnis oder die Konsequenz der Tat. Dieser deontologische Ansatz (Handeln nach Grundsätzen und Regeln) ist deshalb dem utilitaristischen Ansatz, der nach dem erreichten Nutzen fragt, den Vorzug zu geben. Welche Grundsätze könnten für einen radikalen Menschen gelten?

o   Freiheit vor Zwang: Die Freiheit der Entscheidungen eines Menschen hat einen hohen Stellenwert, denn nur wer frei ist, kann auch aus diesen Entscheidungen heraus sein Verhalten auf Dauer kontrollieren. In einer Diktatur wird ein hohes Misstrauen gegenüber dem Einzelnen gehegt, der nur seine eigenen egoistischen Ziele im Kopf habe. Deshalb wird angenommen, dass nur eine strikte Vorgabe von Regeln und konsequente Kontrollen sowie darauf folgende Sanktionen die Gemeinschaftsschädlichkeit bekämpft werden kann. Dabei kommt es zu einem Machtgefälle zwischen denen, die die Regeln aufstellen und überwachen und jenen, die danach leben sollen. Es ist nicht überraschend, dass es in Diktaturen oft so ist, dass die Regeln nur für das „einfache Volk“ gelten, während die Herrschenden sich anmaßen, über diesen zu stehen. [2]

o   „Goldene Regel“: Die Regel, dass man das tun solle, was man auch von anderen für sich selbst erwartet (positive Bedeutung) und nichts tun solle, was man von anderen an einem selbst nicht getan haben möchte (negative Bedeutung), geht bereits auf alte Kulturen (China, Indien, Ägypten) aus der vorchristlichen Zeit zurück [3]. Diese Grundregel wurde auch von Jesus aufgriffen (Matthäus 7,12) [4] und im generellen Gebot der Nächstenliebe verdeutlicht, etwa in dem Gleichnis vom „barmherzigen Samariter“. Das hinter dieser  Regel stehende Prinzip beruht auf dem Gedanken, dass wir alle miteinander in einer Art „Schicksalsgemeinschaft“ verbunden sind und positives sowie negatives Verhalten auch irgendwann wieder auf uns zurückfällt (Karma-Prinzip).

o   Gerechtigkeit: Das Prinzip der Gerechtigkeit folgt konsequent der goldenen Regel, denn diese kann nicht funktionieren, wenn es nicht gerecht zugeht, also jeder nach seinen Taten gemessen wird, unabhängig von seinem Status in einer Gesellschaft, und der verwendete Maßstab immer der gleiche ist. Jesus weist darauf hin, dass jeder sich darauf einstellen solle, dass er nach den Prinzipien der Gerechtigkeit gemessen werden würde, sodass er sich hüten solle, sich selbst auf einen Richterstuhl zu setzen (Matthäus 7,1) [5]. Dass unsere irdische Gerechtigkeit nicht annähernd die göttliche Gerechtigkeit erreichen kann, ist eklatant augenfällig, sodass nur die Hoffnung auf die universellen Gesetze Gottes das Leben in der materiellen Welt erträglich macht [6]. Der radikale Mensch wird nach dem Prinzip der Gerechtigkeit streben, indem er sich gegen einseitige Vorteilsnahme wehrt, indem er die Bevorzugung in dem Zugriff auf die in einer Gemeinschaft erarbeiteten Werte ablehnt.

o   Brüderlichkeit: Dass wir alle brüderlich (schwesterlich) verbunden sind, sollte spätestens nach der französischen Revolution, in dem die Brüderlichkeit zu einem Grundaxiom erhoben wurde, bekannt sein [7]. Brüderlich handeln bedeutet, dass auf dem Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz wir einander uns gegenseitig beistehen sollten. Ein aus dem Prinzip der Gleichheit resultierender Gedanke hat auch Jesus so formuliert, indem er ausführte, dass sich niemand „Rabbi“ (Vater) nennen dürfe, sondern seine Anhänger brüderlich verbunden sein sollten [8]. Es ist für mich nicht erstaunlich, dass dieser Grundsatz gerade in der Kirche verletzt wird, in der sich sogar der Papst als „heiliger Vater“ bezeichnen lässt. Hierarchien bewirken das Gegenteil von Brüderlichkeit, denn es entstehen Abhängigkeiten und Befehlsstrukturen, die Gehorsam und Gefolgschaft befördern. Der radikale Mensch wird jede Form von Hierarchien, die auf dem Prinzip der Gehorsams und der Gefolgschaft basieren, ablehnen.

 

·         Handeln aus Überzeugung: Hätte sich ein radikaler Mensch gegen den Corona-Virus impfen lassen, um eine Bratwurst zu erhalten? [9] Dieses extreme Beispiel zeigt das genaue Gegenteil des Handelns aufgrund von Prinzipien, nämlich aufgrund äußerer Reize (Belohnung oder Strafe). Der radikale Mensch richtet sich nicht danach, ob er für sein Verhalten eine Belohnung erhalten kann oder er eine Bestrafung vermeidet, sondern er richtet sich eben nach seinen Grundsätzen und darauf fußenden Überlegungen. Wer nicht davon überzeugt ist, dass die Covid-Impfung tatsächlich den angepriesenen Effekt haben wird, wird sich auch nicht durch gesellschaftlichen Druck oder in Aussicht gestellte Vergünstigungen dazu bringen lassen. Die eigene Überzeugung steckt gewissermaßen die Grenzen ab, bis zu denen man bereit ist zu gehen. Wer prinzipientreu ist, ist auch i. w. S. nicht käuflich. Wer aus Überzeugung handelt, der hält dem Druck durch Autoritäten, Gruppen, Institutionen oder Systemen und Zeitgeist stand, denn die Non-Konformität wird zu seiner zweiten Natur [10].

·         Keine „faulen Kompromisse“: Es gibt etwas, was den radikalen Menschen für die Politik ungeeignet erscheinen lässt. Er tut sich schwer mit Kompromissen. Aber diese sind in der Politik unumgänglich, wenn keine Einigung erzielt werden kann, aber trotzdem ein Ergebnis für ein politisches Handeln für notwendig erachtet wird. Dies gilt vor allem für etwas, was landläufig als „fauler Kompromiss“ bezeichnet wird: Jemand tut etwas, was er eigentlich nicht möchte, aber aus den verschiedensten Gründen stimmt er trotzdem einer Lösung zu, bei der anscheinend eine Übereinkunft erzielt wurde [11]. Der Anschein trügt aber leider und es wird einer Lösung zugestimmt, die den inneren Werten eines der Konfliktparteien widerspricht. Der radikale Mensch wird nicht in der Kirche bleiben, weil er befürchtet, dann soziale Kontakte zu verlieren, wenn die Mitgliedschaft in der Glaubensgemeinschaft für ihn mit seinen Prinzipien unvereinbar ist. Er wird nicht weiterhin bei seinem Arbeitgeber bleiben, weil er die Sicherheit des Arbeitsplatzes nicht so hoch einstuft wie die für ihn wichtige Tatsache, dass er gegen sein eigenes Gewissen handeln muss, um dort weiterhin tätig zu sein [12].

·         Einsamkeit: Wer seinen Prinzipien gemäß handelt, geht das Risiko der Isolation ein. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit verleitet viele dazu, dem Beispiel der anderen zu folgen („es machen doch alle so“) [13]. Nicht so der radikale Mensch, denn er nimmt eher die Einsamkeit in Kauf, eher er seine Prinzipien verrät. Für ihn stellt ein Handeln gegen die eigenen Grundsätzen einen Verrat an der eigenen Person dar. Die Isolation ist die Folge eines verengten Meinungskorridors, wie dies z. Z zu beobachten ist. Wer nicht dem links-grünen Denkschema bereit ist sich anzupassen, wird sehr schnell ausgegrenzt („Cancel Culture“ [14] ). Der „einsame Wolf“ ist ein solch radialer Mensch, der die Einsamkeit der Ansammlung beliebiger Menschenmassen vorzieht und bedeutungsvolle Gespräche dem belanglosen „Smaltalk“ dem Vorzug gibt. Er weiß, was er will und lebt dies auch nach außen aus, indem er etwas tut, was eigenen Überzeugungen entspricht und dem eigenen Geist entspringt, er ist deshalb oft kreativ, weil ihm die Imitation des Vorgelebtem zuwider ist [15]. Ist dieser „einsame Wolf“ ein Mann, wird er auch gern als „Sigma-Mann“ bezeichnet, der introvertierter ist als der „Alpha Mann“ und nicht primär nach Macht strebt [16].

·         Werte- statt Bedürfnisorientierung: Es gibt eine grundsätzliche Unterscheidung, aus welchen Motiven heraus Menschen handeln. Die einen handeln, weil sie einen inneren Drang dazu spüren etwas zu tun (Motiv), weil sie ein Bedürfnis haben , das auf eine Befriedigung drängt. Die anderen, zu denen der radikale Mensch zählt, handeln aufgrund der inneren Werte, die für sie von Bedeutung sind. Wer nach seinen Werten handelt, will damit zeigen, dass es für ihn darauf ankommt, auch nach außen hin aufgrund eigener Grundsätze zu handeln, auch wenn dabei es eben nicht zu einer Bedürfnisbefriedigung kommt. Die Bedürfnisbefriedigung ist etwas, was hinzukommen kann – als mögliche angenehme Begleiterscheinung – aber nicht primäre Richtschnur des eigenen Handelns ist. Dass eine solche Werteorientierung nicht neu ist, zeigt das Verhalten der Jünger von Jesus, die alle sich zu Jesus und dem Glauben an seine Auferstehung bekannt hatten. Der Wert dieses nach außen transportierten Glaubensbekenntnisses war ihnen wichtiger als die Vermeidung von Schmerzen und sogar Tod [17]. Auch heute sind diejenigen Drangsalierungen ausgesetzt, die es wagen, sich gegen den links-grünen Zeitgeist zu stemmen. Sie werden zunehmend ausgegrenzt und aus dem gesellschaftlichen Verband der „demokratischen Kräfte“ verbannt. Aber diese Erfahrungen nimmt ein werteorientierter Mensch in Kauf, wenn es ihm nur gelingt, gemäß seinen Werten zu handeln und damit mich sich selbst im Reinen zu bleiben.

·         Vertrauen auf höhere Mächte: Der radikale Mensch glaubt daran, dass es über den Menschen hinausreichende Mächte gibt, die ihn beschützen. Der Schutz bedeutet nicht, dass er davon ausgehen kann, dass ihm nichts passiert. Nur ist er der Überzeugung, dass die besondere Art der Gerechtigkeit Gottes über allem steht und wenn er sich zu ihr bekennt und danach handelt, über den eigenen irdischen Tod hinaus in dieser von Gott geschützten Welt leben kann. Deshalb fürchtet er nicht den Tod, sondern sieht ihn als eine Geburt in eine geistige, jenseitige Welt.

Negativer Radikalismus: Wenn hier der radikale Mensch positiv dargestellt wird, so liegt dies an der Betrachtungsweise, die auf dem ursprünglichen Sinne des Begriffs des Radikalen beruht. Leider gibt es aber auch negative Auswüchse des Radikalismus, die nicht unerwähnt bleiben dürfen. Sie widersprechen aber dem eigentlichen Sinne des Wortes „radikal“. Denn wenn man radikal denkt und lebt, will man von den Wurzeln her gesehen sein Leben gestalten und dabei diese Weltsicht dem anderen nicht überstülpen. Die Intoleranz gepaart mit einem falsch verstandenen Radikalismus mündet dann im Extremismus, der im politischen Raum als unserem Grundgesetz entgegenstehend gesehen wird [18]. Aber nicht nur im politisch-gesellschaftlichen Raum gibt es eine negative Bedeutung des Radikalismus, sondern auch in den Religionen. Alle monotheistischen Religionen neigen dazu, sehr schnell davon auszugehen, dass sie die allein richtige Weltsicht vertreten und die anderen den „falschen Gott“ anbeten. Dagegen richtet sich vor allem Achim Risi mit seinem Buch „Der radikale Mittelweg“, in dem er von den Halbwahrheiten warnt, die sowohl die monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) als auch die atheistischen Weltanschauungen (es gibt keinen Gott) verbreiten [19]. Er vertritt eine theistische Weltsicht, bei der der Absolutheitsanspruch Gottes die Relativität unserer materiellen Welt inkludiert. Die Radikalität eines „Mittelweges“ zwischen den Extremen des Monotheismus und Atheismus soll nach seiner Ansicht den Zugang zu einer erweiterten Sicht der Wirklichkeit erlauben und uns zu den Wurzeln (radikal) zurückführen.

 

Der radikale Mensch ist ein Vorbild für uns alle. Er ist leider in unserer Welt oft nicht im Rampenlicht stehend, obwohl er es verdient hätte. Aber dies ist auch nicht sein Begehr. Er sieht sich als Diener einer Ordnung, die nicht auf ihm ruht, sondern auf Gott selbst.

 

©beim Verfasser

 

 

               


[2] Aktuelles Beispiel: Obwohl zwischen 23 und 5 Uhr am Frankfurter Flughafen ein striktes Nachtflugverbot gilt, sind Olaf Scholz und Annalena Baerbock nach dem EM-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz aufgrund einer Sondergenehmigung wegen „öffentlichem Interesse“ (Treffen der EU-Außenminister) mit einer Maschine der Bundeswehr nach Luxemburg. Jeder normale Bürger hätte auf die Teilnahme an dem EM-Spiel verzichtet, um rechtzeitig zu einem anderen Termin anzureisen.

[4] „Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun soll, das tut gleich auch ihr“ https://www.jw.org/de/biblische-lehren/fragen/goldene-regel/

[5] „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. 2 Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.…“ https://bibeltext.com/matthew/7-1.htm

[7] In der französischen Revolution 1791-1792 galten die „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ zu den Hauptgrundsätzen; https://www.diplomatie.gouv.fr/de/gastland-frankreich/article/freiheit-gleichheit-bruderlichkeit ,

[8] Matthäus 23,8: Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. https://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCderlichkeit  

[9] https://www.morgenpost.de/vermischtes/article232932363/thueringen-sonneberg-corona-impfung-bratwurst.html : Im Sonneberg (Thüringen) wurden 2021 die „Impfmuffel“ tatsächlich mit einer Bratwurst belohnt, wenn sie die Covid-Spritze akzeptiert hatten.

[12] Positive Beispiele: Chrissy Rieger hatte ihren sicheren Beamtenjob aufgegeben, weil sie dort etwas tun sollte, was ihren Werten widersprach https://www.youtube.com/watch?v=N-njgzTjdbc ; Die Kabarettistin Christine Prayon (alias Birte Schneider) schied aus der ZDF-Satire Sendung „Heute Show“ aus, weil sie in der Corona-Zeit das Bashing der Maßnahmenkritiker nicht mitmachen wollte. Nach ihrer Vorstellung von Kabarett ginge der Spott „nach oben“, gegen die Herrschenden und nicht „indem man nach unten tritt“; https://www.youtube.com/watch?v=hL2afEmvwxM&t=1009s.  

[17] Die Jünger von Jesus hatten sich gegen die Priesterschaft gewandt und waren heftiger Drangsal ausgesetzt, ob sie nun bis auf Andreas eines gewaltsamen Todes gestorben sind https://www.infobae.com/de/2022/03/19/das-grausame-ende-der-zwolf-apostel-nach-dem-tod-jesu-steinigung-exil-und-verrat/ , ist nicht völlig gesichert

von Günther Birkenstock 17 Juni, 2024

Deutschland ist nicht mehr zu vergleichen mit dem, wie es einmal war. Klar, nie bleibt etwas so wie es ist, aber bei jeder Veränderung ist die Frage erlaubt: Ist diese Veränderung zum Positiven gewesen? Leider hat sich Deutschland nach meinem Geschmack zum Negativen hin entwickelt. Ich will diese Veränderungen anhand von sieben „D´s“ aufzeigen. Es sind die „Sieben Todsünden Deutschlands“.  

Deutsche Selbstverachtung: Jedes Land hat seine eigene Geschichte. Mit dieser Geschichte verbindet es so etwas wie eine eigene Identität. Hierzulande scheint sich eine Vergesslichkeit eingeschlichen zu haben, die bis hin zur Verachtung der eigenen Identität reicht. Alles, was in der Vergangenheit getan wurde, wird mit einer dunklen Brille beäugt und dabei nur auf die negativen Aspekte geschaut und die positiven übersehen. Es wird der Holocaust mit aller Aufmerksamkeit beäugt, aber die Leistungen der eigenen Bevölkerung in seiner langjährigen Geschichte ignoriert. Man kennt schon die Rituale, denn sie werden immer wieder gezeigt: Kranzniederlegungen, Festansprachen von Politikern, Vorführen von Überlebenden und die pflichtschuldigen Schuldbekundungen zu alljährlich sich wiederholenden Anlässen, an denen der Verbrechen im so genannten Dritten Reich gedacht wird [1]. Ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern – und das ist schon über ein halbes Jahrhundert her – als uns damals schon die Schuld der Deutschen an der Ermordung von unzähligen Juden und anderen unliebsamen Menschen des Naziregimes vor Augen geführt wurde mit dem Tenor, dass „die Deutschen“ eine große Schuld auf sich geladen hätten. Damals hatte ich mich schon gefragt: Was habe ich damit zu tun? Ich bin doch nach 1945 geboren und wie kann man mir eine Mitschuld geben an den Verbrechen. Ich glaube, dass es kaum ein anderes Volk gibt, das sich so unablässig selbst die Schuld gibt an Taten, die ihre Eltern- und Großelterngeneration begangen haben. Das immer wieder „ins Gedächtnis rufen“ der Verbrechen dieser Zeit, so glaube ich, hat System. Es müssen Interessen dahinter stecken, dass die Verbrechen der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten, den Deutschen immer wieder vorgehalten werden und auch in Selbstvorwürfen „gebetsmühlenartig“ wiederholt werden.

Hier die Liste meiner Hypothesen:

·         Der Fluch des verlorenen Krieges : Diejenigen, die einen Krieg verloren haben, sind immer an allem schuld: an dem Ausbruch des Krieges, den in dem Krieg begangenen Verbrechen und dem Leid, das sie über andere Völker gebracht haben. Die anderen sind nie schuldig geworden, denn – dies ist immer die offizielle Lesart – sie sind ja in diesen Krieg hineingezogen worden, ohne dass sie dies selbst gewollt hatten. Alles, was sie im Krieg getan hatten, waren keine Kriegsverbrechen, sondern dienten nur dazu, den Krieg zu beenden. Da nach offizieller Geschichtsschreibung die Deutschen den Krieg begonnen, aber dann verloren haben, tragen sie somit an allem die Hauptschuld – und müssen dafür büßen. „Vae victis“ (wehe den Besiegten), rief bereits der Gallierkönig Brennus den Römern zu, als diese sich beschwerten, dass sie nach der verlorenen Schlacht im Jahre 387 v. Chr. übervorteilt wurden, indem die Gallier falsche Gewichte zum Auswiegen des Goldes, das gefordert wurde, verwandten und er auch noch sein Schwert in die Waagschale mit diesen geflügelten Worten warf [2]. Kein anderes Land gibt sich Mitschuld an den im zweiten Weltkrieg begangenen Verbrechen, sondern nur die Deutschen tragen nach der offiziellen Geschichtsschreibung die Schuld. Aber sie tragen nicht nur an dem Krieg die Alleinschuld, sondern an allen Verbrechen, die von ihnen in dieser Zeit begangen wurden – auch an dem Töten von unzähligen Juden.

·         Der Mythos der Kollektivschuld: Es mutet doch seltsam an, dass bis heute Deutsche eine Schuld an den Naziverbrechen haben sollen, obwohl die nach dem Krieg geborenen Generationen an diesen Verbrechen biologisch gesehen gar keine Schuld haben können. Aber selbst diejenigen, die die Zeit davor noch miterlebt hatten, sollen kollektiv mitschuldig sein. Die Alliierten hatten an der Implantierung eines „Kollektivschuldglaubens“ im Deutschen Volk nach dem Krieg gearbeitet. Robert McLure, Leiter der „Information Control Divisidion“ (eine Propaganda- und Zensurabteilung in den amerikanischen Besatzungszonen),   erläuterte kurz nach Kriegsende sein Vorhaben: „ Die ersten Schritte der Reeducation werden sich streng darauf beschränken, den Deutschen unwiderlegbare Fakten zu präsentieren, um ein Bewusstsein von Deutschlands Kriegsschuld zu erzeugen sowie einer Kollektivschuld für solche Verbrechen, wie sie in den Konzentrationslagern begangen wurden.“ [ [3]. Die Alliierten versuchten also, den Deutschen eine Kollektivschuld anzuhängen, was weitreichende Konsequenzen hatte, denn dann konnte den Deutschen eine Kollektivhaftung zugemutet werden, d. h., dass ein ganzes Volk Folgeschäden der Naziherrschaft zu tragen hätten.

·         Wirtschaftliche Erpressung: Die Kollektivschuld ist eine logische Voraussetzung, um dann ein ganzes Volk wirtschaftlich verantwortlich zu machen für Schadenswiedergutmachung aufgrund einer angenommenen Kollektivhaftung. Im Jahr 1953 trat als Folge dieser Überlegung das „Bundesentschädigungsgesetz“ in Kraft, dass als Teil der deutschen Wiedergutmachung ist, wonach Menschen, die aus politischen, rassischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen verfolgt wurden und dadurch Schäden an Leben, Körper, Gesundheit, Freiheit, Eigentum oder Vermögen sowie im beruflichen oder wirtschaftlichen Fortkommen erlitten haben, eine Entschädigung in Geld zustand. Nach diesem Gesetz konnten noch bis Ende 1969 Anträge auf Entschädigungen gestellt werden. Noch im Jahr 2012 wurden 53.000 Renten an Geschädigte gezahlt [4]. Es können jetzt also keine neuen Anträge mehr auf Entschädigung gestellt werden, jedoch im „Wege von Zweitverfahren“ alte Entscheidungen revidiert werden [5]. Wer keine Ansprüche nach diesem Gesetz hatte, konnte nach dem „Allgemeinen Kriegsfolgegesetz“ doch noch zum Zuge kommen, sofern er einen Schaden am Leben, Körper und Gesundheit erlitten hatte. Auch hier gab es eine Ausschlussfrist für Anträge, die bis Ende 1959 auslief. Aber nicht nur Einzelpersonen wurden Entschädigungen zugebilligt, sondern aufgrund von in den Jahren 1959 – 1964 geschlossenen Abkommen mit vielen europäischen Staaten wurden Entschädigungen an Personen in diesen Ländern geleistet, die durch NS-Verfolgungsmaßnahmen Schäden erlitten hatten. Auch die Geschädigten in der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten erhielten Entschädigungszahlungen aufgrund Einzelabkommen sowie diejenigen aus Polen, Tschechien und anderen Osteuropäischen Ländern und sogar der USA. Insgesamt wurden bis 2018 über 76 Mrd. Entschädigungszahlungen geleistet (Anlage 1 der Broschüre von „NS-Unrecht“).

·         Ausverkauf deutscher Interessen: Es kommt bei mir der Verdacht auf, dass deutsche Politiker schon seit Ende des Krieges einen Ausverkauf deutscher Interessen betreiben. Es ist wie mit einem Pendel, dass in die entgegengesetzte Richtung geschlagen hat: Nach der Betonung nur nationaler Interessen im 3. Reich schlug das Pendel in die entgegengesetzte Richtung aus. Es konnte und sollte nur das gut sein, was international Beachtung fand und entsprechend durch Beifallsbekundungen anderer Staaten im europäischen Ausland, aber auch jenseits des Atlantik, gewürdigt wurde. Stets hatten diese Interessen einen gewissen Vorrang vor nationalen Interessen der Deutschen. Diese Entwicklung hat sich noch durch die so genannte Globalisierung verschärft und seit wir in unserer Republik einen „politischen Klimawandel“ vollzogen haben, werden zugunsten linker Parolen zu Lasten der allgemeinen Steuerzahler Mrd. EUR für die Migration von Ausländern nach Deutschland gezahlt. Bezeichnend unter vielen Zitaten ist eine Aussage von Joschka Fischer: „Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind. Das wird immer wieder zu ‘Ungleichgewichten’ führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden – Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet.“ [6] . Es ist bezeichnend, dass aber solche Politiker ganz gut auf Kosten der Steuerzahler leben können.

Doppelmoral : Die Doppelmoral kann auf zwei verschiedene Arten gesehen werden . Sie resultiert einmal daraus, dass man zwei verschiedene Maßstäbe anlegt bei gleichen Tatbeständen, also bei dem einen eine Tat als harmlos dastehen lässt, während man sie bei einem anderen als ein schweres Verbrechen ansieht. Zum anderen besteht sie darin, von anderen etwas zu fordern, was man selbst nicht bereit ist zu leisten. Wer von anderen etwas verlangt, muss dies auch für sich selbst gelten lassen. Die Doppelmoral, die aus der Heuchelei resultiert, für sich selbst „Sonderrechte“ zu proklamieren, während man bei anderen ein „hartes Durchgreifen“ fordert, ist ein Zeichen moralischen Verfalls. Eine Doppelmoral der ersten Art wurde hinsichtlich der Beurteilung von „Ausländer-raus-Rufen“ im Mai 2024 auf Sylt [7] deutlich. Während eine der „Syltgröler“ ihren Job verlor, konnte die Präsidentin der Technischen Universität in Berlin, Geraline Rauch, die einen antisemitischen Beitrag mit „gefällt mir“ markiert hatte, ihren Job behalten [8]. Ein Beispiel der Doppelmoral der zweiten Art wäre das Verhalten von „Klimaklebern“ die auf der einen Seite wegen des hohen Energieverbrauches und des damit verbundenen Kohlendioxid-Ausstoßes Straßen blockieren, aber dann zur eigenen Gerichts-Verhandlung nicht erscheinen und stattdessen mit dem Flugzeug nach Bali fliegen [9]. Hier noch zwei weiteres Beispiele der Doppelmoral der zweiten Art: Während die Abgeordneten der Grünen als Vielflieger bekannt sind, wettern sie aber gleichzeitig gegen „Verbrennerautos“ und sind dafür, dass sie verboten werden. [10] Die Befürworter der grenzenlosen Migration, wie sie besonders im links-grünen Milieu zu finden sind, wollen davon aber im konkreten Fall, dass eine Flüchtlingsunterkunft in ihrer Siedlung errichtet werden soll (in der hauptsächlich links-grüne Wähler wohnen), nichts wissen und gründen einen Bürgerprotest [11] , wie dies in Hamburg geschehen ist.

Duckmäusertum : Der „deutsche Michel“ gilt gemein hin als sehr devot und obrigkeitshörig; es scheint so eine Art „Volkskrankheit“ zu sein [12] . Er ist sehr schnell bereit, sich unterzuordnen, sei es einem Gruppendruck, der angeblichen Autorität, einem System oder dem Zeitgeist [13] . Die Profiteure einer devoten Lebenseinstellung sind schnell ausgemacht, denn sie tummeln sich in den Parteien und Spitzenverbänden einer Republik, die sich dem links-grünen Zeitgeist unterworfen hat. Sie leben nach der Devise: Wer es geschafft hat, nach oben zu gelangen, wird sich irgendwann derer erinnern, die ihnen dabei geholfen haben und sich erkenntlich zeigen. Also wird denjenigen „nach den Mund geredet“, die die Macht haben. Dass ein Regierungschef oder ein Parteiführung gestürzt wird, ist deshalb höchst selten [14] . Es ist erstaunlich, wie schnell z. B. sich die Mehrheit einer militanten Minderheit anpasst, wenn es z.B. um die gendergerechte Sprache geht. Denn das „Gendern“ ist eigentlich eine „Sprachverhunzung“, aber trotzdem machen viele mit, auch wenn sie ansonsten nichts davon halten. Der heutige Student (pardon: Studierende) ist deshalb nicht mehr im Studentenwerk vertreten, sondern im Studierendenwerk. So wie die Universität Konstanz haben andere Universitäten ebenfalls Leitlinien für eine „gendergerechte und diskriminierungsfreie Sprache“ herausgebracht [15]. Der Student schreibt auch seine Abschlussarbeiten „gendergerecht“ um keine Punktabzüge zu kassieren [16].

Dogmatik : Die Festlegung von Glaubenssätzen, was zu einem System von Dogmen geführt hat, war früher eine Domäne der katholischen Kirche. Heute werden sie Ideologien oder Narrative genannt, die unser Deutschland beherrschen, hier eine Auswahl:

·         Der menschengemachte Klimawandel ist die größte Gefahr: D er Klimawandel wird zu einer Klimakatastrophe hochstilisiert und apokalyptische Folgen einer Nichtabwendung heraufbeschworen. Die Totalität des Planes, die Kohlendoxidemissionen zu bremsen, grenzt schon an eine Art „Klimadiktatur“, bei der alles dem Ziel des Erreichens der Klimaziele („Klimaneutralität“) geopfert werden soll, wobei die Vorgehensweise schon quasi-religiöse Züge trägt [17] .

·         Die Migration ist eine Bereicherung: Die links-grüne Ideologie einer grenzenlosen Einwanderung von Menschen aus kulturfremden Ländern ist eine feste Größe in dem Gedankengebäude ihrer Protagonisten. Kennzeichnend für diese Ideologie ist, dass negative Auswirkungen nicht zur Kenntnis genommen oder einfach geleugnet werden: zunehmende migrationsspezifische Delikte wie z. B. Messerstechereien, Clankriminalität oder Gruppenvergewaltigungen, Integrationsprobleme bis hin zur Entstehung von Subkulturen, radikaler Islamismus, der die Einordnung in unsere Rechtsordnung verweigern und statt dessen einen „Gottesstaat“ (Kalifat) ausrufen will [18]. Es ist eine nicht mehr zu leugnende Tatsache, dass inzwischen Deutsche eher Opfer von Straftaten durch Ausländer werden als umgekehrt. Dass Deutsche bald zur Minderheit im eigenen Land werden, ist eine Befürchtung, die zeigt, dass der unbegrenzte Zuzug von Personen vor allem aus muslimischen Ländern hoch problematisch ist [19].

·         Die Demokratie wird vor allem von Rechtsextremisten gefährdet: Die Demokratie wird so dargestellt, als ob sie identisch sei mit dem gerade herrschenden Parteien, die sich als ihre Verfechter sehen. Alle anderen Parteien und politischen Bewegungen, die „rechts“ verortet werden, gelten gleich als „rechtsextrem“ und als demokratiegefährdend. Die Verteidigung dieser so definierten Demokratie („Kampf gegen Rechts“) gilt als vordringliches Ziel aller „lupenreinen“ Demokraten, wobei es moralisch hinlänglich gerechtfertigt erscheint, etwa einseitig gegen Mitglieder der Alternative für Deutschland vorzugehen und die Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben durch Diffamierung bis hin zum Ausschluss aus Unternehmen, Kirchen oder kirchennahe Verbände [20] als notwendig zu erklären.

·         Alle staatlichen Maßnahmen in der Corona-Krise waren gerechtfertigt: Staatliches Handeln zur Bewältigung der Gefahren durch das Covid19-Virus sollen angeblich angemessen gewesen sein. Alle Gefahren, die durch diese Maßnahmen ausgingen, einschließlich der existenzvernichtenden Wirkungen gegenüber Menschen und Unternehmen werden ignoriert. Diejenigen, die es wagten, die staatlichen Maßnahmen zu kritisieren, wurden konsequent verfolgt und abgeurteilt. Damit hat man versucht, den Widerstand zu brechen [21] , was auch leider größtenteils gelungen ist.

·         Putin führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, um Russland zur alten Hegemonialmacht der UdSSR zu machen: Der nun seit über zwei Jahren herrschende Krieg in der Ukraine wird nicht im Zusammenhang mit der Nato-Osterweiterung gesehen, durch die sich Russland zunehmend gefährdet sah. Es ging Putin nicht darum, die alten Grenzen der Sowjetunion wieder herzustellen, sondern zu verhindern, dass die Ukraine Mitgliedsland der Nato wird.

·         Die Nato verteidigt die westlichen Werte: Die Nato als ein Verteidigungsbündnis wird als ein Bündnis dargestellt, dem es um die Verteidigung der „westlichen Wert“ gehe. Dabei wird übersehen, dass eine Reihe von völkerrechtswidrigen Kriegen unter der Regie der Nato geführt wurden u. a. im Jugoslawien-Krieg 1999 („Operation Allied Force“ [22] ) und Einsätze über dem Mittelmeer während der Zeit des „arabischen Frühlings“ gegen Libyen 2016 („Operation Sea Guardian“ [23] ).

·         Donald Trump gefährdet die Demokratie: Die Regentschaft durch Donald Trump galt auch in Deutschland als ein „Betriebsunfall“ des Westens, der auf jeden Fall wieder verhindert werden muss. Übersehen wird, dass er in der Zeit seiner Regentschaft keinen neuen Krieg begonnen und die Truppen aus Syrien abgezogen hat [24].

Wer diese Dogmen infrage stellt, wird gnadenlos ausgegrenzt, gerät in das Fadenkreuz des Verfassungsschutzes oder in das Mühlwerk eine Justiz, die eher „staatstragend“ agiert als Bürger vor einem übergriffigen Staat zu schützen [25].

Dämlichkeit: Die „Volksverblödung“ scheint irgendwie ein Programm zu sein, mit dessen Hilfe „die Masse der Bevölkerung“ bei Laune gehalten werden soll, damit sie nicht gegen die Obrigkeit opponiert („Brot und Spiele“ [26] ). Vor allem die so genannten „Massenmedien“ sind an diesem Programm beteiligt. Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) ist ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, die Fernsehkonsumenten täglich mit Schauergeschichten über Kriminalfälle im bürgerlichen Milieu zu versorgen (Beispiel: „Die Rosenheim Cops“) oder mit Musiksendungen „vollzudröhnen“ (Beispiel: „Fernsehgarten“ [27] : Es werden gerne Rhythmen gespielt, damit die Zuschauer der Fernsehübertragung mitklatschen können). Es gibt via Fernsehen über 200 Musik-Angebote, mit denen man sich Tag und Nacht berieseln lassen kann [28]. Früher konnte man noch musikalisch wertvolle Musik hören und Deutschland war tatsächlich ein Führer in einer Musikkultur, die weltweit bekannt war und deren Produkte heute noch als klassische Werke gespielt werden. Heutzutage dominiert musikalische Einheitsware den Markt, bei denen die Kompositionen nur eine Überlebensdauer von ein paar Wochen haben. Symptomatisch ist hierfür der "Eurovision Song Contest", der sich in seiner Perversität von Jahr zu Jahr steigert, getreu nach dem Motto: Alles ist erlaubt, wenn es möglichst abartig ist. Deshalb wundert es nicht, dass ein so genannter "Nonbinärer" namens Nemo aus der Schweiz den Wettbewerb gewinnt, der eigentlich nur aus atonalem Gekreische besteht und mit billiger Effekthascherei und sich auf der Bühne halbnackt herumräkelnder Tänzer aufgepeppt wird [29]. Damit die Volksverblödung nicht so auffällt, werden im Fernsehen unzählige Quizsendungen gezeigt [30] , in denen die Kandidaten ein Wissen reproduzieren sollen, das kein Mensch braucht, wie z. B. die im ARD ausgestrahlte Sendung „Wer weiß denn sowas?“ [31].  

Denunziation: Es ist anscheinend nicht mehr anrüchig, andere Menschen bloß zu stellen, sie an die Obrigkeit zu verraten und sich daran zu ergötzen, wenn diese an den Pranger gestellt werden. Es gibt von Staatswegen oder von NGO´s eingerichtete Portale, in denen man (anonym) andere anschwärzen kann. Das Hinweisgeberschutzgesetz ist ein prominentes Beispiel für die Rückkehr einer Denunzianten-Mentalität [32]. Das „Bündnis Deutschland“ hat hierzu einmal aufgeführt, welche Meldestellen staatlicher und nicht-staatlicher Art es gibt, bei denen „unterhalb der Strafbarkeitsgrenze“ Menschen gemeldet werden können [33]. Es reicht von einer Meldestelle in Hamburg gegen „Hasskriminalität im Internet“, über eine „Zentrale Meldestelle für die Registrierung von Diskriminierung und Gewalt gegen LGBTIQ“, bis hin zu einem anonymen Hinweisgebersystem in Baden-Württemberg für Steuerbetrug.

Dreistigkeit: Die Unverschämtheit, mit der sich diejenigen, die die Möglichkeit haben, sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern, ist kaum noch zu überbieten. Allen voran Politiker, die den direkten Zugriff auf die Staatskasse haben, bedienen sich reichlich, ohne hierbei zur Rechenschaft gezogen zu werden [34]. Die Dreistigkeit bezieht sich auch auf die mangelnde Bereitschaft von Politikern, nach aufgedeckten Fehlern eine erreichte Position aufzugeben. Dreistigkeit und Verantwortungslosigkeit gehen Hand in Hand [35]. Die Fehler, die in der Corona-Zeit gemacht wurden, hatten auf die amtierenden Politiker keine Auswirkungen. Leider gibt es nur auf der kommunalen Ebene die Möglichkeit, einen im Amt befindlichen Politiker von seinem Posten zu entfernen [36]. Politiker auf der Landes- oder Bundesebene können fernab der Wählermeinung ihre Machtspiele solange führen, bis auf der politischen Bühne eine Änderung der politischen Verhältnisse geschieht.

Echte Demokratie wächst von unten, denn nach dem Grundgesetz ist das Volk der Souverän. Davon sind aber unsere Volksvertreter weit entfernt, denn Partei-Egoismus und die eigene Karriere im politischen System sind die Hauptantriebsfedern des Handelns. Politiker sehen sich vielfach nicht als Vertreter des Volkes, sondern als ihre Belehrer, als ihre Bevormunder, die das dumme Wahlvolk zu führen berufen sind. Sie sehen ihr Recht darin zu bestimmen, wie das Volk zu leben hat. Manche sehen sich in der Rolle des Versuchsleiters politischer Experimente, die an dem Wahlvolk ausprobiert werden [37].  

Die „Sieben Todsünden“ Deutschlands bewirkt einen Negativtrend, der nur gestoppt werden kann, wenn es gelingt, eine Wende hinzubekommen, durch welche diejenigen die Macht verlieren, die diese Entwicklung befördern .

  © beim Verfasser    

 

 



[1] So z.B. am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Tag_des_Gedenkens_an_die_Opfer_des_Holocaust

[14] In seinen Memoiren hat der verstorbene CDU-Politiker Wolfgang Schäuble angeblich geschrieben, dass er von Stoiber gedrängt worden sei, im Jahr 2015 Angela Merkel angesichts der Entscheidung, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, zu stürzen. https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/schaeuble-81-schreibt-in-memoiren-stoiber-wollte-dass-ich-merkel-stuerze-87738692.bild.html

[19] 54 % einer repräsentativen Stichprobe glauben, dass sie zur Minderheit im eigenen Land werden können: https://www.guentherbirkenstock.de/sind-wir-auf-dem-weg-in-eine-klima-diktatur

[20] Es ist bezeichnend hierzu, dass der Geschäftsführer der Diakonie, Rüdiger Schuch, verkündet hatte, dass er keine AfD-Sympathisanten beschäftigen wolle, was das eher linke Magazin Zeit-online noch als gut bezeichnete, weil er zeige, dass er eine klare Meinung habe. https://www.zeit.de/arbeit/2024-04/diakonie-praesident-ruediger-schuch-chef-afd

[30] Das erinnert an das von Achim Hagemann komponierte und von Hape Kerkeling vorgetragene Lied „Das ganze Leben ist ein Quiz“; https://hitparade.ch/song/Hape-Kerkeling/Das-ganze-Leben-ist-ein-Quiz-16801  

[34] Der Bund der Steuerzahler hatte vor einem Jahr herausgegeben, dass im Jahr 2022 die Kosten für Fotografen, Friseure und Visagisten um fast 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind – auf rund 1,5 Millionen Euro. Mit 137.000 Euro schlägt dabei auch eine Maskenbildnerin im Auftrag des Auswärtigen Amtes unter Bundesaußenministerin Annalena Baerbock zu Buche. https://www.youtube.com/watch?v=wjVXQxcCkhc

[37] Robert Habeck hatte anlässlich einer Veranstaltung zum 75-jährigen Bestehen des Grundgesetzes gesagt, dass das Heizungsgesetz ein (Klima)-Test für die Bevölkerung gewesen sei; https://www.youtube.com/watch?v=72bZfGlHOWk  

von Günther Birkenstock 28 Mai, 2024

Ich spiele mittlerweile, wenn ich nicht mit realen Menschen Skat spielen kann, online Skat. Hier habe ich mich lange Zeit immer geärgert, wenn ich mal wieder (ungerecht) verloren hatte. Die Folge war, dass ich mit dem Reizen vorsichtiger wurde, weil ich dachte, ich könnte wieder verlieren. Das ging solange, bis ich mein Ziel geändert hatte: ich will einfach nur interessante Spiele haben – und ob ich verliere ist doch eigentlich doch völlig unwichtig, denn es ist doch sowieso nur ein Spiel [1] . Es kommt also darauf an, wie man sein Ziel definiert und dadurch relativiert sich vieles. Kommt es also auf die Relation an?

·         Was ist wichtig?  Wenn man etwas in Relation setzt, dann bewertet man es doch als wichtig oder nicht wichtig. Um bei Skatspielen zu bleiben: Wenn ich mit anderen zusammen Skat spiele, ist es mir dann wichtig zu gewinnen? Oder ist es vielleicht viel wichtiger, mit anderen zusammen zu sein, über das eine oder andere zu reden, sich über aktuelle Themen auszutauschen oder vielleicht – fast beiläufig – Probleme zu lösen? Ich hatte früher einmal versucht, mit „richtigen Skatkloppern“ zu spielen. Nach jeder Runde musste ich mir anhören, welche Karten ich hätte spielen müssen und welche nicht und dass ich doch hätte wissen müssen, dass die „Hinterhand“ noch diesen oder jenen Trumpf gehabt hätte. Die Folge war: Ich bin nur einmal da gewesen. Die Mitspieler nahmen das Spiel „bierernst“ und waren zu keinen sonstigen Gesprächen bereit und konzentrierten sich nur auf das Spiel. Ihnen war es also wichtig, „richtig“ zu spielen. Mir hätte es Spaß gemacht, so nebenbei auch ein bisschen zu plaudern und die anderen kennen zu lernen. Mit dem was wir als wichtig definieren, bestimmen wir unsere Ziele, bringen wir unser Handeln in Relation zu dem, was wir damit erreichen wollen. Aber: Was ist uns wichtig?

·         Bedürfnisorientierung: Viele Menschen halten das für sie am wichtigsten, was ihre Bedürfnisse befriedigt. Mir ist noch gut ein Sketch des Ruhrpott-Komikers Jürgen von Manger [2] in Erinnerung, in dem er lang und breite erzählte, dass es Leute gäbe, die mehrere Kilometer fahren, nur um zu einem bestimmten Lokal zu kommen, weil man nur dort ein bestimmtes Essen bekommen kann, das dem eigenen Geschmack entspricht; und das eben nur wegen des kleinen Teil des Rachenraumes, wo sich unsere Geschmacksorgane befinden. Andere fliegen um den halben Erdball, um dann an einem bestimmten Fleck der Erde zu sein, weil sie diesen – aus ihrer Sicht – als den schönsten Ort der Welt ansehen. Bedürfnisse regeln unbewusst das Verhalten vieler Menschen, ohne dass sie es merken. Je stärker die Motivation ist, desto mehr nehmen sie auch Unannehmlichkeiten in Kauf, um ihr Ziel der bestimmten Bedürfnisbefriedigung zu erreichen. Einer der stärksten Antriebe des Menschen ist sicher sein Sexualtrieb, dem so mancher alles geopfert hat, nur um einen bestimmten Partner zu ergattern oder zu halten. Dabei hat dies sicher gute Gründe, denn die Erhaltung der Art hängt nun mal daran. Selbst im Tierreich ist dies zu beobachten, wenn z. B. männliche Tiere schwere Kämpfe mit ihren Artgenossen ausführen, dabei sogar eine Verletzung riskieren, um nur einen Harem von Weibchen begatten zu können, wie es z. B. bei den Löwen der Fall ist. Das Männchen der Schwarzen Witwe riskiert sogar sein Leben, um seinen Samen abzugeben, denn wenn es sich nach dem Liebesakt nicht beeilt davon zu kommen, wird es zur Mahlzeit seiner Braut für die Hochzeitnacht [3] . Menschen machen, wenn sie ein bestimmtes Bedürfnis befriedigen wollen, dabei unbewusst „Kosten-Nutzen-Analysen“, d. h. sie setzen den Aufwand, den sie betreiben, um ein bestimmtes Bedürfnis zu befriedigen, in Relation zu dem Ertrag, den sie daraus gewinnen. Die Motivation sinkt dann immer mehr, je ungünstiger diese Analyse ausfällt. Irgendwann geht die Motivation gegen 0, wenn der Aufwand den Nutzen übersteigt. Warum setzen aber Menschen trotzdem ihr Verhalten fort, auch wenn die Kosten-Nutzen-Analyse negativ ausfällt?

·         Werteorientierung: Wenn ich in ein bestimmtes Lokal in Büren gehe, gebe ich mehr als der geforderte Preis, weil ich dem Inhaber damit unterstützen will, sein Lokal in schwierigen Zeiten zu halten. Das widerspricht dem ökonomischen Prinzip, mit dem geringsten Aufwand den größten Nutzen zu erzielen [4] . Für viele in unserer materialistisch ausgerichteten Welt ist dieses Prinzip für ihr Verhalten maßgeblich, denn sie gehen dorthin, wo sie für das gleiche oder vergleichbare Produkt den niedrigsten Preis bezahlen müssen. Deshalb sind die Discounter ALDI und LIDL so erfolgreich, weil sie sich damit eine bestimmte Stammkundschaft halten können. Aber irgendwann müsste sich doch jeder fragen: Wozu ist es sinnvoll, nach diesem Prinzip zu verfahren. Welches Ziel will ich damit erreichen? Es entspricht doch nur dem eigenen Bedürfnis zur Erfüllung von eigenen Wünschen mit dem maximalen Nutzen für sich selbst. Wenn ich, wie eingangs erwähnt, immer etwas mehr gebe, als der geforderte Preis es verlangt, dann verfolge ich damit ein anderes Ziel, das nicht vom marktwirtschaftlichen Prinzip geleitet wird. Ich hatte es schon mal jemand, der mich gefragt hatte, warum ich immer etwas mehr gebe, gesagt: „Was ist schon dieses etwas mehr an Geld im Verhältnis zur Ewigkeit“. Mit diesem Vergleich möchte ich darauf abzielen, dass wir nicht nur bedürfnisorientierte Motive verfolgen, sondern auch Werteorientierungen haben. Wenn ich das Verhältnis zwischen ewig gültigen Werten und dem Geldbetrag aufspanne, dann fällt das Geld, das für mich als Wertmaßstab und als Symbol unserer materiellen Welt steht, hinter die ewig gültigen Werte weit ab. Einer dieser Wertmaßstäbe steckt in der Mitmenschlichkeit, die wir an den Tag legen, an der Wertschätzung auch des uns am geringsten erscheinenden Menschen. Jesus hat dieses zu einem Maßstab der Qualifikation für das künftige Reich Gottes gemacht, in dem er sagte: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25, 40). Gerade das Verhalten gegenüber denjenigen, die nicht im Rampenlicht stehen, die im Leben gestrauchelt sind, den scheinbaren „Verlierern“ unserer gnadenlos erscheinenden Welt, ist ausschlaggebend für die Bewertung des Verhaltens aus Sicht ewig gültiger Werte und des Lebens in der Welt Gottes. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Obwohl ich immer großzügig war, wenn jemand um Geld bat und ich ihm darum selbst von meinen Ersparnissen davon abgegeben hatte, so hatte ich trotzdem selbst immer genügend für mich übrig, habe ich nie wirtschaftliche Not gelitten. Diese Erfahrung ist eine Bestätigung von dem, was Jesus uns aufgetragen hatte, nämlich zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit Gottes zu streben, alles andere würde einem schon dazu gegeben (Matthäus 6,33 [5] ).  

·         Die Relativität im Absoluten? Alles wird heute gerne relativiert, so dass es schon fast beliebig erscheint, was wir als gut oder falsch ansehen. Es gibt aus Sicht vieler Zeitgenossen keine absoluten Werte, an denen Verhalten sich orientieren soll. „Alles ist relativ“, ist eine häufig zuhörende Redewendung. Ist das wirklich so? Mit dieser Relativierung von allem geschieht aber nur eine Verschiebung der Beurteilungskompetenz auf den Menschen selbst, der sich somit zum „Alleinherrscher“ aller Maßstäbe macht. Dies ist auch die Lesart Neal Donald Walsch´s Gott, der sich selbst keine Kompetenz zur Setzung von Maßstäben vorbehält, sondern diese völlig dem Menschen übergibt: „Das erste Gesetz lautet, dass ihr sein, tun und haben könnt, was immer ihr euch vorstellt.“ [6] . Dies steht eigentlich im Gegensatz zu dem, was man in der Bibel lesen kann (10 Gebote, Liebesgebot zu Gott und der Menschen untereinander). Wer hat nun recht? Wir sind es gewohnt, die Bibel als das „Wort Gottes“ anzusehen und alles andere, was an „Neuoffenbarungen“ veröffentlicht wird, als falsch einzustufen. Wie kann das, was wir als absolut ansehen, doch nur relativ sein? Wie sollte Gott sich irren können? Die Absolutheit ist eine der Grundannahmen dessen, was wir Gott nennen, auf dem alles andere, eben das Relative, also unsere Welt, aufbaut. Würde auch Gott relativiert werden, dann bräche unser Weltbild doch zusammen. Die Vorstellung von der Absolutheit besteht in der Unbedingtheit, d. h. dass Gott als nicht durch eine weitere Ursache erklärbar ist, sondern der letztendliche Verursacher von „allem was ist“ gesehen wird. Wenn diese Unbedingtheit als sein wesentlicher Bestandteil angesehen wird, dann folgt daraus, dass das, was Gott denkt und tut eben einen solchen Absolutheitsanspruch hätte und nicht relativ sein kann. Deshalb ist die Aufgabe des Absolutheitsanspruches Gottes das Ende auch jeder Relativität! Wenn das Bedingende wegfällt, gibt es auch das Bedingte nicht mehr.  

·         Absolutheitsanspruch des Menschen ist eine Falle: Unsere gegenwärtige Politik kennt anscheinend keine absoluten Maßstäbe mehr, denn diese werden durch das Prinzip des Konsenses ersetzt. Alles erscheint danach erlaubt zu sein, auf das sich die Menschen einigen können. Mehr noch: Man benötigt nur eine Mehrheit und schon kann durch ein Gesetz alles beschlossen werden, was sich diejenigen ausgedacht haben, die die Macht haben. Die letzten Jahre waren typisch für diese Geisteshaltung. Die in der Präambel des Grundgesetzes lautende Formel „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen…“ [7] mutiert zur reinen Farce, wenn diese Verantwortung nicht wahrgenommen wird, wenn also dem Absolutheitsanspruch Gottes an den Menschen nicht Tribut gezollt wird. Gerade Jesus hat diesen Absolutheitsanspruch noch einmal bekräftigt, in dem er sagte, dass er nicht gekommen sei, die Gesetze aufzuheben, sondern zu erfüllen (Matthäus 5,17). Dieser Anspruch hat aber nicht den Sinn der Herrschaft Gottes über den Menschen, sondern den, ihm zu dienen. Diese Paradoxie wird deutlich, als Jesus in Konfrontation mit den Schriftgelehrten und Pharisäern nicht die wortgetreue Befolgung von Vorschriften meinte, sondern dass der hinter den Vorschriften stehende Sinn verstanden werden müsse. Als er mit seinen Jüngern am Sabbat unterwegs war und sie, weil sie hungrig waren, ein paar Ähren abstreiften, um sie zu essen, störte das die Schriftgelehrten, die ihn darauf hinwiesen, dass das am Sabbat verboten sei. Er gab ihnen zu verstehen, dass dieses Gebot nicht den Sinn hätte, Menschen zu knechten, weil nicht der Mensch für den Sabbat da sei, sondern umgekehrt der Sabbat für den Menschen (Markus 2, 27). Deshalb war auch das Heilen am Sabbat für Jesus selbstverständlich. Bei dem Sabbatgebot könnte gemeint sein, dass der Mensch sich wenigstens an einen Tag in der Woche auf Gott besinnen soll, um die Unterscheidung zwischen dem Profanen und dem Heiligen immer wieder zu erkennen und zu erleben. Die Verabsolutierung der göttlichen Gebote durch den Menschen beinhaltet immer die Gefahr, dass damit Menschen versuchen, über andere Menschen Macht auszuüben. Das ist eben gerade nicht das, was Gott will. Wenn aber nun der Mensch sich selbst zum Herrscher krönt, ist der Willkür Tür und Tor geöffnet, weil dann allein die Durchsetzungsmacht entscheidet, welche Maßstäbe dann für alle als gültig erklärt werden. Die vergangene Corona-Krise leert, dass der Machtmissbrauch sehr schnell vollzogen werden kann, wenn die Wertemaßstäbe von Machthabern gesetzt oder diese sich nur an Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten orientieren. Die gegenwärtige Politik des links-grünen Bündnisses in Deutschland zeigt auch diesen Verlust jedweder Werteorientierung, an deren Stelle die Ideologie gesetzt wird. Vor allem bei den Grünen herrschen Allmachtphantasien vor, weil sie glauben, nun die Möglichkeit zu haben, Gott zu spielen [8] . Macht macht schwach! Die Macht dient der Verabsolutierung der eigenen Person und der ihr gegebenen Möglichkeit, über andere zu herrschen. Wer der Verführung der Macht nachgibt, begibt sich in die Hände dessen, der über die Menschheit herrschen will: Satan. Die Schwäche der Mächtigen liegt in der Versuchbarkeit durch satanische Kräfte, die ihnen suggerieren, Gott nicht mehr zu brauchen, weil der Mensch selbst Gott sein kann (1. Mose 3,5 [9] ).  

 

Es kommt also ganz konkret in unserem Alltag darauf an zu erkennen, dass wir uns nicht im luftleeren Raum eines Wertevakuums bewegen, sondern in dem was wir tun, die Relation  zu absoluten Werten herstellen sollten, wenn wir im Angesicht Gottes bestehen wollen. Dies zu erkennen ist unerlässlich, wenn wir nicht nur bedürfnis-, sondern werteorientiert handeln wollen. So gesehen würde dann die Relation stimmen.

© beim Verfasser

 

 

 



[6] Neale Donald Walsch: Gespräche mit Gott, Arkana 2009, S. 74

[8] Als Beispiele könnten hier das „Selbstbestimmungsgesetz“ und das Gebäudeenergiegesetz genannt werden, die paradoxerweise vorschreiben, dass die Bürger in Zukunft ihr Geschlecht selbst bestimmen, aber nicht mehr bestimmen können, wie sie heizen. Siehe Sahra Wagenknecht auf X: https://x.com/SWagenknecht/status/1778780680140312578  

[9] https://www.die-bibel.de/bibel/LU84/GEN.3. Diesen Textteil („ihr werdet sein wie Gott“) aus der Genesis hatte Erich Fromm zum Anlass genommen, seine Kritik an der Religion zu formulieren: https://www.amazon.de/Ihr-werdet-sein-Gott-Interpretation/dp/3423344997

von Günther Birkenstock 21 Mai, 2024

In meinem Artikel über die Frage, ob es so etwas wie Leitlinien für ein selbstbestimmtes Leben [1] gibt, klang bereits an, dass ich ein Verfechter eines selbstverantwortlichen Individualismus bin. Das Individuum als ein unverwechselbares „Unikum“ ist aber einer Reihe von mächtigen Menschen und Institutionen ein Dorn im Auge, denn es stört den reibungslosen Ablauf der Maschinerie einer Massengesellschaft, in der das Individuum der berüchtigte „Sand im Getriebe“ ist, der diese zum Stocken bringen kann. Welches sind die Interessen und Bestrebungen, die hinter dem stehen, was die so genannten Eliten möchten?

·         „Gute alte Zeit“: Wenn wir zurückgehen in frühere Zeiten, dann können wir feststellen, dass die regionale Organisation unseres Lebens eine große Rolle spielte. Alles war vor Ort geregelt, denn es gab noch einen Schuster, der tatsächlich Schuhe reparierte, einen Schneider, der einen maßgeschneiderten Anzug anfertigte, der dann auch noch lange getragen werden konnte und die bäuerliche Landwirtschaft, die nicht nur für den eigenen Bedarf arbeitete, sondern auch den der Menschen am eigenen Orte deckte, war eine wichtige Größe in der Selbstversorgung. Menschen, die sich kannten und deshalb vertrauten, tauschten ihre Waren auf regionalen Märkten aus und ein „fahrendes Volk“ von Gauklern, Zauberern und Musikanten sorgten für Kurzweil auf dem Marktplatz. Eine Frau, die ihr Haus verließ, stellte einen Besen in die Türe und jeder respektierte dies, dass nun keiner zu Hause war – aber sie konnte sicher sein, nicht ausgeraubt zu werden. Alles war überschaubar und die Menschen tauschten sich direkt über Neuigkeiten an lokalen Plätzen, vor dem Gottesdienst beim Frühschoppen oder beim Einkauf im „Tante-Emma-Laden“ aus. Der Sohn konnte, wenn er wollte noch das Handwerk bei seinem Vater lernen und die Tochter die Hauswirtschaft bei ihrer Mutter. Die „große Politik“ gab es nur fern dieser „Idylle“ und berührte die Menschen kaum in ihrem Alltagsleben. Wenn etwas geregelt werden sollte, dann gab es eine Bürgerversammlung, bei der Bürgermeister die Menschen befragte, was am eigenen Ort zu entscheiden war.

·         Der Trend „ins Große“: Diese Lokalität der Märkte hat sich grundsätzlich geändert, vor allem nach dem 2. Weltkrieg. Ein älterer Herr, der noch als junger Mann nach dem Krieg die Zeitungen las, berichtete mir die erstaunliche und damals kaum verständliche Nachricht, dass in Deutschland, so wie das bereits in den USA der Fall war, Supermärkte „auf der grünen Wiese“ entstehen würden. Dies war damals unverständlich, war doch der Laden mit den nötigen täglichen Lebensmitteln und sonstigem „Kleinkram“ direkt im Ort. Aber der „Trend ins Große“ brach an und die anonymen Lebensmitteläden mit Selbstbedienung entstanden tatsächlich fern der Ortschaft, so dass die Menschen gezwungen waren, mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren. Auch die noch am Ort befindlichen kleinen Gewerbetreibenden verschwanden immer mehr und die Menschen waren gezwungen, große Wege in die entstehenden Zentren zurückzulegen, um sich Lebensmittel, Textilien und andere Gebrauchsgegenstände zu kaufen. Auch das Reparieren von technischen Geräten, Schuhen oder anderen Dingen lohnte nicht mehr und es entstand eine „Wegwerfgesellschaft“, so dass nicht repariert, sondern nur noch alles neu gekauft und das defekte Gerät oder die abgelaufenen Schuhe einfach weggeworfen wurden. Mit diesem Trend wurden auch die politischen Strukturen immer mehr „nach oben“ verlagert. Die noch am Ort ansässigen kleinen Verwaltungen verschwanden, kleine Gerichte wurden geschlossen und die „kommunalen Gebietsreformen“ [2] schufen größere politische Einheiten, die aber immer anonymer und „bürgerunfreundlicher“ wurden. Heraus kamen vom Bürger immer weniger durchschaubare politische Strukturen, die nach festen Regeln funktionierten, die nicht auf regionaler Ebene entworfen wurden, sondern von darüber liegenden politischen Institutionen. Die euphorische Integration von Europa in Form einer „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ mündete schließlich in dem Versuch, Europa auch politisch zu vereinigen. Es entstand ein komplexes politisches Gebildete der „Europäische Union“ mit nicht mehr durchschaubaren politischen Entscheidungsebenen, die für den Normalbürger nicht mehr nachzuvollziehen sind. Auch die internationalen Beziehungen gipfelten in „supernationalen“ Strukturen, die aber immer mehr an „Bodenhaftung“ verloren und die kaum noch kontrollierbar sind. Die gewachsenen Strukturen „auf dem flachen Land“ und auch in den Städten verarmten immer mehr und die Trennung von Wohn- und Arbeitsort schuf eine Aufspaltung der Gesellschaft in Arbeitswelt und Freizeitwelt, welche noch von geschäftstüchtigen Unternehmen erobert wurde, denn nun sollten die Menschen unterhalten werden, weil sie sich nicht mehr miteinander austauschten. Der Trend ging also hin zu einer anonymisierten Massengesellschaft von Einzelgängern und Familien, die nur noch für sich selbst sorgten.

·         Menschen als „Versuchstiere“? Die Entwicklung zu einer Massengesellschaft einhergehend mit zunehmender Distanz zwischen dem Volk und den Regierungen, internationalen Institutionen (z. B. UNO) und Unternehmen bewirkte eine anscheinend zunehmende Notwendigkeit, die Bürger durch Gesetze an bestimmte Regeln zu gewöhnen, die sie einzuhalten hatten. Es entstand auch eine Funktionärs- und Politikerkaste, die sich immer mehr von den Bürgern nicht nur räumlich entfernte, sondern auch emotional, denn diese lebte getrennt von der Lebenswirklichkeit vieler Menschen. Parallel hierzu entwickelten sich die Wissenschaften weg von einer den Menschen noch vertrauten Geborgenheit in einer stimmigen, von Gott geschaffenen Ordnung, hin zu einer Weltsicht, die bestimmt war von Zufällen und nicht sinnstiftenden Naturgesetzen. Die Evolutionstheorie entstand, die auf einem atheistischen Weltbild beruhte, denn nicht Gott hatte danach die Menschen, Tiere und Pflanzen geschaffen, sondern sie waren das Produkt von Zufällen, die dafür sorgten, dass sich Lebewesen von einfachen Zellen zu komplexeren Organismen entwickelt haben sollen. In der Psychologie hielt der Behaviorismus Einzug, bei dem nicht mehr das Verstehen seelischer Vorgänge das Ziel der Forschung war, wie dies vorher der Fall war [3] , sondern das Konditionieren des Verhaltens auf einer nicht-kognitiven Art durch positive oder negative Anreize. Arme Laborratten und Tauben wurden in Käfigen gehalten und mussten nach dem Design emotionsloser Forscher mühsam ihr Futter verdienen oder wurden durch elektrische Schocks davon abgehalten, bestimmte Verhaltensweisen zu zeigen [4] . Sehr schnell wurden die Forschungsergebnisse auf den Menschen übertragen und überlegt, wie durch Konditionierung Menschen dazu gebracht werden könnten, gewünschtes Verhalten zu zeigen und unerwünschtes Verhalten zu unterlassen. Diese Entwicklung hält bis heute an und zeigt sich in der verheerenden Art, wie die so genannten Eliten glauben, das Verhalten der „Untertanen“ –  ihnen ist ein wirkliches Demokratieverständnis fremd – steuern zu können. Ihre Einstellung zu den Bürgern ähnelt sehr den Versuchsleitern, die in Laborexperimenten mit Ratten arbeiteten und diese durch enge Gänge laufen ließen, um sie für „korrektes“ Verhalten mit Futterpillen zu belohnen und für „unkorrektes“ Verhalten mit Stromstößen zu bestrafen. Die Machthaber in den Ministerien und Parlamenten, die fast ausnahmslos die Gesetze „abnicken“, die ihnen von den Regierungen serviert werden, sehen sich anscheinend in der Versuchsleiterrolle und glauben, mit Gesetzen und Verordnungen die entsprechenden „Anreize“ für gewünschtes Verhalten setzen zu können. Bußgeldkataloge, wie sie in Deutschland für Verstöße gegen Coronaschutzverordnungen erlassen wurden, ähneln doch sehr den Ratten gegebenen Elektroschocks. Das Gewähren von „Vergünstigungen“ bei „bravem“ Verhalten – Einhalten aller Gesetze zur Bekämpfung der so genannten Corona-Pandemie, Annehmen der „Impfangebote“ – und Entzug von Freiheiten bei unangepasstem Verhalten, spiegelte wieder, welche Einstellung die Machthaber haben: Ihnen ist das „Seelenleben“ der zu Versuchstieren degradierten Bürgern egal. Wie die alten Machthaber im römischen Reich, die in den Arenen mit dem Daumen nach unten den Tod von Gladiatoren bestimmen konnten, maßen diese sich auch an, über das Leben von Staatsbürgern zu entscheiden.

·         Massentierhaltung: Die Massentierhaltung, bei der Schweine oder Rinder in engen Käfigen gehalten werden, scheint eine Art Vorbild zu sein für den Umgang mit Menschen, die in anonymen Großraumbüros arbeiten und in ähnlichen „Wohncontainern“ in den zahlreichen Sattelitenstädten leben. Sie sind wie die Tiere, die ihrer natürlichen Ausdrucksformen des Sozialverhaltens durch die enge Käfighaltung beraubt sind, zu Einzelwesen verkommen, die nur noch so zu funktionieren haben: Arbeiten um zu konsumieren. Ist auch die Schlachtung vorprogrammiert? Nein nicht direkt, aber ungesunde Ernährung, zu Bewegungsmangel erzogen und zu Versuchsobjekten einer nicht gerade ausreichend erforschten Corona-Impfung erklärt, ist bei ihnen auch der vorprogrammierte Tod ein willkommenes Geschenk. Denn die „Überbevölkerung“ ist den Machthabern ein Dorn im Auge, da diese Menschen irgendwann auf die Idee kommen könnten zu überlegen, ob die von den Mächtigen unterschiedene Lebensweise – prachtvolle Villen in bevorzugten Wohngegenden bei wenig, aber lukrativer Arbeit – etwas mit den Machtverhältnissen zu tun hat.

·         Anpassungsdruck: Der Anpassungsdruck, der auf die Menschen ausgeübt wird, ist enorm. Analog dem Experimenten von Milgram und Asch [5] , bei denen durch Autorität und Gruppenerwartung ein dem Versuchsdesign entsprechendes konformes Verhalten erzeugt wird, sind die Menschen in unseren Zeiten einem enormen Anpassungsdruck ausgesetzt. Wer dem „Versuchsaufbau“ der Machthaber nicht folgen will, hat es schwer und wird zunehmend ausgegrenzt und durch Entzug von Vergünstigungen bis hin zur Existenzvernichtung „behandelt“. Willige Mitläufer und Steigbügelhalter der Machthaber sowie willfährige, der „Political Correctness“ folgende Massenpublikationen von Zeitungen, Fernsehen und Rundfunk unterstützen diesen Anpassungsdruck, in dem die Nichtangepassten als „Verschwörungstheoretiker“, „Rechtsradikale“, „Aluhutträger“ verunglimpft werden.

·         „Freie“ westliche Welt verkommt: Die einstmaligen „freien“ westlichen Länder [6] , die sich scharf gegen die kommunistisch regierten Länder abgrenzten, verkommen in einer globalisierten Welt immer mehr zu totalitären Systemen nach Orwells Vorbild von seinem Roman „1984“. Überall gibt es schon an markanten Stellen in den Städten Überwachungskameras, das Internet wird zensiert und von unliebsamen Bloggern und anderen freien Journalisten gesäubert. Wer hier nicht so funktioniert, wie dies die Herrschenden wollen, erfährt die Härte des Systems durch brutale Polizeieinsätze bei nicht gewünschten Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen und applaudierende Kommentare bei den dem links-grünen Mainstream folgenden Demos, die sich angeblich gegen Rassismus wenden oder für die „Gleichberechtigung“ von Schwulen und Lesben werben [7] . Die moralische Verkommenheit einer beliebigen Doppelmoral – es wird die bunte Gesellschaft durch Migration propagiert, aber wehe wenn Flüchtlingsunterkünfte in Gegenden gebaut werden sollen, in denen die links-grünen Gutmenschen leben, dann wird sich dagegen gewehrt [8] - die auf keinem festen moralischen Gerüst steht, ist offensichtlich. Militante Minderheiten dominieren die schweigende Mehrheit, wie dies bei der Durchsetzung der Genderideologie [9] offensichtlich wird oder bei der Hysterie um den angeblich menschengemachten Klimawandel. Die ehemaligen „Ostblockstaaten“ halten in Europa dagegen und demonstrieren gegen die ausufernde und bevormundende EU-Bürokratie ein entschiedenes Nein, die weiterhin eine „Bereicherung“ Europas mit Flüchtlingen propagiert. Die einstmalige „moralische“ Überlegenheit des Westens ist dahin und dem Machthunger der Eliten, etwa um Georg Soros oder Bill Gates, geopfert worden, die glauben, mit ihrem Geld die Welt beherrschen zu können.

·         Individualismus: Individuelle Entscheidungsfreiheit ist der Schlüssel zur Bekämpfung einer globalen „Neuen Weltordnung“, die nur eine Versklavung der Bevölkerung zum Ziel hat. Die Individuation als der Prozess zur Bewusstwerdung der eigenen Person als ein sich von anderen unterscheidendes Einzelwesens, das nur sich dann anpasst, wenn diese Anpassung seinem Gewissen gemäß ist, sollte das Ziel allen staatlichen Handelns sein. Denn nur eine Vielfalt von Einzelwesen garantiert eine lebenswerte Welt, in der Menschen sich so entwickeln können, dass sie „das Beste“ aus sich „herausholen“. „Leben und leben lassen“ ist für viele die Devise einer toleranten Lebenseinstellung, die diesen Weg gehen wollen. Der Kampf ist aber gefordert und dieser kann nicht nur auf der Straße ausgetragen werden durch öffentliche Demonstrationen, sondern vor allem im Alltag durch selbstbewusstes Eintreten für eigene Überzeugungen. Der Mut „gegen den Strom“ zu schwimmen muss aufgebracht werden, auch wenn der Einzelne dadurch die Ächtung der Gemeinschaft zu ertragen hat. Wahrer Individualismus ist nicht wie die üblichen „Ismen“ eine ungesunde Übertreibung, sondern eine notwendige Akzentuierung in einer auf Anpassung gedrillten Massengesellschaft.

 

Gibt es noch eine Chance, den Individualismus zu bewahren und zu erhalten? Es liegt an den Menschen selbst, die einzig lebenswerte Art der Lebenseinstellung gegen alle Widerstände zu gehen. Jesus Christus hat dies vorgemacht – aber mit dem Leben hierfür bezahlt. Aber er, wie viele andere, glaubten und glauben, dass das irdische Leben nicht das einzige ist, das uns an die Materie annagelt, sondern das nur als eine Daseinsform in der diesseitigen Welt darstellt, die einer vielfältigeren und besseren jenseitigen Überlebensweise gegenüber steht. Diese Zuversicht kann so manchem die Kraft geben, gegen die bösen Mächte, die hinter der globalistischen Machthabern stehen, zu kämpfen. Diese Jenseitshoffnung sollte aber nicht dazu führen, den Kampf von vornherein aufzugeben, sondern zu rechtfertigen, denn nur dieser Kampf bringt uns im Hinblick auf eine Jenseitserwartung weiter, weil wir erkennen, dass die Menschen zwar auch selbst böse Absichten verfolgen, aber unter dem Einfluss böser Mächte stehen. Wie sagte es einst Paulus: „ Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ [10]

 

 

© beim Verfasser    



[2] https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/kommunale-gebietsreform-37008 : Die Gebietsreformen fanden in Deutschland zwischen 1968 und 1968 statt.

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Lersch : Philipp Lersch war ein bekannter Vertreter der Gestaltpsychologie, der das Verstehen der seelischen Vorgänge in den Mittelpunkt stellte; bekanntestes Werk war das Buch „Aufbau der Person“, das ich mit hohem Interesse gelesen habe.

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/B._F._Skinner. Burrhus Frederic Skinner war ein typischer Vertreter dieser Richtung in der Psychologie, die eine gesamte Generation auch noch bis heute prägte.

[6] https://www.kas.de/de/einzeltitel/-/content/-wir-waehlen-die-freiheit- ; bekannt wurde der Ausspruch von Konrad Adenauer in 1952, in dem er betonte – auch gegen den kommunistischen Ostblock gerichtet: „Wir wählen die Freiheit“.

[7] https://twitter.com/polizeiberlin/status/1418881128765837313 : Die Berliner Polizei wünschte der Veranstaltung vom „Christopher Street Day“, an der sehr viele Menschen ohne Abstand halten oder Maske tragen teilnahmen, ein „Happy Pride“.

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